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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sitzenden Ruderer den Blick auf den Kanal, den sie zurückgelegt hatten, und sahen das Boot, welches ihnen nachgeschickt worden war.
    „Ein Boot, ein großes Boot mit vielen Leuten“, rief derjenige Homr, der es zuerst gesehen hatte. „Man verfolgt uns auch hier, nicht nur am Ufer.“
    Abu el Mot drehte sich um und beobachtete das Fahrzeug der Niam-niam eine kurze Zeit; dann sagte er: „Die Hölle komme über sie! Sie rudern schneller als wir und müssen uns einholen, wenn wir in dieser Richtung bleiben!“
    „So werden wir kämpfen!“
    „Dummkopf! Was nützt uns das? Es sind ihrer viermal so viele als wir. Nein, gekämpft wird nicht. Es gilt jetzt, das Leben zu retten. Wir müssen nach links hinüber. Wir müssen uns anstrengen, das rechte Ufer zu erreichen. Gewinnen wir dasselbe vor ihnen, so sind wir sie los.“
    „Aber das Boot auch!“
    „Das werden sie freilich nicht für uns am Ufer lassen.“
    „Aber wie kommen wir dann wieder über den Fluß? Wir müssen doch ans linke Ufer zurück, wenn wir zu Abd el Mot wollen!“
    „Wir bauen uns ein Floß. Rudert nur, rudert, und wenn euch das Blut aus den Fingern spritzt! Erreichen sie uns, so sind wir verloren; entkommen wir, dann wehe diesen Hunden! Sie sollen mir den heutigen Tag mit tausend Qualen und Schmerzen bezahlen!“
    Jetzt sah man das Boot der Niam-niam aus dem Schilf hervorschießen. Die Angst gab den Homr dreifache Kraft. Ihr Fahrzeug flog nur so über das Wasser, welches zum Glück für sie hier eine nicht allzu große Breite hatte. Sie näherten sich schnell dem rechten Ufer; sie erreichten es, ergriffen ihre Sachen und sprangen an das Land, ohne sich erst Zeit genommen zu haben, das Boot anzubinden. Es trieb wieder in den Strom hinaus.
    Der Ungar hatte, seinen ‚Elefantenmörder‘ in der Hand, in der Mitte des Bootes gestanden und die Ruderer fleißig angefeuert. Jetzt sagte er enttäuscht: „Sie entgehen uns! Da seht, sie springen ans Land! Aber eine Kugel gebe ich ihnen noch!“
    „Laß das!“ meinte der ‚Sohn des Geheimnisses‘. „Du kannst nicht ruhig zielen.“
    „Ich ziele gut. Ich erschieß' den Kerl!“
    Er nahm das schwere Gewehr auf, zielte auf Abu el Mot, welcher soeben hinter einem Strauch verschwinden wollte. Die Ruderer, welche mit dem Rücken nach dem Ufer saßen, blickten sich nach demselben um; sie wollten die Wirkung des Schusses sehen. Dadurch verlor das Boot die Glattheit der Fahrt, es wankte, der Slowak drückte ab, erhielt von dem Gewehr einen Rückschlag, welcher einer tüchtigen Ohrfeige glich, kam ins Taumeln und stürzte über Bord.
    Einer der mitgenommenen Soldaten war so glücklich, den ‚Elefantenmörder‘ zu erwischen, sonst wäre das Gewehr ins Wasser geschleudert worden. Ein anderer erfaßte ebenso glücklich den Schoß des roten Fracks und hielt ihn fest. Man zog an demselben den Kleinen empor, ergriff ihn bei den Armen und hob ihn herein. Aber naß geworden war er durch und durch.
    „Ich sagte es dir“, meinte der ‚Sohn des Geheimnisses‘ gleichmütig, „daß du ihn nicht treffen würdest.“
    „Ich hätte ihn getroffen, wenn ihr nicht geschaukelt hättet!“ antwortete der Ungar, indem er das Wasser, welches ihm in Mund und Nase gekommen war, von sich sprudelte. „Wie leicht wäre ich ertrunken oder von den Krokodilen gefressen worden! Was tun wir jetzt? Verfolgen wir ihn am Land?“
    „Nein, denn wir würden ihn doch nicht bekommen. Wir fischen das Boot auf und kehren zurück.“
    „So ist er uns für immer verloren!“
    „Das glaube ich nicht. Dieser Mann ist voller Wut und Rache. Er wird zu seinen Leuten eilen, welche nach Ombula sind, und sie holen, um uns zu bestrafen. Da kommt das Boot getrieben. Nehmt es auf!“
    Die Nuehr waren voller Zorn über die Flucht ihres Anführers, der sie in größter Not verlassen hatte. Wäre er geblieben, so wäre er es gewesen, über den der Zorn der Sieger sich entladen hätte; nun aber waren sie demselben in vollstem Maße preisgegeben. Sie hatten, seit er entflohen war, keinen einzigen Schuß mehr abgegeben, und ihr Häuptling war der Ansicht, daß es geraten sei, sich zu ergeben und die Sieger nicht durch eine Fortsetzung des Kampfes zu erbittern. Dem Beispiel Abu el Mots zu folgen und in derselben Weise das Weite zu suchen, das war ihnen unmöglich. Es hing keines der Boote mehr so bequem für diesen Zweck, und sodann war mit Sicherheit anzunehmen, daß die Feinde nun ihr Augenmerk sehr scharf auf den Kanal richten würden.
    Diese Vermutung

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