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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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noch mehr als genug Nilpferd- und Elefantenfleisch, welches nicht verdorben war. Was davon übrigblieb, wollte man mitnehmen, da als gewiß anzunehmen war, daß die geraubten Schwarzen, welche Abu el Mot mitbringen werde, ebenso der Speise wie des Trankes bedürftig seien.
    Das noch vorhandene Fleisch wurde an den Feuern gebraten, da es sich dann länger hielt als in rohem Zustand. Dann bestimmte der König die Leute, welche bei den Fahrzeugen zu bleiben hatten. Als dies geschehen war, wurden die Boote beladen und bemannt. Die Niam-niam hatten in sicherer Erwartung der nächtlichen Fahrt Fackeln angefertigt, welche den Fluß beleuchten sollten. Der König bestieg mit den namhaftesten Teilnehmern das vorderste Boot, welches fast vierzig Personen faßte und in dessen Schnabel auf zusammengefügten Steinen ein Feuer brannte. Es stieß vom Ufer, und die anderen folgten. Den alten Feldwebel und seine Leute hatte man auf den Schiffen zurückgelassen. Dauwari aber und die beiden Homr hatte man mitgenommen, da man ihrer zu bedürfen glaubte. Die beiden letzteren waren höchst kleinlaut geworden, seit sie gesehen hatten, welch eine mächtige Überzahl gegen Abu el Mot vorhanden war.
    Es war eine eigentümliche Fahrt durch den nächtlichen Urwald. Das Tierleben, wenigstens das höhere, schlief; aber Tausende von Leuchtkäfern schossen durch die Finsternis, und Hunderttausende, ja Millionen von Stechfliegen und Mücken flogen in das Feuer und die Flammen der brennenden Fackeln, so daß es schien, als ob es diese Insekten förmlich regne.
    Der König saß am Feuer und achtete der Quälgeister nicht; Schwarz und Pfotenhauer hatten ihre Moskitonetze über die Köpfe gezogen. Hinter ihnen saß der Slowak, welcher mit dem Hadschi leise flüsterte. Das Feuer beleuchtete die nahen Ufer und warf flimmernde Lichter auf die tropischen Pflanzenformen, welche aus dem Wasser ihr Leben sogen.
    „Wissen S'“, sagte der ‚Vater des Storches‘, „es kommt mir halt vor, als ob ich im Theater sei, wo die Malerei einen Wald vorstellt, in welchem Feen und Elfen wohnen. Schaun S' nur, wie das Licht da an der Palme emporklettert und rund um die Krone läuft! Diese südlichen Gewächs' haben einen anderen Charakter als unsre nördliche Vegetation. Und doch ist mir a heimischer Tannen- oder Buchenwald tausendmal lieber als so a Palmenwald. Oder nit?“
    „Ich gebe Ihnen recht.“
    „Versteht sich! Der Unterschied ist groß, das weiß ich, obgleich ich ka' Botaniker bin. Lieber beschäftige ich mich mit dera Tierwelt und aber am allerliebsten mit den Vögeln. Was hab' ich hier für Vögel g'funden und auch präpariert! Es ist halt die reine Pracht und Herrlichkeit und doch nit zu vergleichen mit dem, was man daheim im Wald zu sehen und gar zu hören bekommt. Finden S' hier etwa das, was man Vogelg'sang nennt? Nix davon, ganz und gar nix. Ich kann daheim stundenlang im Gras liegen und den Finken zuhören – – – hurrjeh! Was war das? Haben S' den Kerl gesehen?“
    Es war ein großer, dunkler Vogel mit fast unhörbarem Flügelschlag vom rechten Ufer gerade über dem brennenden Feuer hinweg nach dem linken geflogen. Der ‚Vater des Storches‘ war überrascht aufgesprungen und wiederholte seine Frage, indem er mit der Hand nach der Gegend deutete, in welcher der Vogel verschwunden war. Sein Gesicht war hell beleuchtet, und so sah man deutlich, daß seine Nase sich nach der linken Wange neigte, als ob sie auch ohne den Impuls ihres Besitzers die ganz selbständige Absicht habe, dem Vogel nachzublicken.
    „Freilich habe ich ihn gesehen“, antwortete Schwarz.
    „Kennen S' ihn aber auch?“
    „Natürlich. Es war ein Uhu, hier ein außerordentlich seltenes Tier.“
    „Ja, er kommt nit allzuhäufig vor; wenigstens habe ich ihn hier noch nicht gesehen. Wissen S' wie er hier g'nannt wird?“
    „Der Zeuge.“
    „Weshalb?“
    „Seiner Stimme wegen. Er schreit ‚schuhud‘; das ist der Plural von ‚schahid, der Zeuge‘.“
    „Richtig! Und wie ist sein lateinischer Name?“
    Der ‚Vater der elf Haare‘ hatte das Gespräch gehört; das Wort ‚lateinisch‘ elektrisierte ihn; er richtete seinen Oberkörper auf und antwortete schnell, damit ihm Schwarz nicht zuvorkommen könne: „Uhu heißt im Lateinischen Bubalus. Hatt ich gewußte schon seit Zeit, vieler und langer.“
    Pfotenhauer drehte sich zu ihm um, besann sich und fragte: „So? Also Uhu heißt Bubalus! Und was hat denn da das lateinische Bubo maximus auf deutsch zu

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