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2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

Titel: 2591 - Im Auftrag der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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gehalten wurde.
    Wieder drohte Lotho zu Boden zu stürzen, und nur mit Mühe schaffte er es, sich in einen formenergetischen Sitzblock zu quetschen und dafür zu sorgen, dass ihn das Material fixierte.
    Er gestand sich selbst so wenig Bewegungsfreiheit wie möglich zu. Wer wusste schon, ob er angesichts der Eindrücke, die ihn nun wieder in vermehrtem Ausmaß überschwemmten, nicht in Gefahr geriet, selbst sein Leben zu beenden - beziehungsweise sich auszuschalten?
    »Es war ... die Frostrubin-Detonation!«, stammelte er. »Sie hat den Rücksturz in den Normalraum ... erzwungen und auch irreparable ... Schäden am Rechnernetz angerichtet. Ich kann nichts dafür. Ich kann ... nichts dafür!«
    TiefenEins sagte etwas, Lotho verstand kein Wort. Die Stimme des Sicherheitsmoduls drang nicht mehr zu ihm durch. Die durch die Strahlungsemissionen bewirkten Effekte beanspruchten ihn zu sehr.
    Er musste bei Verstand bleiben! Er musste sehen und analysieren, was nach dem Eintreffen der Hüter des Lichts geschah - und dann versuchen, VATROX- VAMU an diesem schicksalsschweren Fehler zu hindern, der so große Auswirkungen auf Geschehnisse 300.000 Jahre in der Zukunft nehmen würde.
    Nicht einschlafen. Nicht wegdriften. Alle Sinne beisammenhalten.
    »... kann dir nicht helfen!«, drang ein weiteres Mal TiefenEins' Stimme zu ihm durch. »... vielleicht ein anderer ...«
    Lotho Keraete ließ sich treiben, die Silberkugel trieb dahin, kreiste um den Handelsstern in einer exzentrischen Umlaufbahn. Manchmal hatte er völlig freie Sicht auf den scheinbaren Weißen Zwergstern. Dann wiederum legten sich andere Bilder und Eindrücke über seine Optiken.
    Er dachte an das Riesengewächs im Inneren des Stationsmondes in der Schneise Anthurestas, und für eine Weile gelang der Versuch, sich selbst von seiner armseligen Lage abzulenken. Die Pflanzenblüten hatten so viel goldene Glücksgefühle in die Luft gepustet, dass es ihm leichtfiel, an sie zu denken. Doch auch diese Erinnerungen verblassten mit der Zeit, und zurück blieb die so trist wirkende Umgebung der Silberkugel.
    Lotho verlor die Kontrolle. Er glitt in den Wahnsinn, begleitet von Bildern, Tönen, Gerüchen und dem Geschrei von TiefenEins. Vielleicht, um diesmal nicht mehr zurückzukehren und für immer im wahnsinnig machenden Strahlenschauer des Handelssterns TAQARAN zu baden.
    »... Bolphor...«
    Da war dieser seltsame, fremde und zugleich so gewohnte Begriff, der ihn an etwas erinnerte. Wenn er doch nur gewusst hätte, was das Wort bedeutete - und wer es gesagt hatte.
    »... hattest immer schon Schwächen, Süßer ... «
    Andere Worte, die etwas in ihm rührten. Ihn weit in eine Vergangenheit zurückschickten, in der er noch nicht für ES tätig gewesen war. Und diese bezaubernde Stimme ...
    Lotho versuchte, wach zu bleiben. Seine Neugierde und sein Interesse erwachten von Neuem. Diese beiden Stimmen bedeuteten ihm etwas. Sie hatten Brüche in seinem bisherigen Leben markiert. Mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand, konzentrierte er sich auf die Worte.
    Sie blieben für eine Weile aus, und schon begann er an seinem Verstand zu zweifeln. Bewirkte die Strahlung denn etwas, das ihn in den Wahnsinn trieb?
    »Wach auf, Bolphor! Du darfst nicht dein ganzes Leben verschlafen. Erinnere dich an deine Wachphasen; als du gelernt und mit uns diskutiert hast, als wir dich für unsere und ES' Pläne begeistern konnten.«
    Fast hätte Lotho vor Freude geschrien. Er hörte, und er verstand, was gesagt wurde! Doch es gelang ihm nicht, sich zu artikulieren. Seine Stimme war weg. Verschwunden. Stattdessen brachte er bloß ein zusammenhangloses Gestammel hervor.
    »Konzentrier dich, Bolphor. Denk daran, was wir dir in Heim beigebracht haben. Du musst kleine Schritte tun und nicht alles auf einmal wollen.«
    Kleine Schritte. Im Laufe der Jahrhunderte.
    Die vagen Erinnerungen verdichteten sich, und sie zeigten ihm das Bild eines Roboters, etwa 1,50 Meter groß, mit vier Beinen.
    »James«, brachte er unter Mühe hervor.
    »Derselbe, Herr.« Das silbergrau schimmernde Wesen neigte seinen Kugelkopf. Mehrere Lichtbänder auf dem Rund seines »Gesichts« leuchteten abwechselnd auf. »Weißt du noch?«
    »Ja.«
    Lotho dachte angestrengt nach.
    James war einer von vielen hundert Robotern gewesen, die ihn in einer voll automatisierten Station namens Heim aufgepäppelt und für den Dienst im Namen von ES vorbereitet hatten. Sie hatten ihn viel gelehrt - und seine menschliche Seite zerstört. James und

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