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2597 - Hyperkaelte

2597 - Hyperkaelte

Titel: 2597 - Hyperkaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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gezielt eine telepathische Botschaft an den Mausbiber, aber ihre Emotionen kochten hoch. Natürlich waren alle, die in der Zentrale der JULES VERNE-1 Dienst taten, Profis genug, es sich nicht anmerken zu lassen. Ihre Gedankenwelt jedoch konnten sie nicht unter Kontrolle halten.
    Nicht nach dem, was geschehen war.
    Jeder Einzelne wusste, wie schlimm es aussah und dass das Feuerauge kurz davorstand, das Solsystem zu vernichten, was gleichbedeutend mit dem eigenen Tod war. Das ertrugen sie noch. Damit konnten sie umgehen. Sie waren Soldaten, Offiziere, und sie setzten täglich ihre Existenz aufs Spiel. Diesen Preis zahlten sie gerne.
    Aber zu sehen, wie insgesamt mehr als 350 Millionen Menschen kämpften, um ES am Leben zu erhalten ... und wie die Superintelligenz 100 Millionen von ihnen ermordete, das war zu viel.
    Für sie.
    Für jeden.
    Für Gucky ebenso.
    Da halfen auch nüchterne Überlegungen nichts. Es spielte keine Rolle, ob die Bewusstseine dieser Neu-Globisten sich nun in ES integrierten und Teil des Bewusstseinspools geworden waren.
    Sogar wenn die Superintelligenz nicht kurz davorstünde, selbst zu sterben und damit auch diese 100 Millionen mit ins endgültige Verderben zu reißen ... sogar dann war die körperliche Existenz dieser riesigen Menge von Menschen beendet. Sogar dann waren sie Väter und Mütter und Töchter und Söhne. Brüder. Freundinnen. Lebenspartner. Großeltern und Enkelkinder.
    »Ich verlasse kurz die Zentrale«, rief Reginald Bull und erhob sich.
    Gucky hob den Blick. »Wohin gehst du?«
    »Wir«, verbesserte Bully. »Du kommst mit.«
    »Ich?«
    Der alte Freund packte ihn am Arm. »Teleportier uns in irgendeine leere Ecke.«
    Dorthin, wo mir nicht tausend Gedanken von Entsetzen und Hass auf ES entgegenschlagen? »Gern«, sagte der Mausbiber.
    Die Umgebung der Zentrale verschwand und wich dem Anblick von Regalen, die einige Meter hoch aufragten bis zur Decke einer Halle. Es herrschte nur eine dumpf-rötliche Notbeleuchtung, und es roch nach tausend Gewürzen.
    »Wohin bist du gesprungen?«, fragte Bully verblüfft.
    »Einer meiner Lieblingsplätze«, sagte Gucky. »Ich war früher schon oft hier.« Der Mausbiber genoss die telepathische Stille.
    »Ein Lagerraum?«
    »Der Lagerraum! Direkt hinter einer der größten Bordküchen. Hier findest du alles, was das Herz begehrt.«
    »Wohl eher der Bauch«, meinte Bully.
    Diesmal war das Grinsen des Mausbibers echt. »Vieles ist künstliches Zeug, aber es gibt auch echte Lebensmittel aus den hydroponischen Gärten. Und haltbare Importwaren.«
    Zwei Flaschen schwebten aus einem der oberen Regalfächer - Gucky fischte den Karottensaft aus der Luft, eine Flasche mit dunklem Bier klatschte in Bullys Hand. Telekinetisch gut gezielt, das musste er schon sagen.
    »Du begehst Mundraub?«, fragte Bully verblüfft.
    »Erstens hab ich für Terra mehr als genug getan, um mich ohne schlechtes Gewissen bis an mein Lebensende durchzufressen - und zweitens gibt es ein ungeschriebenes Gesetz, das es Ilts an Bord aller Raumschiffe erlaubt, die Bordnahrungsmittel nach eigenem Gutdünken zu verwenden.«
    Bully lachte und öffnete das Bier. »Habe ich lange nicht getrunken. Ist nicht mehr so üblich wie früher.« Dann verdüsterte sich sein Blick. »Aber dir ist schon klar, dass wir keine Zeit für solchen Unsinn haben?«
    »Du wolltest die Zentrale verlassen.«
    »Weil ich mit dir reden muss.«
    »Bitte, tu das - und trink ein Bier dabei.« Gucky schnippte telekinetisch den Deckel des Karottensafts beiseite. »Weißt du, jeder Einzelne in der JULES VERNE und wahrscheinlich auf ganz Terra ist wie gelähmt, weil ES nicht nur den Willen von 100 Millionen Leuten vergewaltigt und sie danach umgebracht hat ... sondern weil sich die Superintelligenz ausgerechnet an denen vergriffen hat, die sich bis zur völligen Erschöpfung verausgabten, um sie zu retten. Verdammt, Dicker, ich war im Magellan-Stadion und habe die Leichensäcke der Neu-Globisten gesehen, die um sechs Uhr mit dieser Schockwelle gestorben sind! Und dann, ein paar Stunden später, geht ES hin und ...« Er sprach nicht weiter.
    Bully trank, und als er die Flasche absetzte, rann ihm ein wenig Schaum aus dem Mundwinkel. »Ging es dir deswegen dort oben so schlecht?«
    »Dir nicht?«, fragte Gucky.
    »Ich spüre keine fremden Gedanken.« Bully lachte wieder, aber diesmal klang es völlig humorlos. »Allerdings stelle ich mir selbst genügend Fragen.«
    »Ich müsste nicht hören und mitempfinden, was die

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