26 - Die Sklavenkarawane
‚Sohn der Treue‘ neben dem ‚Sohn des Geheimnisses‘. Die andern mußten noch an Bord bleiben, nur die Niam-niam hatten ihre Boote an das Land gelegt und waren ausgestiegen; sie bildeten eine ebenso zahlreiche wie malerische Ehrengarde, welche von Wahafi angeführt wurde.
Als der Zug den Thron erreicht hatte, schlossen die Niam-niam einen Kreis um denselben, und die anderen erstiegen die vier Stufen, welche hinaufführten. Oben angekommen, trat Pfotenhauer ohne alle Umstände auf den König zu, streckte ihm die Rechte entgegen und sagte: „Massik bilchair ja malik; kif chatrak – guten Abend, o König; wie geht es dir?“
Der König legte das Zepter zur Seite, ergriff und schüttelte die ihm dargereichte Hand und antwortete in gemütlichem Ton: „Ilhamd'illa bchair; w'int kif halak – Gott sei Dank, gut; und du, wie geht es dir?“
„B'anzahrak si chair kamahn: bischkur afdalak – unter deinen Blicken auch gut; ich danke!“ antwortete Pfotenhauer und fügte dann hinzu, in dem er auf Schwarz deutete: „Hier bringe ich dir meinen Freund, den ich deiner Liebe empfehle. Es ist der Bruder Aswads, mit welchem ich dich verließ.“
„Wahafi hat mir schon von ihm erzählt. Er sieht seinem Bruder ähnlich und wird, wie ich hörte, Abu'l arba ijun, ‚Vater der vier Augen‘ genannt. Er ist mir herzlich willkommen.“
Nun legte er, indem er die Hand Pfotenhauers noch immer festhielt, auch den Reichsapfel weg und reichte Schwarz die jetzt frei gewordene linke Hand. Das Schütteln begann von neuem, und dabei sagte der gemütlicher Herrscher, indem er dem Slowaken und dessen Freunde zunickte: „Jedenfalls ist das der ‚Vater der elf Haare‘ mit dem ‚Vater des Gelächters‘. Wahafi hat auch diese zwei erwähnt und –“
Er kam nicht weiter, denn der ‚Vater des Gelächters‘ trat rasch vor und sagte: „Verzeihe, o König! Man nennt mich zwar so, wie du gesagt hast, aber ich gestatte das nur meinen intimen Freunden. Ich bin nämlich Hadschi Ali Ben Hadschi Ishak al Faresi Ibn Hadschi Otaiba Abu l' Ascher Ben Hadschi Marwan Omar el Gandesi Hafid Jacub Abdallah el Sandschaki!“
„Schon gut, schon gut!“ lächelte der König. „Der Name ist für meine Zunge zu lang, und da ich mich auch als deinen intimen Freund betrachte, so werde ich dich so nennen wie vorher.“
Der ‚Vater der Hälfte‘ und Hasab Murat wurden ihm auch vorgestellt und in derselben freundlichen Weise bewillkommnet. Als nun der nächstliegenden Höflichkeit Genüge geschehen war, hielt er es für erlaubt, Ben Wafa, seinen Sohn, zu begrüßen. Er umarmte und küßte ihn herzlich und zog dann auch den ‚Sohn des Geheimnisses‘ an seine Brust. Das geschah ganz so, wie ein deutscher Vater es mit seinem Kind und dessen Freund getan hätte. Die Liebe zu dem Sohn und das aufrichtige Wohlwollen für die Fremden lagen so deutlich in seinen Zügen, daß der Eindruck seines Verhaltens ein außerordentlich gewinnender war.
Sein Gesicht war rund und voll, die Farbe desselben dunkelbraun. Seine breite, nicht zu hohe Gestalt stak in einem einfachen schlafrockähnlichen Gewand, um welches ein Säbel gegürtet war; eine andere Waffe trug er jetzt nicht. Den einzigen Schmuck bildete sein Haar, welches in viele dünne Zöpfchen geflochten war, welche, nach oben gerichtet, eine Art Trichter bildeten, auf dessen Spitze ein ausgestopfter Prachtfink befestigt war.
Der Sitz des Thrones nahm drei Seiten desselben ein und hatte Platz für mehrere Personen. Schwarz und Pfotenhauer mußten sich zu beiden Seiten des Königs setzen, und die anderen ließen sich rechts und links von ihnen nieder. Nun mußten die beiden ersteren erzählen. Der König hörte ihnen aufmerksam und schweigend zu und sagte; als er alles erfahren hatte, zu Schwarz: „Hoffentlich lebt dein Bruder noch und der Elefantenjäger auch. Sollten sie ermordet worden sein, so werden Abu el Mot und Abd el Mot es mit tausend Schmerzen zu bezahlen haben; das verspreche ich dir. Morgen um diese Zeit werden wir wissen, woran wir sind, denn wir erreichen noch vor Anbruch des Tages die Schlucht es Suwar.“
„So meinst du, daß wir noch während der Nacht marschieren werden?“
„Wir gehen nicht, sondern wir fahren. Dieses Flüßchen führt so nahe an die Schlucht, daß wir nur eine halbe Stunde lang durch den Wald zu gehen haben, um sie zu erreichen.“
„Und wie steht es mit der Seribah Ulambo? Abu el Mot hat zwei Boten um Hilfe dorthin gesandt.“
„Die Boten sind zurück. Sie
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