2592 - Im Zeitspeer
es ihm all seine Verfehlungen, Ängste und Schuldgefühle bewusst werden ließ?
»Ich möchte den Perianth haben!«, sagte er mit fester Stimme.
»Also schön.« Banifour Crumplei, Despikt von Aniloun, richtete seinen gekrümmten Leib ein wenig auf. Irgendwo in seinem Wanst knackste es. »Du bekommst, was du verdienst. Allerdings wird es eine Weile dauern.«
»Wie lange? Ich habe ein eingeschränktes ... Zeitkonto.«
»Ich weiß. Es könnte ein wenig knapp werden, aber ich denke, wir werden es schaffen.«
»Was schaffen?«
»Dass ich innerhalb dieser Frist verende und du mir den Perianth aus dem Leib zerren kannst.« So etwas wie Nachdenklichkeit schwang in der Stimme des Orbiters mit. »Denk daran: Dir werden viele Opfer abverlangt werden, ehe du deinen Jahrmillionengang beendet hast. Und sei dir bewusst, was du durch deine Taten alles vernichtest.«
»Dein Leben ... «
»Nicht nur meines. Es werden noch schlimmere Prüfungen auf dich zukommen. Und nun bitte ich dich, ruhig zu sein. Ich habe nicht mehr allzu viel Zeit, um die rituellen Gebete und Verfluchungen auszusprechen.«
Julian Tifflor fühlte unendliche Trauer, und mit einem Mal zweifelte er an seiner Mission. »Gibt es keinen anderen Ausweg ...?«
»Nein, Mensch. Mein Opfer ist Teil deiner Prüfung.«
*
In der Sphäre war kaum Platz für sie beide. Tiff drückte sich so eng wie möglich an die Wand.
Die Nähe des anderen war ihm zuwider. Seine Ausdünstungen verursachten bei Tiff Brechreiz.
Banifour Crumpleis Stimme klang nun müde, als er in einer völlig fremdartig klingenden Singsangsprache seine Exerzitien vollzog. Nur einmal noch schreckte er hoch und öffnete mehrere seiner Hautlappen in Richtung Tifflor. »Solltest du Perry Rhodan begegnen, bitte ihn, um seine Ritteraura zu kämpfen. Sie ist wichtig. Er ist wichtig.«
»Was weißt du ... «
»Scht!«
Nach einigen Stunden verstummte der Orbiter. Es dauerte noch über einen Standardtag lang, bis sich sein Leib nicht mehr rührte und die Hautlappen sich zum letzten Mal schlossen.
Dann ging es wieder blitzschnell: Banifour Crumpleis Körper zerfiel binnen weniger Minuten.
Flüssigkeit rann aus dem sackähnlichen Leib und düngte die Blümchen. Die Gliedmaßen verschrumpelten. Staub wirbelte umher, Hautreste platschten zu Boden.
Tiff erhob sich. Er spürte Schmerzen in der Schulter. Dort, wo ihn der Koloss getroffen hatte.
Er murmelte ein Gebet, wie er es seit Jahrhunderten - nein: Jahrmillionen - nicht mehr getan hatte. Dann wühlte er mit der Hand in den Resten des zerfallenen Leichnams, bis er fand, was er suchte. Der Perianth-Kristall wirkte frisch und unberührt.
Julian Tifflor verließ das winzige Zeitkorn durch jenes Tor, das Banifour durch seinen Leib verdeckt hatte, und setzte seinen Marsch fort. Diesmal war ihm nicht bange, allzu rasch wieder in Trübsal zu verfallen.
Er musste nachdenken. Er würde den Rat des Orbiters befolgen und die Zeit nutzen.
Julian Tifflor durchwandert auf der Suche nach »Kelch und Krone« die Jahrmillionen und begegnet fremdartigen, bizarren Lebensformen in den Krumen der Zeitkörner
- Opfer und Verluste sind dabei die Begleiter jedes neuen Gewinns.
In Band 2593, der ebenfalls aus der Feder von Leo Lukas stammt, nähert sich diese Reise ihrem Ziel.
Der Roman erscheint nächste Woche überall im Zeitschriftenhandel unter folgendem Titel:
DAS PARALOX-ARSENAL
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