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2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

Titel: 2591 - Im Auftrag der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Umwandlung dieser Sterneninsel in eine Negasphäre. Nicht zu vergessen die Beteiligung an Thoregon und die Erhöhung der Hyperimpedanz. Um nun knapp vor ihrem Ende, ihrem Tod, ihrer Auslöschung zu stehen.
    TiefenEins schmiegt sich enger an die Brust des Boten.
    Lotho Keraete stört sich nicht weiter daran. Die beiden wirken nun wie gute alte Bekannte, und ich frage mich, warum wir dem externen Teil niemals zuvor begegnet sind.
    Weil es bislang nicht notwendig war, dass sich die beiden voneinander trennten, sage ich mir. Oder aber wir haben es bloß nicht bemerkt.
    »Einige Jahrzehnte später und um einige Erfahrungen reicher führte mich ES in eine Vielzahl seiner Geheimnisse ein«, fährt der Bote fort, während es sich TiefenEins über seiner linken Brust bequem macht. »Ich erfuhr erstmals von der Ringgalaxis Anthuresta ... «

4.
    Arbeit, nichts als Arbeit!
     
    Wieder einmal stand er am Fuß des riesenhaften Turms im Zentrum der Maschinenstadt auf der Kunstwelt Wanderer. Man schrieb das Jahr 1323 NGZ. Einige Bewohner der Stadt ließen sich blicken: Da war die Projektionsgestalt von Ernst Ellert, der Androide Homunk, und schemenhaft erkennbar zeichneten sich Piet Rawlands Konturen in der Ferne ab.
    Der ehemalige Revolverheld marschierte eine Straße auf und ab, immer wieder. Er war ein Außenseiter unter Außenseitern und führte meist eine Existenz fernab von ihnen.
    Lotho fragte sich, welchen Narren ES an diesem Geschöpf aus der frühterranischen Vergangenheit gefressen hatte.
    Die Superintelligenz war allgegenwärtig. Ein mentaler Druck legte sich über sein Bewusstsein, und diese ungreifbare Kraft brachte das wackelige, fremdartige Ding in seinem Inneren wieder zum Schwingen. Lotho konnte den Fremdkörper fühlen. Er war wie ein Krebsgeschwür, das sich in ihm eingenistet hatte und mal hier, mal da auftauchte, um an ihm zu naschen.
    Sollte er mit ES darüber reden?
    Nein. Die Superintelligenz beschäftigte sich nur ganz selten mit derartigen Dingen.
    Gelächter erklang in ihm. Es war vergleichsweise leise. Der Herrscher über Wanderer dämpfte seine »Stimme«.
    »Wir treten in eine neue Entwicklungsphase«, sagte ES. »Die Zeit liegt wie ein Band mit unzähligen Verästelungen vor mir, und ich muss gestehen, dass dieser Anblick neu für mich ist.«
    Die Superintelligenz gab sich überraschend offen. Was Lotho Keraete als schlechtes Zeichen deutete.
    »Ich stehe an einem Scheidepunkt. Es bedarf einiger Überlegungen, um die bestmöglichen Varianten für meine zukünftigen Lebenswege ausfindig zu machen. Ich muss Vorbereitungen treffen, Haltepflöcke in Zeit und Raum verankern. Was geschehen wird, hängt großteils von euch und eurem Engagement ab. Insbesondere dir, Lotho Keraete, kommt eine Schlüsselrolle zu.«
    Ihn fröstelte. Plötzlich fühlte er sich schwach und klein. Die Worte der Superintelligenz lasteten auf ihm. ES neigte manchmal zu übertriebenem Pathos; vor allem wenn er drauf und dran war, weitreichende Entscheidungen zu treffen. Eine derartige Ladung von Emphase bedeutete niemals Gutes.
    Wie kam es, dass ein derart überlegen wirkendes Geisteswesen Schwächen hatte? ES hielt Myriaden von Handlungsfäden in den virtuellen Händen, zog da und ließ dort nach, um eine ihm genehme Zukunft zu gestalten, um die Dinge in mehreren Sterneninseln nach seinem Gutdünken verlaufen zu lassen. So, dass ES seinen Herrschaftsanspruch im Gerangel einer Vielzahl von Superintelligenzen weiter zementieren konnte. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ES offenbar seine Selbstsicherheit verloren.
    »Seht her!«, verlangte ES.
    Die Umgebung änderte sich abrupt. Ernst Ellert, Homunk und er wurden in die Leere des Weltalls geschleudert. Lotho fühlte unglaubliche Kälte, trotz des schützenden Metallkörpers. Er schnappte nach Luft; ein Reflex aus der Zeit seines Menschseins, den er sich wohl niemals abgewöhnen würde.
    Die Kälte ließ gleich wieder nach. ES hatte ihn in eine Schutzhülle gepackt, die seinen Körper eng umschloss. Es stellte sich die Frage, ob er tatsächlich ins Vakuum geschleudert worden oder lediglich in einer reichlich realistischen Simulation gefangen war.
    Er sah sich um. Er entdeckte drei größere Sternenansammlungen in der unmittelbaren »Umgebung«. Zwei davon waren weiter entfernt, wie verwaschene Schemen, aber sie alle stachen aus der scheinbar willkürlich verteilten Sternenstreu ringsum deutlich hervor.
    Lotho wusste unvermittelt, wo er sich befand. ES' Informationen manifestierten in

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