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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gegeben.“
    „Und auf welche Weise soll dir mitgeteilt werden, was er beschlossen hat?“
    „Er mag mir einen Mann senden, welcher Vollmacht zur Unterhandlung hat.“
    „Werdet ihr diesen nicht zurückbehalten?“
    „Nein. Ich gebe dir die Versicherung, daß er, sobald es ihm beliebt, zurückkehren kann.“
    „Er mag sein, wer er will?“
    „Ja.“
    „Wie aber, wenn Abu el Mot sich entschlösse, selbst zu kommen?“
    „Ich würde selbst in diesem Fall mein Wort halten. Wir würden ihn als Parlamentär betrachten, dessen Person, Freiheit und Eigentum unverletzlich sind. Wir würden also seiner Rückkehr nicht das geringste in den Weg legen. Ja, ich wäre sogar bereit, ihn umherzuführen, um ihm unsre Stellung zu zeigen, damit er erkenne, daß Hartköpfigkeit ihn ins Verderben führen muß. Nun wißt ihr alles und könnt gehen.“
    Er nahm ihnen die Fesseln ab, und sie hinkten auf ihren verletzten Füßen davon. Sobald sie in dem Eingang verschwunden waren, wurde derselbe von den Soldaten besetzt. Eine Anzahl derselben mußten schleunigst Büsche fällen, mit denen er verbarrikadiert werden sollte. Auf diese Weise erhielt man Deckung gegen die feindlichen Kugeln, falls, was allerdings kaum zu erwarten war, Abu el Mot auf den Gedanken kommen sollte, einen sofortigen Angriff vorzunehmen.
    Schwarz stellte sich mit Pfotenhauer so auf, daß er einen freien Blick in die Schlucht hatte. Er sah, daß die geraubten Neger nach dem hintern Teil derselben geschafft worden waren. Vorn waren die Sklavenjäger fleißig beschäftigt, diejenigen Vorkehrungen zu treffen, welche bei der Errichtung eines Lagers gebräuchlich sind. Rechts oben auf dem Damm spannte man ein Zelt auf, welches jedenfalls für die beiden Anführer bestimmt war. Die Leute schwärmten wirr durcheinander, und jeder war so sehr mit sich selbst beschäftigt, daß man zunächst das Nahen der drei Abgesandten gar nicht bemerkte und ebensowenig es beachtete, daß fremde Krieger sich vorn am Eingang festgesetzt hatten.
    Nun aber waren die drei nahe hinzugekommen und sprachen einen der Jäger an. Schwarz sah, daß sie nach rückwärts zeigten. Der Blick des Mannes folgte dieser Richtung – – – ein lauter Ruf des Schrecks und der Warnung, und aller Augen richteten sich nach dem Eingang, wo Schwarz seinen Soldaten befahl, die Gewehre anzulegen, als ob sie zu schießen beabsichtigten.
    Jetzt gab es einen unbeschreiblichen Wirrwarr in der Schlucht. Man schrie; man eilte zu den Waffen; man rannte ratlos hin und her; jeder wollte etwas zu seiner Verteidigung, zu seinem Schutz tun, und wußte doch nicht, was. Die drei Boten waren nicht mehr zu sehen; sie waren in dem Menschenknäuel verschwunden.
    Da ertönte eine laute Stimme; sie klang dumpf und hohl, war aber durch die ganze Schlucht zu hören.
    „Das ist Abu el Mot“, sagte Schwarz. „Er gebietet Ruhe.“
    Das angstvolle Rufen und Laufen hörte auf; jeder blieb da stehen, wo er sich gerade befand. Schwarz gebot seinen Leuten, die Gewehre in Ruhe zu setzen. In der Schlucht herrschte jetzt die tiefste Stille, wohl eine ganze Viertelstunde lang; aber es schien das die Stille vor dem Sturm zu sein, denn jeder hatte seine Waffen ergriffen, und alle warfen den am Eingang Stehenden drohende Blicke zu.
    Da gab sich eine kleine Bewegung zu erkennen. Die Leute wichen an einer Stelle zurück, und es trat ein Mann hervor, welcher sich langsam und zögernd den Belagerern näherte. Er hatte keine Waffen bei sich und trug als Zeichen des Friedens einen Palmenwedel in der Hand. Als er bis auf ungefähr zwanzig Schritt herangekommen war, blieb er stehen, schwenkte den Wedel und grüßte: „Sallam! Darf ich zu euch kommen und frei wieder gehen?“
    „Ja, denn ich habe es versprochen“, antwortete Schwarz. „Komm also getrost!“
    Der Mann trat vollends herbei. Er war ein gewöhnlicher Askari, den Abu el Mot jedenfalls nur zur Probe abgesandt hatte, um zu erfahren, ob seine Gegner nicht vielleicht hinterlistig handeln würden.
    „Mich sendet Abu el Mot“, sagte er. „Er möchte selbst mit euch sprechen und läßt fragen, ob er wirklich ohne Hindernis zurückkehren darf, falls er nicht einig mit euch wird.“
    „Sag ihm, daß ich es versprochen habe und mein Wort halten werde.“
    „Er soll also kommen?“
    „Ja. Aber er darf keine Waffe bei sich haben, wie sich das ja ganz von selbst versteht.“
    „So kehre ich zu ihm zurück, um ihm diese Botschaft auszurichten. Sallam!“
    Er drehte sich um und schritt von

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