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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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angreifen!“
    „Nein; wir werden vorher in Unterhandlung mit Abu el Mot treten.“
    „Warum das? Sie haben keine Ahnung von unsrer Anwesenheit. Wenn wir plötzlich über sie herfallen, so wird der Schreck sie so lähmen, daß wir Sieger sind, ehe sie an Widerstand gedacht haben.“
    „Selbst wenn diese deine Voraussetzung sich bewahrheitete, würde Menschenblut fließen, und das möchte ich vermeiden. Ich denke aber, daß die beiden Anführer der Karawane zwar überrascht sein, aber ihre Besinnung keineswegs verlieren würden. Das erste, was sie tun würden, wäre, daß sie deinen Vater und meinen Bruder töteten. Sollen wir diese beiden einer solchen Gefahr aussetzen?“
    „Nein, Herr, nein“, antwortete der Jüngling schnell. „Aber wie willst du es denn anfangen, sie zu retten?“
    „Das werdet ihr jetzt hören.“
    Er teilte seinen Plan mit, und nach kurzer Beratung wurde derselbe angenommen, denn man sah ein, daß man nichts Besseres tun könne.
    Nun setzten sich die Krieger in Bewegung, um die Schlucht zu umzingeln. Das geschah so leise und vorsichtig, daß die in derselben Befindlichen nichts davon bemerkten. Nach zehn Minuten war der Rand der Felsen rundum mit Leuten besetzt, welche für alles, was geschehen konnte, ihre bestimmten Weisungen erhalten hatten.
    Von allen Untergebenen waren die Soldaten aus Faschodah jedenfalls die zuverlässigsten, und darum hatte Schwarz die Bestimmung getroffen, daß diese den Eingang der Schlucht besetzen sollten. Der König, Hasab Murat und der ‚Vater der Hälfte‘ erhielten den Befehl über die Truppen, welche hier oben standen. Schwarz marschierte mit den Soldaten hinunter. Bei ihm befanden sich Pfotenhauer, der Slowak, der Hadschi und der ‚Sohn des Geheimnisses‘. Der ‚Sohn der Treue‘ hatte bei seinem Vater oben bleiben wollen.
    Dauwari und die beiden Homr wurden mitgenommen. Sie konnten infolge der Bastonade den Berg nicht hinunter steigen und mußten getragen werden. Sie hatten die getroffenen Vorbereitungen beobachtet und wußten also, daß es für Abu el Mot keine Hoffnung auf Entkommen gab.
    Die Sorglosigkeit, mit welcher dieser Mann heute verfuhr, war wirklich erstaunlich. Als Schwarz mit seinen Leuten unten ankam, sah er, daß nicht einmal der Eingang besetzt worden war. Er näherte sich demselben noch nicht, sondern blieb zunächst unter den Bäumen halten, um den genannten drei Gefangenen die notwendigen Weisungen zu erteilen.
    „Ich gebe euch Gelegenheit, eure Sünden wenigstens so weit gut zu machen, daß ich euch später eure Freiheit zurückgeben kann“, sagte er zu ihnen. „Ich werde jetzt eure Fesseln lösen lassen, damit ihr zu Abu el Mot in die Schlucht gehen könnt. Eure Füße werden euch wohl für diese kurze Strecke tragen. Sagt ihm, daß er vollständig eingeschlossen ist; sagt ihm auch, welche Waffen wir tragen und wieviel Köpfe wir zählen. Das wird ihn veranlassen, klug und nachgiebig zu sein. Ich stelle ihm folgende Bedingungen: Er hat den Elefantenjäger und meinen Bruder sofort auszuliefern, und zwar nebst allem ihrem Eigentum, welches er ihnen abgenommen hat; ferner soll er sich selbst und Abd el Mot gefangengeben; tut er das, so soll beider Leben von uns geschont werden. Geht er auf diese Bedingungen ein, so werden wir alle seine Leute entlassen, ohne daß ihnen etwas Übles geschieht. Weist er aber meine Forderungen von sich, so werden wir keine Gnade walten lassen. Ihr selbst wißt sehr genau, daß die ganze Karawane sich in unsrer Gewalt befindet. Es ist zu eurem eigenen Vorteil, ihn zur Annahme meiner Bedingungen zu bewegen, da sein Schicksal auch das eurige sein wird. Fügt er sich, so werdet ihr frei; zwingt er uns aber zum Kampf, so werdet ihr mit erschossen.“
    Die drei blickten finster vor sich hin; sie waren überzeugt, daß Abu el Mot nicht auf diese Bedingungen eingehen werde. Darum meinte der eine Homr: „Kannst du nicht andre Forderungen stellen, welche milder sind?“
    „Welche denn? Es gibt keine milderen. Ich schenke euch allen das Leben, welches ihr alle verwirkt habt. Was wollt ihr mehr verlangen!“
    „Ich bin überzeugt, daß er sich weigern wird.“
    „So rennt er ins Verderben.“
    „Dürfen seine Krieger erfahren, was du von ihm verlangst?“
    „Ja. Es ist mir sogar sehr lieb, wenn ihr es ihnen mitteilt. Vielleicht besitzen einige von ihnen so viel Verstand, ihm zuzureden und zur Ergebung zu bewegen. Besonders von euch erwarte ich das ganz bestimmt. Euer Leben ist in eure eigene Hand

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