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2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

2591 - Im Auftrag der Superintelligenz

Titel: 2591 - Im Auftrag der Superintelligenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Bote, und TiefenEins widerspricht: »Eigentlich ist es viel früher losgegangen. Und zwar am zweiundzwanzigsten Februar 1291 NGZ. An jenem Tag, da wir es erstmals mit ES und Wanderer zu tun bekamen ... «

2.
    Karrierebeginn
     
    Es war der Tag, da ihm sein Auftrag bewusst gemacht worden war. Er hatte sich mit dem zeitlosen Zeitreisenden Ernst Ellert unterhalten, und der hatte ihn auf die Begegnung mit ES vorbereitet. Auf die mentale Wucht, mit der die Superintelligenz auf ihn einwirken würde.
    Im Zentrum einer hochgewölbten Halle voller Maschinenaggregate war es dann so weit. Das schallende Gelächter des Geisteswesens erklang. Es durchdrang ihn und es brachte seinen Kunstkörper zum Schwingen.
    In seinem Inneren rumorte es, als befände sich etwas in seiner Leibesmitte. Etwas, das lose hing und sich lösen wollte.
    Lotho ignorierte das Gefühl. Er schrieb es seiner Verwirrung zu. Seiner Verwirrung - und seinem Schmerz.
    Er war über die Jahrhunderte zum Maschinenwesen gemacht worden, um nun in die Dienste von ES zu treten. Einzig und allein sein Menschengehirn war am Platz geblieben, und manchmal meinte er, dass ihm selbst dieser schwammige und gut durchblutete Gewebeteil genommen worden war. Seine Emotionen fühlten sich fremd und fremdartig an; wie auch die körperlichen Empfindungen von maschinellen Rezeptoren auf völlig andere Art und Weise weitergegeben wurden, als er sie in Erinnerung hatte.
    Ein grelles Leuchten brach über ihn herein. Der Lichtstrahl nahm am Kuppelzenit seinen Beginn und fuhr auf ihn herab. Badete ihn. Reinigte ihn.
    Dämpfe bildeten sich über dem Boden. Sie nahmen die Form eines gemächlich rotierenden Balls an, über den Spiralschlieren trieben. Eine Spirale löste sich und ließ den Ball zu einer Marginalie werden. Sie verdrängte alles, woran Lotho bislang gedacht hatte.
    »Willkommen, Lotho Keraete«, erklang eine sowohl akustisch als auch mental erfahrbare Stimme. »Ich freue mich, dass du trotz aller Widernisse den Weg zu mir gefunden hast.«
    Keraete schwieg und wartete darauf, dass ES fortfuhr. Er hatte jetzt keine Worte. Er stand wie erstarrt. Ernst Ellert nahm er gar nicht mehr wahr. Für ihn gab es nur noch die gleißende Spirale unter dem Kuppeldach.
    Aber er dachte, und ES verstand seine Gedanken.
    »Ach, du glaubst, ich hätte den Kampf draußen inszeniert, um dich zu prüfen?« Wieder das schallende Lachen. »Solange es den Kampf der Indianer gegen die Kavallerie betrifft, vielleicht. Aber die Roboter und die Raumlandesoldaten hatten nichts mit dir zu tun. Doch darüber reden wir später. - Du weißt, weshalb du hier bist, Lotho Keraete?«
    »Ich soll ... dein neuer Bote werden«, stammelte der Terraner ehrfurchtsvoll. »Das Verbindungsglied zwischen dir und der Menschheit.«
    »Die Roboter in Heim haben dich gut informiert«, sagte ES. »Genauso ist es. Bisher war Ernst Ellert mein zuverlässiger Bote. Doch nun sollst du ihn ablösen.«
    »Warum, ES?«, fragte Lotho, der sich darüber wunderte, wie gelassen Ellert diese Ausführungen hinnahm. Hätte er sich nicht gegen seine »Entlassung« wehren sollen?
    »Ich will es dir sagen«, verkündete ES. »Thoregon steht kurz vor der Entstehung - sofern es Torr Samaho und MATERIA nicht noch gelingt, mich vorher auszulöschen. In den kommenden Jahrhunderten wird möglicherweise Handlungsbedarf in meinem Sinne bestehen, aber ich kann nicht immer persönlich anwesend und in Reichweite der Menschheit sein. Und da Adlaten wie Ernst Ellert immer auch von meiner Nähe und Initiative abhängig sind, weil sie im Grunde nur körperlos oder nur materialisiert sind, benötige ich einen körperlichen, aber dennoch unsterblichen Gesandten.«
    »Und dieser Gesandte soll ich sein«, folgerte Lotho Keraete.
    »So ist es geplant«, sagte ES.
    Für einen Augenblick herrschte Schweigen in der großen Kuppelhalle, außer dem allgegenwärtigen mentalen Druck von ES.
    Dann fragte Keraete: »Darf ich mich entscheiden, ES?«
    Ein schallendes Lachen antwortete ihm.
    »Du bist alleiniger Herr deiner Zukunft, Lotho Keraete. Ich kann und will dich nicht zwingen, in meine Dienste zu treten.«
    »Dann zeig mir bitte mein Leben, wie es ausgesehen hätte, wenn wir nicht mit der HUMBOLDT auf die Blues gestoßen und von ihnen abgeschossen worden wären; wenn wir nicht in die Sonne gestürzt wären.«
    »Du sollst es sehen, Lotho Keraete.«
    Im nächsten Moment verschwamm die Umgebung vor ihm, und ihm wurde schwarz vor Augen.
    ES zeigte Keraete, was geschehen

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