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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Dschellaba hielt noch am Platz. Hinter dem bisherigen Sprecher befand sich ein ebenso kleiner Bursche, welcher befürchten mochte, daß die Szene sich zum Schlimmen wenden könne. Er wollte dem vorbeugen, indem er sagte: „Verzeih, Herr, dieser Mann hat stets einen großen Mund und ist doch nur ein kleiner Mensch, der nichts versteht. Er wird von uns Ibn el Dschidri (Sohn der Blattern) oder wohl auch Abu el Hadascht scharin (Vater der elf Haare) genannt.“
    „Warum dieser letztere Name?“ erkundigte sich der Fremde.
    „Weil sein Schnurrbart nur aus elf Haaren besteht, rechts sechs und links fünf. Und doch ist er außerordentlich stolz auf ihn, so daß er ihn gerade so sorgfältig pflegt wie eine Nuer-Negerin ihr Durrhafeld.“
    Er bemühte sich, dem drohenden Konflikt eine heitere Bahn zu brechen, kam aber bei seinem Kollegen schlecht an, denn dieser rief ihm zornig zu: „Schweig, du Vater des Unverstandes! Mein Schnurrbart ist hundertmal mehr wert als dein ganzer Kopf. Du selbst hast den großen Mund. Du rühmst dich deines Stammbaumes, aber niemand glaubt an ihn!“
    Das war eine Beleidigung, welche den andern nun auch in Harnisch brachte. Er antwortete: „Was weißt du von meinem Stammbaum! Wie lautet mein Name, und wie klingt der deine?“
    Und sich zu dem Fremden wendend, fuhr er fort: „Herr, erlaube mir zu sagen, wer ich bin! Ich heiße nämlich Hadschi Ali Ben Hadschi Ishak al Faresi Ibn Hadschi Otaiba Abu 'l Ascher Ben Hadschi Marwan Omar el Gandesi Hafid Jacub Abd' Allah el Sandschaki.“
    Je länger der Name eines Arabers, desto mehr ehrt ihn derselbe. Von berühmten Vätern abzustammen geht ihm über alles. Darum reiht er ihre Namen bis ins dritte und vierte Glied aufwärts aneinander und bringt so eine Riesenschlage fertig, über welche der Europäer heimlich lächelt.
    Dieser Hadschi Ali blickte den Fremden erwartungsvoll an, was er zu dem berühmten Namen sagen werde.
    „Also Hadschi Ali heißt du?“ fragte der ‚Vater der vier Augen‘. „Dein Vater war Hadschi Ishak al Faresi?“
    „Ja. Hast du von ihm gehört?“
    „Nein. Dein Großvater hieß also Hadschi Otaiba Abu 'l Ascher?“
    „So ist es. Ist dieser dir bekannt?“
    „Auch nicht. Und dein Urgroßvater war Hadschi Marwan Omar el Gandesi?“
    „So ist es. Von ihm hast du doch jedenfalls vernommen?“
    „Leider nicht! Und endlich war dieser letztere der Urenkel und Nachkomme von Jacub Abd' Allah el Sandschaki, also des Fahnenträgers?“
    „Ja, er trug den Sandschak (Fahne) des Propheten in den Kampf.“
    „Diesen Namen habe ich allerdings gelesen. Jacub Abd' Allah soll ein mutiger Streiter gewesen sein.“
    „Ein Held war er, von dem noch heute die Lieder erzählen!“ stimmte Ali stolz bei.
    „Aber dein Ahne ist er nicht!“ fiel der erste Dschellabi ein. „Du hast ihn dir unrechtmäßigerweise angeeignet!“
    „Bringe mir nicht immer diesen Vorwurf! Ich muß doch besser als du wissen, von wem ich stamme!“
    „Und mit eben solchem Unrecht nennst du dich Hadschi Ali. Wer da sagt, daß er ein Hadschi sei, der muß doch Mekka zur Zeit der Pilgerfahrt besucht haben. Du aber warst nie dort!“
    „Etwa du?“
    „Nein. Ich rühme mich dessen nicht, denn ich mache keine Lügen.“
    „Du könntest dich auch gar nicht rühmen, denn du bist ein Christ, und Christen ist der Zutritt in Mekka bei Todesstrafe verboten!“
    „Wie? Du bist ein Christ?“ fragte der Fremde den ersten Dschellabi.
    „Ja, Herr“, antwortete dieser. „Ich mache kein Hehl daraus, denn es ist eine Sünde, seinen Glauben zu verleugnen. Ich bin allerdings Christ und werde es bleiben bis an mein Ende.“
    Bis jetzt hatte der ‚Vater der vier Augen‘ dem Konflikt der beiden mit stillem Behagen zugehört. Sie schienen sich in den Haaren zu liegen und doch die besten Freunde zu sein. Jetzt aber wurde er plötzlich ernst, und es lag eine tiefe Betonung auf seinen Worten, als er sagte: „Daran tust du ganz recht. Kein Christ soll seinen Glauben aus irgendeinem Grund verleugnen. Das wäre eine Sünde wider den Heiligen Geist, von welcher das Kitab el mukaddas (heilige Buch) sagt, daß sie nicht vergeben werden könne.“
    „Sünde wider den Heiligen Geist?“ fragte der Dschellabi erstaunt. „Davon hast du gehört?“
    „Jawohl.“
    „Und die Heilige Schrift kennst du also auch?“
    „Ein wenig.“
    „Und als Moslem rätst du mir, fest an meinem Glauben zu halten!“
    „Ich bin kein Moslem, sondern auch ein Christ.“
    „Auch ein Christ! Wohl ein

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