2591 - Im Auftrag der Superintelligenz
Alarmsignale wahr, die jemand - die Silberkugel? - aussandte. Sie waren höchst intensiv und sie schmeckten nach Gefahr.
Er filterte aus all den verwirrenden Sinneseindrücken das Wesentliche heraus.
»Eine diffuse, energetische Erscheinung«, sagte er, um zu wissen, ob seine Stimme noch funktionierte. »Sie nähert sich dem Handelsstern. Die Werte im UHF-Bereich der Ortung sind ungewöhnlich heftig.«
Gleich darauf entwickelte sich aus der rein theoretischen Analyse, aus all diesen Bildern und Zahlenreihen, ein deutlich spürbarer Druck. Lotho fühlte die mentale Präsenz eines Geisteswesens. Einer Wesenheit, die in seinen Gedanken einen ganz anderen Raum einnahm als ES - und ihm sehr, sehr mächtig erschien.
VATROX-VAMU.
Der Feind der Frequenz-Monarchie war angekommen, angelockt vom ultrahochfrequenten Leuchtfeuer.
Anders als die beiden Hüter des Lichts hielt sich das Geisteswesen nicht lange mit Messungen auf. Es vermittelte unglaubliche Gier. Zielstrebig steuerte es auf den Pseudostern zu.
Lotho Keraete reagierte. Alle Teilnehmer dieses seltsamen Spiels waren versammelt, der Tisch sozusagen gedeckt. Nun galt es. Er musste darauf achten, dass ihn die Wesenheit unter keinen Umständen entdeckte; andernfalls war die Zukunft in Gefahr. Das Wissen, über das er verfügte, würde in den falschen Händen für unabsehbare Konsequenzen in jener Zeit sorgen, aus der er gekommen war.
»Alle Energie auf den Ortungsschutz!«, befahl er der Silberkugel. Trotz der zusätzlichen mentalen Belastung gewann er an gedanklichem Bewegungsspielraum.
Die verpuffende Psi-Materie und VATROX-VAMU interferierten auf gewisse Weise, und diese gegenseitige Beeinflussung nahm - zumindest für den Augenblick - Druck von ihm. Zwischen Entität und der abbrennenden Psi-Materie entstand etwas, und dieses Etwas gefiel ihm ganz und gar nicht.
Die Hüter des Lichts griffen nun aktiver ins Geschehen ein. Sie bemühten sich, Kontakt mit VATROX-VAMU aufzunehmen. Doch er reagierte nicht. Zielstrebig steuerte er auf den Pseudostern zu, mit freiem Auge nicht zu erkennen, aber deutlich spürbar.
Er strahlte Gier aus. Und Triumph. Ahnte er, womit er es hier zu tun hatte? Oder wollte er sich bloß an den gewaltigen Mengen an Psi-Nahrung laben?
»Weg!«, befahl Lotho Keraete, nun wieder völlig klar. »Wir benötigen mehr Distanz zu TAQARAN.«
Eine Hand berührte seine Schulter. Eine warme, zarte Hand. Sie streichelte den metallenen Nackenansatz und glitt dann nach vorne, den Hals entlang nach oben übers Kinn. Zwei Fingerkuppen berührten seine Lippen.
»Scht«, sagte Negra Tolt und lächelte ihn an. »Du musst so nahe wie möglich dranbleiben. Du darfst nicht davonlaufen. Du musst dich der Verantwortung stellen. Du weißt, was nun geschieht, und du musst versuchen, es zu verhindern - oder zumindest so viele Daten wie möglich über die Geschehnisse zu sammeln.«
Ja, er wusste, was geschehen würde. Der Zugriff auf das PARALOX-ARSENAL geschah. Er war aus dem einzigen Grund hierher geschickt worden, diesen Vorgang zu dokumentieren.
»Ich werde sterben«, sagte er in einer düsteren Vorahnung zu der Frau.
»Der Tod ist eine äußerst überschätzte Angelegenheit.« Negra Tolt trat näher und setzte sich mit gespreizten Beinen auf seinen Schoß. »Ich habe ihn durchgemacht, und ich war einigermaßen enttäuscht.« Sie küsste ihn auf die Stirn. »Jetzt tu, was ES von dir verlangt.«
»J... ja.«
Die Frau schwang ihr rechtes Bein elegant über seinen Körper und löste sich von ihm, nicht, ohne ihm einen letzten Blick zuzuwerfen, der Terkonit zum Schmelzen gebracht hätte. Sie tat einige Schritte rückwärts. Ohne sich von ihm abzuwenden, glitt sie über einige kleinere Zusatzaggregate und verschwand im diffusen Schleierlicht, das sich rings um die Silberkugel gelegt hatte.
Lotho Keraete war kein Mann mehr. Er würde niemals wieder mit einer Frau schlafen können und er hatte längst all die Gedanken an Sex abgelegt. Und dennoch empfand er ein Kribbeln, das ihn an seinen menschlichen Leib erinnerte - und an den Schmerz, als er damals, nach langem Schlaf, von James geweckt und auf seine Kastration aufmerksam gemacht worden war.
Die Gier VATROX-VAMUS erreichte einen Höhepunkt. Das Geisteswesen wühlte sich in den Pseudostern. Die Schutzmechanismen TAQARANS versagten. Sie waren nichts im Vergleich zum kalten Verlangen VATROX-VAMUS, der sich über das Innere des Handelssterns hermachte. Er labte sich an den deflagrierenden Mengen an Psi-Substanz
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