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2599 - Der letzte Tag

2599 - Der letzte Tag

Titel: 2599 - Der letzte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc A. Herren
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bestanden, kreisten die scheibenförmige Kunstwelt förmlich ein.
    Und in der Nabelschnur zwischen den beiden Teiles des PARALOX-ARSENALS pulsten mehr Goldfunken als zuvor. Sie lösten sich daraus, rieselten hinab auf die Oberfläche der Scheibenwelt, sahen fast aus wie gaukelnde goldene Schmetterlinge ...
    Die Netzweber verknüpften sich miteinander und wallten wie ein einziger Leib. Die Fäden verwoben sich und tanzten.
    »Es geht etwas über die Hyperempfänger ein«, rief Shaline. »Ein ... «
    ... ein Gesang, dachte Gucky. Er musste es nicht gesagt bekommen. Er hörte es ebenfalls - in seinem Kopf. Es klang telepathisch in ihm auf.
    Das Lied von exakt 37.368 Netzwebern.
    Es dröhnte in ihm und es erinnerte ihn an den Gesang von terranischen Buckelwalen.
    Er zitterte.
    Aus einer Erzählung kannte er etwas, das sich mit diesem Moment vergleichen ließ. Ein Bericht aus einer Zeit vor zehn Millionen Jahren.
    Oder hatte er davon nie zuvor gehört?
    Schwang die Erinnerung daran in den Melodien in seinem Kopf mit und strömte telepathisch in ihn ein?
    Vor zehn Millionen Jahren hatten sich die alten Anthurianer mittels des Großen Gesanges vergeistigt und es ESTARTU ermöglicht, sich von ES zu trennen.
    So hörte Gucky das Lied der Gegenwart und der Vergangenheit zugleich.
    Zunächst ein einzelner Ton, der von jedem der riesigen Anthurianer gesungen wurde. Ein Ton, in dem die Weisheit von Jahrtausenden mitschwang.
    Dann eine winzige Abstufung höher hier, tiefer dort, eine weithin hallende, volle Monotonie.
    Schließlich gebar jeder Ton einen zweiten, die Stimme der Vielen schwang sich vom einen zum anderen, konnte vom einen nicht lassen, sehnte den anderen herbei.
    Ein Lied von Wehmut und Sehnsucht, vom Triumph eines gewaltigen Aufbruchs, von unendlicher Erleichterung - ein Gesang, der Abschied und Begrüßung in einem war.
    Das war der Augenblick, in dem Gucky begriff.
    Die Abtrennung von ESTARTU.
    Das PARALOX-ARSENAL, das sich spaltete.
    Das alles hatte überhaupt nichts mit VATROX-VAMU zu tun!
    Die Erkenntnis traf den Mausbiber wie ein Schlag. »Bully«, hauchte er. Der Schwindel wurde stärker. Die Welt drehte sich vor seinen Augen, als er unwillkürlich die instinktive Abschirmung völlig öffnete und die ganze Gewalt des Geschehens auf Psi-Ebene in sein Bewusstsein schlug.
    Er zitterte, brach auf den Boden, doch er wusste mit einem Mal, dass es dies alles wert gewesen war.
    Der Plan der Superintelligenz vollendete sich.

12.
    Ein Hyperimpuls zu viel
    11. Mai, 19.41 Uhr
     
    Sichu Dorksteiger, Fyrt Byrask und Verteidigungsminister Sean Legrange hielten auf Katarakt im Oldtimer-Observatorium die Stellung.
    In den letzten Stunden war viel geschehen. Die beinahe magisch zu nennende »Echtzeit-Superortung« des Observatoriums vermittelte ihnen das Gefühl, jedem beobachteten Ereignis direkt beizuwohnen.
    Vor ihnen drehte sich die riesige Projektion der Ringgalaxis Anthuresta in majestätischer Gemächlichkeit.
    Eines der drei Wesen sah lediglich humanoid aus: Bei Sean Legrange handelte es sich in Wahrheit nur um die pseudovariable Kokon-Maske, ganz ähnlich wie jene, die einst der Kaiser von Olymp verwendet und berühmt gemacht hatte, in der sich ein unglaublich leistungsfähiger, zu autarkem Denken befähigter Roboter befand. Der Vario-1000 verriet durch nichts, was er wirklich war, er wirkte mindestens so menschlich wie die beiden Humanoiden aus Anthuresta, die von der Frequenz-Monarchie übergelaufen waren.
    Sean Legrange starrte auf einen mobilen, doppelt handflächengroßen Bildschirm und wirkte äußerst nachdenklich.
    Sichu griff zu ihrem Becher, setzte ihn an - und goss sich das Wasser über ihre leichte Kombination, als sie erschrocken zusammenzuckte.
    Tausende von Punkten leuchteten im ringartigen Sternenband und im Restkern auf.
    »Oha!«, rief Fyrt. »Was geschieht dort?«
    Die Punkte markieren einzelne Planeten, erklang die mentale Stimme der Superortung. Es handelt sich allesamt um Wasserwelten, die einst besiedelt waren.
    Von den Anthurianern, dachte Sichu Dorksteiger.
    Sehr richtig, bestätigte die mentale Stimme den Satz. Die psimateriellen Artefakte haben sich soeben in einen gemeinsamen hyperenergetischen Impuls verwandelt, der zeitverlustfrei zu TALIN ANTHURESTA übertragen wurde.
    »Und damit zu ES«, fügte Sean Legrange hinzu.
    Die psimateriellen Artefakte ...
    Dorksteiger wusste, dass beim Großen Gesang der Anthurianer, der das Dasein dieses stolzen Volkes beendet hatte, insgesamt fünfzig

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