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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein.“
    „Du hast mich aber zu beschützen!“
    „Und du hast dich ruhig und höflich zu verhalten. Tust du das nicht, so mögen diejenigen, welche du beleidigst, dich meinetwegen erschlagen oder erwürgen, ich rühre keinen Finger für dich. Es ist dir ganz recht geschehen.“
    Man ging weiter und kehrte, als der Rundgang beendet war, nach unten zurück, wo Pfotenhauer die indessen verflossene Zeit vortrefflich benutzt hatte, den Eingang mit Hindernissen vollständig auszufüllen. Es war nur eine einzige kleine Lücke gelassen worden, gerade groß genug, daß ein Mann hindurchschlüpfen konnte. Die Soldaten flochten aus Zweigen Wände, um dieselben aufzustellen und mit Erde auszufüllen, damit keine Kugel hindurchdringen könne. Abu el Mot sah das, sein Gesicht wurde finsterer, und er meinte, grimmig lachend: „Ihr müßt euch doch entsetzlich vor uns fürchten, da ihr mit solchem Eifer arbeitet, als gelte es eine Kal'a (Festung) zu errichten.“
    „Von Furcht ist keine Rede; sie wäre ja völlig grundlos, wie du gesehen haben wirst. Aber wenn es gilt, die Verwundung oder gar den Tod auch nur eines einzigen Menschen zu verhindern, so ist keine Arbeit, mit welcher dieser Zweck erreicht wird, überflüssig oder lächerlich zu nennen.“
    „Nimm mir die Fesseln ab! Ich sehe es dir an, daß du die Beratung beginnen willst, welche freilich ganz erfolglos sein wird.“
    „Erfolg wird sie jedenfalls haben, wenn nicht für dich, so doch ohne allen Zweifel für mich. Setzen wir uns also nieder!“
    Man band dem Alten die Hände los und setzte sich, einen Kreis bildend, in das Gras. Abu el Mot machte dabei ein Gesicht, als sei es eine Gnade für die andern, sich in seiner Nähe zu befinden, als sei er es, von welchem das Schicksal der beiden Deutschen und ihrer Leute abhänge.
    „Der Kerl g'fallt mir gar nit“, meinte Pfotenhauer in deutscher Sprache. „Er macht a so zuversichtliches, eigentlich unverschämtes G'sicht, daß ich glauben muß, er hat irgendwas Böses, woran wir gar nit denken, im Rückhalt.“
    „Wüßte nicht, was es ein könnte“, antwortete Schwarz.
    „Ich eben auch nit; aber irgendwas hat er; das ist so g'wiß wie der Boden im Bierseidel. Wir müssen halt vorsichtig sein.“
    „Warum redet ihr in einer Sprache, welche ich nicht verstehe?“ fragte Abu el Mot. „Wißt ihr nicht, daß dies unhöflich ist? Oder fürchtet ihr euch vor mir?“
    „Hat einer von uns Furcht, so scheinst du es zu sein“, antwortete Schwarz. „Nur der Furchtsame ist mißtrauisch. Und wenn du Höflichkeit von uns forderst, so verlangst zu zuviel. Nach allem, was wir dir vorzuwerfen haben, gibt es für uns gar keinen Grund, dir Komplimente zu machen. Ich rat dir überhaupt, den Ton, in welchem du mit uns sprichst, etwas herabzustimmen, da wir sonst die Rücksichten, welche wir jetzt noch nehmen, fallenlassen würden!“
    „Rücksichten!“ lachte der Alte. „Das ist unnötig, denn ihr habt keinen Grund dazu. Vielmehr bin ich es, welcher Nachsicht hegt, denn nicht ich befinde mich in eurer Gewalt, sondern ihr in der meinigen.“
    „Das kann eigentlich nur ein Wahnsinniger sagen!“
    „Schweig! Wenn der Wahnsinn einen von uns beiden ergriffen hat, so bist nur du es; das kann ich beweisen.“
    „So beweise es“, antwortete Schwarz.
    „Sind die Forderungen, welche du an mich gestellt hast, nicht diejenigen eines Wahnsinnigen?“
    „Schwerlich!“
    „O doch! Ich soll nicht bloß deinen Bruder und den Elefantenjäger ausliefern, sondern auch mich und Abd el Mot. Hast du das nicht verlangt?“
    „Allerdings, ja.“
    „Und du gibst nicht zu, daß dies unsinnig ist?“
    „Nein. Wir sitzen wohl aber nicht hier, um zu beraten, welcher Natur meine Forderungen sind. Ich habe dir erlaubt, zu uns zu kommen, nur aus dem einzigen Grunde, um zu erfahren, ob du auf meine Bedingungen eingehst oder nicht.“
    „Das kannst du gleich erfahren, ja, das konnte ich dir sofort, als ich kam, schon sagen.“
    „Nun?“
    „Ich belache dein Verlangen.“
    „So! Hast du mir sonst noch etwas zu sagen?“
    „Nein.“
    „So ist unsre Unterredung kürzer geworden, als ich dachte, und wir sind also fertig.“ Er stand auf.
    „Ja wir sind fertig“, stimmte Abu el Mot bei, indem er sich auch erhob. „Ich kann also gehen?“
    „Ja.“
    „M'assalahmi; fat wakhti – lebe wohl; meine Zeit ist um!“
    Er wandte sich, ohne daß ihn jemand hinderte, nach der Öffnung, welche im Verhau gelassen worden war. An derselben angekommen, drehte

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