26 - Die Sklavenkarawane
gehorcht dieser Religion auch wirklich?“
„Ja.“
„Du weißt doch wohl, daß wir deine Feinde sind?“
„Allerdings.“
„So mußt du uns Gutes erweisen!“
„Das beabsichtige ich auch zu tun“, antwortete Schwarz, innerlich belustigt über die schlaue Logik dieses Mannes.
„Und worin soll das bestehen?“
„Das wird ganz auf dich ankommen. Sag mir aufrichtig, wozu Abu el Mot euch angeworben hat!“
„Um Sklaven zu machen.“
„Wo?“
„Bei den Niam-niam.“
„Was bot er euch dafür?“
„Speise und Trank, Kleider, wie sie bei unserm Volk getragen werden, jedem eine Flinte und sodann für jeden Sklaven, den wir machen würden, einen Abu Noktah.“
„Das ist sehr wenig! Ihr seid also bloß zum Sklavenfang angeworben worden. Warum habt ihr da gegen uns gekämpft?“
„Weil Abu el Mot es so wollte, weil wir seine Genossen, seine Verbündeten sind und ihn also verteidigen mußten.“
„Ihr habt erfahren, wie gefährlich es ist, der Genosse eines Sklavenjägers zu sein! Eure Freundschaft für ihn hat euch viele Tote und Verwundete gekostet.“
„Ja, es sind ihrer viele“, antwortete der Häuptling niedergeschlagen. „Deine Medfa (Kanone) hatte großen Hunger; sie hat mehr von uns aufgefressen, als ihr kleiner Mund verschlingen kann.“
„Hast du sie gezählt?“
„Ja. Es sind über dreißig Tote und doppelt soviel Verwundete. Mehrere sind sogar durch die Compirah (Frisur) geschossen. Was soll weiter werden?“
„Sag vorher, wem die Schiffe gehören!“
„Einem Mann in Diakin.“
„Ist er Sklavenhändler?“
„Nein.“
„Oder reich?“
„Auch nicht. Die Schiffe sind sein einziges Eigentum, und er wird sehr arm werden dadurch, daß du sie verbrennst.“
„Wer sagt dir, daß ich sie verbrennen werde?“
„Jeder Sieger würde das tun oder sie für sich behalten.“
„Hat er sie dazu vermietet, daß mit ihnen eine Ghasuah unternommen werden solle?“
„Nein. Sie sollten uns nach der Seribah bringen und dann umkehren. Aber weil der Noqer Abu el Mots verbrannt worden war, mietete er sie weiter.“
„So soll dieser Mann seine Schiffe wiederbekommen. Sag ihm, daß ich sie ihm schenke!“
„Das wolltest du tun? Herr, deine Güte ist ganz ohnegleichen! Aber wie soll ich es ihm sagen?“
„Sobald du nach Diakin kommst.“
„Komme ich denn hin?“
„Ja, du und deine Leute. Ich schenke euch die Freiheit.“
Da ließ der Schwarze die Pfeife fallen, sprang auf und rief: „Die Freiheit? Ist das möglich? Herr, du scherzest nur mit mir!“
„Nein; was ich sage, das ist mein vollster Ernst. Ihr sollt leben bleiben.“
„Alle? Auch ich?“
„Alle und auch du mit eingeschlossen; aber ich mache meine Bedingungen dabei!“
„Sage sie; sage sie!“ forderte der Schwarze ihn freudig auf. „Wir werden alles tun, was du verlangst, wenn es nur möglich ist.“
„Ihr gebt alle eure Waffen ab!“
„Die sollst du erhalten. Wir haben genug andre daheim.“
„Ihr denkt ferner nicht mehr an Abu el Mot; ihr macht keinen Versuch, ihn aufzufinden, sondern ihr fahrt in euren Schiffen so schnell wie möglich heim.“
„Das werden wir gern tun, sehr gern!“
„Ich hoffe es. Ich werde nur mit der Dahabiëh diese Stelle verlassen, und meine Noqer bleiben hier, um dafür zu sorgen, daß diese Bedingungen auch genau erfüllt werden. Sie sollen euch folgen. Sobald ihr Miene macht, umzukehren, werden sie euch angreifen und vernichten. Beachte das wohl!“
„Herr, wir werden froh sein, nach Hause fahren zu dürfen, und es fällt uns gar nicht ein, zurückzubleiben. Dieser Abu el Mot hat uns schmählich und heimtückisch verlassen, und wenn ich ihn ja einmal wiedersehe, so ist es um ihn geschehen.“
„Gut, wir sind also fertig und – – –“
„Nein, wir sind noch nicht fertig“, fiel der Graue ein, natürlich in deutscher Sprache. „Ich habe auch ein Wort zu sagen und stelle noch eine Bedingung.“
Seine Nasenspitze wippte in so lächerlicher Weise auf und nieder, hin und her, daß einer, der ihn kannte, überzeugt sein mußte, seine Bedingung werde eine wenig tragische sein.
„Sag sie!“ forderte der Häuptling ihn auf; „ich hoffe, daß es möglich ist, sie zu erfüllen.“
„Nun gut! Ich verlange, daß ihr euch eure Compajir abschneidet und an mich abliefert!“
Die Wirkung dieser Bedingung war keine geringe. Der Schwarze erschrak auf das heftigste. Er trat einen Schritt zurück, warf die Arme in die Luft, rollte die Augen, schrie laut auf und
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