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2597 - Hyperkaelte

2597 - Hyperkaelte

Titel: 2597 - Hyperkaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Berücksichtigung sämtlicher Informationen steht mit über 90 Prozent Wahrscheinlichkeit fest, dass Markanu durch den Zapfvorgang mitgerissen wird und vollständig anstelle von Wanderer in TALIN ANTHURESTA materialisieren wird.«
    »Wann?«, fragte Betty.
    »Keine Aussage möglich.«
    »Was ist mit Talanis?«
    »Der Kontinent bleibt stabil auf beiden Welten.«
    »Näher heran!«, entschied die Altmutantin.
    Eritrea übernahm die Steuerung und führte die Silberkugeln bis auf 200.000 Kilometer an den Ort, an dem sich Wanderer und Markanu im Fünfsekunden Rhythmus abwechselten. An den bizarren Anblick würde sich Betty wohl niemals gewöhnen. Inzwischen waren einige Minuten vergangen - etliche Dutzend Mal hatten die Planeten die Plätze getauscht.
    Die beiden Frauen beschlossen, den Versuch zu wagen. Sie wussten, was es zu wissen gab, doch noch immer konnte man die Fakten in alle nur denkbaren Richtungen interpretieren.
    Sie errechneten den besten Anflugwinkel und die notwendige Geschwindigkeit, um die wechselnde Atmosphäre nur während einer stabilen Fünf-Sekunden-Phase zu durchqueren. Dabei machte sie der Rechner der Silberkugel auf eine weitere ungewöhnliche Entwicklung aufmerksam.
    Ein Holo baute sich selbstständig auf. Es zeigte Ambur-Karbush, die Maschinenstadt auf Wanderer.
    Oder das, was von ihr noch zu erahnen war. Eis und Schnee bedeckten sämtliche Gebäude. Die Temperatur war nicht mehr weit vom absoluten Nullpunkt entfernt. Der Wasserfall an der nahen Hochebene, der über die Steilküste ins Meer stürzte, war zu gigantischen Eiszapfen gefroren: erstarrte Gletschermassen von 800 Metern Höhe.
    Und über der Maschinenstadt breitete sich mit einem Mal ein goldenes Leuchten aus. Brach es aus den Gebäuden oder aus den Eismassen? Betty vermochte es nicht zu beurteilen.
    Von Augenblick zu Augenblick intensivierte sich das Leuchten gleich einer gewaltigen Decke aus Licht. Ein Schneesturm jagte hindurch und überdeckte es teilweise, sodass man es nur noch erahnen konnte wie einen Regenbogen hinter Wolken.
    Doch es breitete sich aus, wuchs zu einer Säule, die bis zum Zenit des Schutzschirms reichte, der Wanderer umgab.
    Das Bild wechselte.
    Die Kunstwelt der Superintelligenz verschwand, die andere Welt tauchte auf.
    Das Leuchten blieb, ein zweiter Fixpunkt neben der Nebelkuppel.
    Ein weiterer Wechsel.
    »Die Position des Leuchtens auf Markanu«, sagte Betty. »Wo genau ist es dort verankert? Auf Wanderer dringt es aus der Maschinenstadt, aber wo entsteht es auf Markanu?«
    Die Kunstwelt der Superintelligenz tauchte auf, noch während sie diesen Satz aussprach.
    Die Stimme des Rechners antwortete, als die ehemalige Welt der Halbspur- Changeure zurückkehrte. »Basierend auf den Informationen von Akika Urismaki steht das dortige Leuchten über der Plattform mit den Transfer-Kaminen. Dort, wo der Zapfstrahl zu APHANUR mündet.«
    Das war der Moment, in dem die Orter der Silberkugel Alarm schlugen.

Ich bin ...
     
    Ich bin Ralf Marten.
    Wenn ich früher andere Menschen getroffen habe - oder wenn die Medien über mich berichtet haben -, kam immer eine Sache: Ralf Marten, der Teleoptiker.
    Offenbar reichte ihnen das aus.
    Ralf Marten, der Teleoptiker.
    Das wissen alle über mich, und es sieht so aus, als würde das genügen. Als wüssten sie deshalb, wer ich bin. Damit sind sie zufrieden. Es interessiert sie gar nicht, wer ich wirklich bin. Ich habe doch ein Leben. Einen Charakter. Ich bin nicht nur ein Teleoptiker.
    Wer weiß denn schon, dass mich die anderen Kinder damals, in der Grundschule, im 20. Jahrhundert alter Zeitrechnung, ständig damit aufzogen, dass sie mich Martin Ralf nannten? Lächerlich, eigentlich, aber ich konnte mich darüber grün und blau ärgern. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum ich es immer wieder hören musste. Im Nachhinein betrachtet habe ich mich damals wohl sehr dumm und naiv verhalten.
    Wenn jemand in einem Gespräch einmal nachhakte - auf der Straße, in einem Restaurant, bei einem Interview -, dann ging es ihm nicht um mich. Es hieß dann nicht. »Herr Marten, was tun Sie in Ihrer Freizeit?« oder »Was sind Ihre privaten Vorlieben?« oder auch nur »Was empfinden Sie, wenn Sie Ihre Paragabe anwenden?«
    Nein, die übliche Frage war: »Was genau ist eigentlich ein Teleoptiker?«
    Meine Gabe war interessant, nicht ich als Person. Die meisten Leute erkennen noch nicht einmal mein Bild, wenn sie es sehen, aber wenn sie meinen Namen hören, wissen sie: Das ist doch der

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