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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bezweifle ich. Wenn sie ihn eingeholt haben, so hat er sich jedenfalls nicht fassen lassen, sondern sich gewehrt. Er ist entkommen oder tot.“
    „Haben S' das Gesicht g'sehen, das er zog, als er Sie erblickte?“
    „Ja.“
    „Das war, als ob ihn der Schlag 'troffen hätt'. So etwas hat er nit vermuten können, und – – – Ah, was ist das? Schaun S', da kommen sie! Sehen S' nur hinauf! Wissen S', was für welche das sind?“
    Es kamen zwei große Vögel über den Fluß geflogen. Trotz der schwierigen, ja gefährlichen Lage, in welcher sich die Menschen hier unten und der Graue mit ihnen befand, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit hinauf zu den Vertretern seiner Lieblingstierklasse. Er war aufgesprungen und verfolgte ihren Flug mit scharfem Auge, wobei seine Nase sich auch emporrichtete, als ob sie ganz dasselbe lebhafte Interesse wie ihr Besitzer empfinde.
    „Ja, das weiß ich“, antwortete Schwarz lächelnd.
    „Nun? Den lateinischen Namen?“
    „Balaeniceps rex.“
    „Wahrhaftig, Sie wissen's! Und wie wird dieser Vogel hier g'nannt?“
    „Abu Merkub ‚Vater des Schuhs‘.“
    „Warum?“
    „Weil der obere Schnabel die Form eines Schuhs hat.“
    „Richtig! Da sehen S' wieder einmal, daß die Leut' hier den Tieren ihre Namen nach gewissen Eigenschaften geben. Sonst fliegt der Abu Merkub nicht so hoch. Er muß aufg'scheucht worden sein. Er kann aus dera Gegend, wohin die Boote g'fahren sind, von dorther, wo – – – schauen S', da kommt es, unser Boot! Sehen S' es, ganz da draußen im Kanal?“
    „Ja. Es schleppt ein zweites hinter sich her. Jetzt werden wir erfahren, welchen Erfolg die Jagd gehabt hat.“
    Die beiden Fahrzeuge wurden auch von anderen bemerkt. Die Leute machten einander durch laute Zurufe auf sie aufmerksam. Auch die Nuehr, soweit sie nicht mit ihren Toten und Verwundeten zu tun hatten, richteten ihr Augenmerk auf sie.
    Als sie näher kamen, stellte es sich zur Enttäuschung der Sieger heraus, daß Abu el Mot entkommen war. Die Niam-niam und Asaker kehrten vollzählig und unverletzt zurück, und das Boot, in welchem der Sklavenjäger die Flucht ergriffen hatte, war leer. Es hatte also keinen Kampf gegeben.
    Die Niam-niam legten bei der Dahabiëh an, und der ‚Vater der elf Haare‘ war der erste, welcher an Bord stieg und zu Schwarz kam, um ihm seine Meldung zu machen.
    „Wie siehst du aus?“ fragte dieser. „Du bist ja ganz naß!“
    Der Kleine nahm seinen Turban ab, strich die ganz trübselig aussehenden Federn desselben mit der Hand und antwortete: „Ich warrr gefällte in Wasser, triefendes.“
    „Wie ist das gekommen?“
    „Ich hatt geschoßte auf Abu el Mot, miserablem, und da mußt schaukelnte derrr Kahn, unvorsichtiger; da hatt ich machte Wasserplumps, kopfübergen.“
    „So ist also Abu el Mot entkommen.“
    „Ja; err ist fahrte an Ufer, von uns unerreichtes, und gelaufte davon in Busch, gesträuchigen.“
    „Die Homr mit ihm?“
    „Seinte auch entflüchtete, die Homr, fünfige!“
    „So konntet ihr das Boot also nicht einholen?“
    „Nein, denn es hatt gehabte Vorsprung, übermäßigen; wir es nicht kann einholte trotz Anstrengung, aller und fast übermäßiger. Aber wir hatt auffangte Boot, seiniges, und bringte es herr in Triumph, siegreichem.“
    „An welches Ufer hat er sich denn gerettet? Etwa an das linke?“
    „Nein, sondern an rechtiges, von uns hier aus aber linkiges, weil wir habte Stellung aufwärtsige in Fluß.“
    „So ist er also fort!“ sagte Pfotenhauer. „Er wird sich nit wieder sehen lassen, und Sie können Ihr dem Mudir gegebenes Wort nit einlösen.“
    „Ich hoffe es doch noch zu können“, antwortete Schwarz.
    „Das bezweifle ich!“
    „Und ich bin überzeugt, daß er mehr als ich dafür sorgen wird, daß wir uns wieder treffen.“
    „Das wär' dumm von ihm!“
    „Gewiß nicht, nämlich von seinem Standpunkt aus. Wir haben ihm eine Schlappe beigebracht, wie er sie in seinem ganzen Leben gewiß noch nicht erlitten hat. Klug wäre es freilich von ihm, sich nicht nur von uns, sondern auch überhaupt in dieser Gegend niemals wieder sehen zu lassen; aber wie wäre das mit seinem Charakter zu vereinbaren! Es handelt sich bei ihm nur darum, sich nicht nur an mir, sondern auch an Hasab Murat zu rächen, und darauf wird er auf keinen Fall verzichten. Ich bin vielmehr überzeugt, daß er sich damit sehr beeilen wird.“
    „Aber wie will er das anfangen?“
    „Er holt seine Leute als Hilfe herbei.“
    „Die nach Ombula sind?

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