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2597 - Hyperkaelte

2597 - Hyperkaelte

Titel: 2597 - Hyperkaelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Teleoptiker.
    Natürlich galt das nicht für alle. Es gab Freunde, für die ich ein Mensch war, nicht nur ein Mutant. Sie machten das Leben lebenswert.
    Und nun?
    Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich immer noch ein Leben habe. Oder ob ich einfach nur existiere, weil ich eben eine Paragabe habe, weil ich meine paranormale Kraft einbringen kann.
    Wie es aussieht, ist es eben doch so, ob es mir gefällt oder nicht: Meine Mutantenfähigkeit zählt und ist das einzig Bemerkenswerte an mir.
    Seltsam, mein ganzes Leben lang habe ich nie darüber gesprochen, habe niemandem mein Herz ausgeschüttet, wie sehr es mich stört, derart instrumentalisiert zu werden. Jetzt empfinde ich anders. Jetzt frage ich nach dem Sinn dahinter. Aber es ist wohl zu spät.
    Nicht dass ich an dem zweifeln würde, was ich tue. Den anderen geht es so, das spüre ich - doch ich weiß, dass es notwendig ist. Was getan werden muss, muss getan werden. Auf Talanis ebenso wie in TZA'HANATH.
    Ich kämpfe als einer von vielen an vielen Orten und auf viele Arten, solange ich dazu noch in der Lage bin.
    Ich bin sicher, dass es das Richtige ist. Wir müssen versuchen, ES am Leben zu erhalten. Denn auch die Superintelligenz ist nicht nur das, was sie zu sein scheint. Sie ist nicht nur das Wesen, das um jeden Preis zu überleben versucht. Ja, sie hat 100 Millionen Neu-Globisten in sich hineingerissen, aber ...
    Was soll ich sagen? Ich kann den Satz nicht einmal mehr zu Ende denken. Bin ich denn wahnsinnig? Was würde ich vor Gericht in einem Plädoyer verkünden? »Ja, Euer Ehren, mein Mandant hat zwar 100 Millionen Menschen getötet, aber doch nur, weil es notwendig war.«
    Es klingt wie das Gewäsch eines Irrsinnigen. Ich kann doch nicht ... aber ... es ist eine Erkenntnis, die mich ...
    Verdammt, ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    Und ich?
    Will ich überhaupt wieder zurück?
    100 Millionen.
    Die Zahl brennt sich in meinen Verstand.
    Doch auch etwas anderes. Das Wissen darum, dass es eben doch ein Aber gibt, auch wenn es nicht rational erklärbar ist. Denn ich kenne die Superintelligenz ES schon lange. Nicht so, wie ich die wenigen Freunde kenne, die mir das Leben geschenkt hat - aber dennoch, da ist ein gewisses ... Vertrauen.
    Und deshalb würde ich vor Gericht stehen und sagen: »Ja, Euer Ehren, mein Mandant hat zwar 100 Millionen Menschen getötet, aber ich vertraue ihm.«
    Die Welt gefriert. ES stirbt, wenn ich nichts tue. Wir Altmutanten sind in TZA'HANATH geblieben, weil wir noch etwas zu erledigen haben ...
    Ich gliedere mich wieder in den Parablock ein.
    Ich bin Ralf Marten.
    Und ich empfange etwas - in dem Moment, als ich mich mit den anderen verbinde.
    Etwas, das ich vielleicht nie empfunden hätte, wenn ich nicht zuvor herausgeschleudert worden wäre.
    Etwas, das den Parablock auf Talanis ebenso angeht wie die vielen Neu-Globisten auf Terra, die auf höherdimensionaler Ebene mit uns verbunden sind. Es mögen 100 Millionen weniger geworden sein, aber es ist immer noch eine große Menge. Sie ist eins mit uns und ...
    ... und etwas kommt auf uns alle zu.

6.
    Gucky
     
    »Gucky? Was ist mit dir?«
    Der Mausbiber starrte ins Leere, offenbar ein wenig zu auffällig. Bully sah ihm wohl an, wie schlecht es ihm ging. Als ob es momentan für Terras Verteidigungsminister keine dringenderen Probleme gäbe, als sich um einen alten, kleinen, pelzigen, elenden Freund Sorgen zu machen.
    »Nichts«, sagte der Mausbiber deshalb und präsentierte seinen Nagezahn mit einem adretten Grinsen. Oder einer schauerlichen Grimasse, das konnte Gucky nicht sagen. Er hätte in den Spiegel blicken müssen. Jedenfalls fühlte er sich elend dabei.
    Ringsum ging alles seinen gewohnten Lauf. Oder, besser gesagt, taten die Leute der Zentralebesatzung der JULES VERNE-1 so, als ginge alles seinen gewohnten Lauf. Sie verrichteten ihre Arbeit, die eben notwendig war, um den Schiffsbetrieb aufrechtzuerhalten. Sie bedienten die Orter, steuerten das Schiff, hielten die Technik im Auge, kommunizierten mit den Offizieren ...
    Aber an diesem 11. Mai des Jahres 1463 NGZ um 21.12 Uhr Terrania-Standardzeit war nichts so, wie es zu sein schien.
    Gar nichts.
    Normalerweise nutzte Gucky seine Parakräfte nicht, um telepathisch in den Bewusstseinen anderer Menschen herumzuschnüffeln. Doch in diesen Stunden konnte er es nicht vermeiden, vor allem auch deshalb, weil ihn jeder rundum gedanklich geradezu anschrie.
    Selbstverständlich nicht absichtlich.
    Niemand von ihnen sendete

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