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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihr uns erreichen, und übermorgen früh können wir uns in der Schlucht es Suwar befinden. Wir kamen hierher, um uns im Maijeh ein Wild zu schießen und dann weiterzufahren. Beides ist unnötig geworden, da wir vom Fleisch des Elefanten nehmen und die Rückkehr antreten können. Allah begleite euch und halte jeden Unfall von euch fern!“
    Er ging so schnell davon, als ob er einen Einspruch gegen seine Vorschläge für höchst überflüssig halte, und die andern sahen auch wirklich ein, daß er das beste geraten hatte.
    Die jetzt herbeikommenden Krieger waren durch die ihnen entgegengesandten Boten schon von allem benachrichtigt; sie wunderten sich also nicht, anstatt des Feldwebels und seiner wenigen Leute ein Lager zu finden, in welchem es von Menschen wimmelte. Es waren lauter kräftige, wilde und wohlbewaffnete Gestalten, die als Kampfgenossen gern willkommen geheißen wurden. – – –
    Am andern Nachmittag, als die Sonne fast den Horizont berührte, erreichte das kleine Geschwader eine Stelle, an welcher sich der Fluß scharf ostwärts bog und von Süden her ein kleinerer, aber hier doch ziemlich breiter Wasserlauf in denselben mündete.
    „Das ist der Arm, in den wir uns rudern lassen müssen“, sagte Abd es Sirr, welcher neben Schwarz und Pfotenhauer auf dem vordersten Schiff stand. „Ich kenne ihn und weiß auch die Stelle, an welcher uns der König der Niam-niam erwartet.“
    Noch bevor er eine Antwort erhielt, hörte man von vorn her einen lauten, durchdringenden Schrei, und zugleich sah man ein Boot, welches aus der Mündung des Nebenflusses herbeigeschossen kam. Diesem ersten folgten mehrere, viele, eine ganze, große Flottille von Kriegskähnen. Im vorderen stand Wahafi am Steuer, welcher den andern durch den erwähnten Schrei das Zeichen gegeben hatte, ihm zu folgen.
    Die Schiffe hatten guten Wind gehabt und sich also ihrer Segel bedient, waren aber außerdem auch noch durch Ruderboote gezogen worden. Zu diesen letzteren spannten sich jetzt die Kähne der Niam-niam vor, mit deren Hilfe die Schnelligkeit eine verdoppelte wurde. Das Geschwader fuhr in den Nebenfluß ein und dann noch eine Strecke in demselben aufwärts, bis auch hier ein noch kleineres Flüßchen von seitwärts kam, dessen Tiefe und Breite gerade für die Dahabiëh genügte. In diesen Wasserlauf bugsierte man die Schiffe, welche dann hintereinander Anker warfen.
    Dies geschah gerade noch zur rechten Zeit, als die Sonne verschwand und die nur wenige Minuten lange Dämmerung hereinbrach. Das Flüßchen wurde zu beiden Seiten von Büschen eingerahmt, hinter welchen sich ein hoher Sunutwald ausdehnte. Da, wo die Schiffe lagen, waren am linken Ufer die Sträucher mit derben, scharfen Messern niedergeschlagen worden, um Raum für einen Lagerplatz zu gewinnen. Die Äste und Zweige hatte man zum Bau von Hütten verwendet, welche ein gegen den Fluß offenes Viereck bildeten. In der Mitte desselben brannte, obgleich es noch nicht vollständig dunkel war, ein großes Feuer. Zwischen diesem und dem Wasser stand ein Kreis von Kriegern, welche unter freudigen Willkommensrufen ihre Waffen schwangen. Sie hatten sich um eine Art Podium, eine aus Erde und Zweigen errichtete Erhöhung gruppiert, auf welcher ein Mann saß, der in jeder Hand etwas hielt. Welche zwei Gegenstände das waren, konnte man nicht erkennen.
    „Das ist der König der Niam-niam“, erklärte Pfotenhauer, zu Schwarz gewendet. „Er liebt es, Fremde wie auf einem Thron sitzend zu empfangen.“
    „Und was hat er in der Hand?“
    „Das Zepter und den Reichsapfel.“
    „Alle Wetter! Also ganz wie der König auf einer deutschen Skatkarte.“
    „Ja. Er hat von irgendwem erfahren, daß europäische Herrscher diese Gegenstände als Insignien ihrer Macht und Würde besitzen, und sich infolgedessen auch Zepter und Reichsapfel anfertigen lassen. Bei Audienzen hält er beides in den Händen. Lassen Sie uns aussteigen; er erwartet uns.“
    „Wie habe ich ihn zu grüßen, ohne mich zu erniedrigen und ihn zu beleidigen?“
    „Wie einen biederen Deutschen. Tun Sie ganz so, wie ich es mache, und haben sie keine Sorge. Er spricht leidlich arabisch, so daß die Unterhaltung Ihnen keine Schwierigkeiten bereiten wird.“
    Sie gingen über das vom Bord nach dem Ufer gelegte Brett aufs Land, und ihre gewöhnlichen Begleiter folgten ihnen. Sie schritten voran; hinter ihnen kam Hasab Murat mit dem ‚Vater der Hälfte‘, dann der ‚Vater der elf Haare‘ mit dem Hadschi und nachher der

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