Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
Vom Netzwerk:
Munition.
    Nein, keinen Colt-Peacemaker - er war ja nicht Perry Rhodan oder Piet Rawland. Sondern ein Steyr AUGSturmgewehr, das sich mit wenigen Handgriffen zu einem leichten MG oder einer Scharfschützenwaffe umrüsten ließ. Die Details hatte er erstaunlich gut in Erinnerung: Eine Risszeichnung dieses Modells hatte vor über drei Jahrtausenden an der Wand seines Jugendzimmers gehangen.
    Manche Dinge merkte man sich ewig, je belangloser, desto besser.
    Die Nadeln des Föhrenstrauchs verfärbten sich zu hellem Gelbgrün. »Fertig! Kannst nun rauskommen«, rief Krepsh.
    Nur zu gern befolgte Tiff die Aufforderung. Er war am ganzen Körper zerstochen. Allgemein fühlte er sich schrecklich verwundbar, ausgelaugt und gebrechlich.
    Wie ein Schwarm winziger Mücken stieg flirrende Hitze aus dem Strauch auf, dessen Äste sich ächzend zusammenkrümmten. Ebenso schnell, wie sie gewachsen waren, verschmolzen die Zweige zur grobporigen Haut einer etwa meterlangen Fruchtschote.
    Die Gnome wiesen Tiff an, die fleischige Schale aufzubrechen. Darin fand sich tatsächlich die Ausrüstung, bis ins kleinste Detail wie »bestellt«.
    Er legte die Kleidung und die Armbanduhr an, steckte das Multifunktionsmesser in die Gürteltasche, lud das Sturmgewehr und hängte es um. »Bereit.«
    »Siehst toll aus, Zukünftiger!«
    Dieser Schein trügt, dachte Tiff. Er stellte die Zeiger auf zwei Uhr.
    Seiner Schätzung nach würde in zehn Stunden der letzte Tag seiner Frist anbrechen.

4.
    Vorbehalt und Hinterhalt
     
    Der Klamme Korridor erwies sich als Abfolge enger Straßenschluchten einer Ruinenstadt.
    Krepsh und Velrit hatten nicht zu viel versprochen. An vielen Stellen wurde gekämpft. Angehörige verschiedener Völker lieferten einander erbitterte Schusswechsel.
    Es handle sich weniger um einen Bürgerkrieg, erklärten die Geschwister, als um permanente Scharmützel zwischen rivalisierenden Gruppierungen von Renegaten. Zum Glück rieben sie sich fast ausschließlich gegenseitig auf, statt ihre Kräfte im Widerstand gegen Duleymons Herrschaft zu bündeln.
    Die Monarchin ließ sie gewähren, solange sich die Gefechte auf wenige Sektoren beschränkten. In gewisser Weise trugen sie ja zur Geburtenkontrolle und genetischen Auslese bei.
    Julian Tifflors Frage, ob es denn nicht möglich sei, auch ihn unsichtbar zu machen, verneinte Krepsh kategorisch. Im Übrigen verfügten manche Fraktionen sowieso über Mittel, die Tarnung zu durchschauen.
    Man verlegte sich daher aufs Schleichen. Eine Weile ging das ganz gut.
    Jede sich bietende Deckung ausnutzend, arbeitete Tiff sich langsam voran. Zu langsam für seinen Geschmack, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Ohne Individual-Schutzschirm fühlte er sich grässlich verwundbar.
    *
    Gerade, als in Tifflor zarte Hoffnung aufkeimte, sie könnten die kritische Zone überwinden, ohne in Kämpfe verwickelt zu werden, brach rings um ihn die Hölle los.
    Keine dreißig Meter voraus wölbte sich an mehreren Stellen der Straßenbelag auf, als versteckte Sprengladungen hochgingen. Weitere Explosionen brachten die Gebäude links und rechts davon zum Einsturz.
    Was er für freie Bahn gehalten hatte, verwandelte sich binnen Sekunden in eine Sackgasse. Der Hinterhalt galt, wie sich gleich darauf herausstellte, nicht ihnen: Denn nicht nur Velrit und Krepsh wurden sichtbar; sondern auch, wenige Meter dahinter, ein Trupp verwegen aussehender Gestalten, überwiegend Insektoide.
    Sie waren das Ziel des Überfalls. Aus den angrenzenden Ruinen wurden sie unter Feuer genommen. Einige brachen, von Strahlschüssen getroffen, zusammen. Die Übrigen zogen sich hastig zurück, die Straße hinunter.
    Auch Tiffs Begleiter wollten in diese Richtung laufen. Er erwischte sie gerade noch an den Krägen. Obwohl sie heftig protestierten, zerrte er sie zur Seite und in den nächsten Hauseingang. Auf halber Höhe der Kellertreppe kauerte er sich hin.
    »Still!«, flüsterte er. »In den Etagen über uns sind Heckenschützen postiert.«
    »Darum wollten wir ja ... «
    »Pscht!«
    Laut knatternde Entladungen, in die sich immer mehr Todesschreie mischten, bewiesen Tiff, dass ihn Erfahrung und Intuition nicht getrogen hatten. Die überfallene Partei war der gegnerischen Hauptstreitmacht geradewegs in die Arme und vor die Mündungen gerannt. Wären Tiff und die Gnome ihnen gefolgt, würden sie jetzt wohl ebenso gnadenlos niedergemetzelt.
    »Wir müssen warten, bis sich die Staubwolken verzogen haben«, raunte er.
    »Ganz wie du meinst, oh

Weitere Kostenlose Bücher