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2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
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spürte, wie das Schiff ohne mein Zutun beschleunigte. Die Wolken glitten auf uns zu und wurden durchsichtiger. Dann waren sie verschwunden, und der Himmel war von einem Blau, dass einem die Augen übergingen.
    Aber nicht lange.
    Plötzlich leuchteten Sterne auf, und der Mond kam in Sicht, aber so, wie ihn noch nie ein Mensch gesehen hatte. Er wurde groß und weiß und immer größer und wuchs über sich selbst hinaus.
    Dann glitten wir über den Mond hinweg.
    Ratlos schaute ich in den nachtschwarzen Himmel und erkannte, was der Himmel wirklich war - von banjospielenden Englein keine Spur.
    »Das ist der Rio Grande der Sterne«, sagte ich. »Ein Sternenfluss, auf dem wir fahren, oder?«
    »Ja«, sagte der Alte. »Exakt.«
    »Und wohin fahren wir?«
    »Ich habe in einiger Entfernung etwas wie eine kleine Ranch«, sagte der Alte. »Beinahe eine Welt für sich. Es wird dir gefallen, denke ich.«
    »Und wenn nicht?«
    »Es wäre besser, wenn«, sagte der Alte.
    Da wurde mir klar, dass ich nie mehr zur Erde zurückkehren würde.

»Kennst du die Melodie?«
     
    Erneut verstärkte sich der Frost. Eine markerschütternde Böe verscheuchte Rhodan und Diamond aus der Gebäudebucht. Sie widerstanden nicht. Etwas - oder ES - wollte sie anscheinend weitertreiben. Sie folgten.
    Der Druck des Frostes ließ in den nächsten Minuten nach. Sie standen in einem Abschnitt der Straße, der von birnen- oder trichterförmigen Gebäuden dominiert wurde, deren oberstes Drittel semitransparent schien. Auch diese Bauwerke lagen unter einem Eispanzer.
    Da kein weiterer Hinweis folgte, gingen sie geradeaus. Die Straße verengte sich, schwenkte nach links und führte auf eine Plaza, die, wenigstens für die sonstigen Verhältnisse in der Maschinenstadt, bescheiden, geradezu intim wirkte. Sieben sehr enge Gassen zweigten von dort ab.
    »Wohin?«, fragte Diamond.
    »Lass mich nachdenken.«
    Gesetzt, ES stellte ihn wieder vor ein Rätsel - und er tat es nicht aus einer Laune heraus, sondern, weil er nicht anders konnte -, dann müsste das Rätsel lösbar sein.
    Aber was waren die Elemente des Rätsels?
    Es musste etwas sein, was ihm auffallen würde. Etwas, das anders war als sonst.
    Was hatte er gesehen? Die Allee der zerbrochenen Spielzeuge. Die toten Schmetterlinge. Die vielen Uhren, die alle auf kurz vor Mittag oder Mitternacht standen.
    Wo war der Eingang in diesen Irrgarten der Assoziationen?
    Bedeuteten die zerbrochenen Spielzeuge, dass ES mit ihnen spielen wollte? Wohl kaum. Plötzlich sortierten sich die Elemente in seinem Kopf: Konnten die Spielzeuge nicht heißen, dass er an die Zeit denken sollte, in der er gespielt hatte? An seine Kindheit und Jugend? Er hatte gespielt, er hatte gelesen. Und er hatte in seiner Jugend - oh ja: Kinofilme gesehen. Einer seiner Lieblingsfilme, in den ihn damals sein Vater mitgenommen hatte, war - er lachte laut auf, und dann begann er zu pfeifen. Das war ja fast zu einfach!
    »Geht es dir gut?« Mondras Stimme klang besorgt.
    »Kennst du die Melodie?« »Nein«, sagte sie.
    Er lachte wieder. »Warte. Ich singe es dir vor.«
    Er holte Luft, und dann begann er mit einer Stimme, die etwas tiefer als die eigene klang und ein wenig schluchzte, tatsächlich zu singen:
    »Do not forsake me, oh my Darling. On this our wedding day. Do not forsake me, oh my darling. Wait, wait along.
    I do not know what fate awaits me, I only know I must be brave. For I must face a man who hates me or lie a coward, a cravin' coward, or lie a coward in my grave.« Diamond starrte ihn ratlos an. »Mein Englisch ist nicht so sicher. Kannst du mir das übersetzen?«
    »Aber ja«, sagte Rhodan. »Wir müssen einen Saloon suchen.«
    Er lief los, starrte kurz in die erste, dann in die zweite, dann in die dritte Gasse. Bei der vierten sagte er: »Hier entlang!«
    Mondra Diamond folgte ihm.
    Die enge Gasse erlaubte ihnen nicht, nebeneinander zu gehen. Sie ging auf ein niedriges Gebäude mit einem kleinen Glockenturm zu. Als sie näher kamen, sahen sie, dass der Glockenturm eine Uhr hatte.
    Die Zeiger standen auf 11.56 Uhr.

Der Reisende: Ein Freund des Alten
     
    Ich lebte, ich weiß nicht wie lang, auf der Welt des Alten. Nachdem die CASTRUM PEREGRINI gelandet war und wir ausgestiegen waren, bekam ich ihn allerdings nicht mehr oft zu Gesicht.
    Ich lebte in einem Ort, den Steambody die Maschinenstadt nannte. Eine Art El Paso für niemand. Denn wer bei dem Wort Stadt an Ladys denkt, an Faro in gut gefüllten Saloons oder an Isham Brothers

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