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2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

Titel: 2591 - Im Auftrag der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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all den anderen Roboter war es zu verdanken, dass er sukzessive in einen Maschinenmenschen verwandelt worden war.
    »Wie kommst du hierher?«, fragte der Bote. »Träume ich?«
    »Nein. Denk daran, was wir dir beigebracht haben. Mach uns stolz. Beweis, dass wir gute Arbeit an dir verrichtet haben. Schlaf nicht ein. Wehr dich gegen die Einflüsse. Sieh zu, was geschieht. Es ist wichtig, es ist alles wichtig ... «
    Die Stimme verklang, verlor an Bedeutung und ließ ihn allein zurück, so allein ...
    Lotho blinzelte und hatte mit einem Mal einen klaren und deutlichen Ausblick auf die Umgebung der Silberkugel. Er war dem Weißen Zwergstern sehr nahe. Er spürte die davon ausgehende Strahlung beinahe körperlich. Sie verursachte einen Sonnenbrand - oder Verbrennungen - auf seinem Verstand, sie verätzte und vernarbte sein Denkfleisch.
    Er versuchte, James' Worte zu verstehen. Es war unabdingbar, dass er wach blieb und zusah, was nun geschah. Lotho durfte unter keinen Umständen aufgeben. Er war ES' Zeitzeuge. Er musste der Superintelligenz berichten, was geschehen würde, geschehen war.
    Sein Zeitgefühl ließ ihn völlig im Stich.
    Er wusste nicht, ob Sekunden oder Tage vergingen. Manchmal hatte er lichte Momente, die es ihm erlaubten, Messungen vorzunehmen, die die Emissionen im Inneren des Handelssterns eindeutig belegten. Sie waren meist gefolgt von Phasen unbeschreiblichen Schmerzes, der sein Gehirn durchbohrte und noch im letzten Molekül seines Metallleibes nachwirkte.
    *
    Wo war TiefenEins? Warum schwieg er, warum versteckte sich das Sicherheitsmodul?
    Ab und zu nahm er James wahr. Der Roboter schwebte durch die Silberkugel wie ein ungreifbarer Schatten. Er redete ihm gut zu und bestärkte ihn stets dann, wenn er alle Kraft zum Kämpfen verlor. Lotho empfand einerseits Sympathie für diesen ehemaligen Begleiter und andererseits tiefsten Abscheu. Er hatte ihm das Schlimmste angetan, was einem lebenden Geschöpf widerfahren konnte.
    Beide Gefühlsextreme halfen ihm, über die Phasen der größten Depressionen und der Schwäche hinwegzukommen. Wut und Zuneigung waren wohl zwei der stärksten Antriebskräfte des Menschen. Sie wurden womöglich nur von einer einzigen weiteren Emotion übertroffen.
    Er maß die Ankunft der beiden Hathor an. Die Hüter des Lichts, Wesen von absoluter moralischer Integrität und ES' Stellvertreter in Andromeda. Sie tauchten an Bord ihrer eigenen Silberkugel auf. Nur zu gern hätte sich Lotho ihnen offenbart und sie darum gebeten, ihn aus seiner Zwangslage zu befreien.
    Auch sein eigenes Schiff schien sich nach seinem Pendant zu sehnen. Doch sie blieben unsichtbar für die beiden, gebadet von all diesen ultrahochfrequenten Schauern, die eine Ortung in jeglicher Hinsicht unmöglich machten.
    Yuga und Marduk Lethos taten, was berichtet worden war: Sie untersuchten den Handelsstern mit der notwendigen Vorsicht; mit weitaus mehr Behutsamkeit, als er selbst an den Tag gelegt hatte.
    Lotho begriff, warum dies so war: Er verstand sich als Bote einer Superintelligenz. Er verfügte über Machtmittel, die selbst die beiden Hüter des Lichts nicht kannten. Diese Machtmittel verleiteten und machten überheblich. Wäre er mit mehr Bedacht an seine so heikle Mission herangegangen, hätte sich all dies womöglich vermeiden lassen. Jene Machtfülle, über die er verfügte, mochte einer der Gründe sein, warum er anderen Wesen immer weiter entrückte. Er tappte in dieselbe Falle wie Superintelligenzen oder andere höhere Wesen.
    Niemals wäre ihm in den Sinn gekommen, dass er die Kontrolle über TAQARAN verlieren konnte. Was für eine Anmaßung, was für eine Überheblichkeit!
    Wiederum driftete er für eine unbestimmbare Zeitdauer weg, und als er endlich wieder zu sich kam, waren die Andury auf der Bildfläche erschienen. Ihre Obeliskenschiffe trieben in gehörigem Respektsabstand zum glühenden Handelsstern.
    Die Vorfahren der Elfahder funkten die Hüter des Lichts mehrfach an, erhielten jedoch bloß knappe Absagen. Die beiden Hathor hatten kein Interesse an einem Kontakt mit den Weitgereisten. All ihre Konzentration galt diesem Phänomen. Sie erahnten das ungeheure Gefahrenpotenzial, das vom Handelsstern ausging, und sie suchten nach dem passenden Mittel, um das gewaltige Gebilde zu isolieren.
    Lotho Keraete wollte sich ihnen zu erkennen geben. Wollte ihnen sagen, wer er war und was für eine Aufgabe er hier zu erledigen hatte. Doch durfte er sich erlauben, in die Geschichte Andromedas einzugreifen?

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