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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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So meinen S' also, daß er nach dort gehen wird? Ja, das ist freilich wahrscheinlich. Das sind fünfhundert gut bewaffnete Leut', mit denen er es schon wagen kann, uns anzugreifen. Aber nach dem Maijeh Husan el Bahr ist nit so weit wie bis Ombula. Vielleicht geht er erst dorthin?“
    „Das glaube ich nicht. Er mit den fünf Homr? Gegen fünfzig Aufrührer? Das ist ein zu großes Wagnis.“
    „Aber er muß doch hin, da er nur dort die Munition, welche ihm fehlt, erlangen kann! Er mag vielleicht der Ansicht sein, daß diese Leut', wann er ihnen verzeiht, sich wieder zu ihnen halten.“
    „Möglich ist das; aber er wird dennoch nach Ombula gehen und erst von dort aus mit hinreichender Macht den Feldwebel aufsuchen.“
    „Wie er's macht, das ist mir gleich, wann wir ihn nur wiederbekommen! Ich rechne aber nit mit solcher Sicherheit darauf wie Sie. Wann er klug ist, begibt er sich nit nochmals in G'fahr, welcher er jetzt nur mit Not entkommen ist. Er weiß ja auch überhaupt nit, ob es ihm möglich ist, uns nochmals anzutreffen.“
    „Was das betrifft, so hat er gehört, daß wir ihn haben wollen. Er muß natürlich annehmen, daß ich nur deshalb hierhergekommen bin, ihn gefangenzunehmen. Darum ist er überzeugt, daß ich nach ihm suche. Auch von seinem Feind Hasab Murat muß er der Ansicht sein, daß dieser nicht heimkehren werde, ohne wenigstens den Versuch gemacht zu haben, ihn zu erwischen.“
    „Sollte er das wirklich denken? Sollte er uns für so dumm halten, ins Blaue hinein nach ihm zu forschen, ohne irgend ahnen zu können, wo er zu finden ist? Denn das letztere muß er doch denken.“
    „O nein. Er weiß, daß wir nach Ombula gehen werden.“
    „Sie meinen, daß er das errät?“
    „Ja. Er muß sich doch jedenfalls folgendes denken: Wir sind nach der Seribah gekommen, um ihn zu bestrafen. Wir haben ihn gar nicht und sie eingeäschert gefunden. Selbstverständlich haben wir uns da bei den Dschur erkundigt und erfahren, wohin er will, und sind ihm schleunigst nachgefolgt. Nun er uns entgangen ist, wissen wir doch, wohin er sich wenden wird und wenden muß, und wir werden ihm nachfolgen. Das denkt er gewiß, und danach wird er handeln.“
    „Ja, wenn Sie die Sach' so erklären, so wird sie schon richtig sein. Und nun, wie gedenken S' dann, wohin wir gehen? Nach dem Maijeh oder nach Ombula?“
    „Nach dem Maijeh. Ich habe meine guten Gründe dazu.“
    „Welche sind das?“
    „Erstens wird er glauben, daß wir ihm nach Ombula folgen, und sein Verhalten nach dieser Voraussetzung einrichten. Indem ich es nicht tu, stelle ich mich in den Vorteil gegen ihn. In Ombula wird es ihm leichter, sich gegen uns zu wehren, als wenn wir ihn an einem anderem Ort, den wir selbst auswählen, während des Heimzuges überrumpeln. Und sodann haben wir, wenn wir den Feldwebel mit seinen Leuten vorher festnehmen, den Rücken frei, was nicht der Fall wäre, wenn wir direkt nach Ombula gingen und also zwischen zwei Lager kämen.“
    „Aber Sie müssen halt dennoch mit dem Umstand rechnen, daß er den Feldwebel aufsucht. Die Klugheit erfordert das. Er muß ihn, um die Herden und alles andre zu retten, auf irgendeine Weis' vor uns warnen.“
    „Das habe ich schon in Betracht gezogen. Ich muß suchen, ihm zuvorzukommen. Darum werde ich einstweilen mit der Dahabiëh voranfahren. Die hundertfünfzig Soldaten, welche sich auf derselben befinden, sind mehr als ausreichend für die Überwältigung des Feldwebels. Jetzt aber gilt es, hier mit den Nuehr zu Ende zu kommen. Ich werde mit dem Häuptling in Verhandlung treten.“
    Diesen letzteren sah man auf dem Deck des Sandal sitzen. Seine Leute lagen oder standen um ihn her und unterhielten sich unter lebhaften Gestikulationen. Es war natürlich anzunehmen, daß ihre gegenwärtige mißliche Lage der Gegenstand ihrer Reden sei. Schwarz trat an den Rand der Dahabiëh und rief ihn an. Der Häuptling stand auf und trat an die Brüstung des Sandal.
    „Ich habe mit dir zu reden“, sagte Schwarz.
    „So sprich!“ antwortete der Nuehr.
    „Nicht so, nicht aus der Entfernung. Komm herüber auf mein Schiff!“
    „Du kannst ebenso auf das meinige kommen!“
    „Ich glaube, es ist Sitte, daß der tiefer Stehende zu den Höheren, der Besiegte zu dem Sieger kommt.“
    „Noch bin ich nicht besiegt!“
    „Weil wir euch geschont haben. Wir werden es aber nicht länger tun, wenn du dich weigerst, meiner Aufforderung Folge zu leisten.“
    „Wie kannst du von mir verlangen, zu dir zu kommen und

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