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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine andre, welche aber nicht Abd el Mot angehörte.
    „Gott, das war mein Bruder!“ hauchte Schwarz. „Die Gefangenen befinden sich also bei ihm!“
    „Welch ein Glück! Schnell, holen wir sie heraus!“
    „Nur langsam! Erst rekognoszieren, sehen, hören und dann handeln. Folgen Sie mir, und tun Sie nur das, was ich vorher tu. Vermeiden Sie aber vor allem selbst das geringste Geräusch, sonst sind wir verloren, und zwar nicht nur wir allein!“
    Er hob das Zelttuch da, wo es nach hinten waagrecht auf den Latten lag, ein wenig empor und sah hinein. Vor sich hatte er einen dunklen, niedrigen Raum; aber weiter nach vorn war es hell. Einige Pakete lagen seitwärts unter dem Tuch. Im Zelt saßen vier Menschen, von denen er aber jetzt nur die Beine und den Unterleib erblickte.
    „Kommen Sie!“ raunte er dem Gefährten zu; „aber um Gottes willen leise, ganz leise!“
    Er schob sich vorwärts, unter das Tuch und die Latten hinein. Pfotenhauer tat an seiner Seite dasselbe. Nun erreichten ihre Gesichter fast die Stelle, an welcher das Tuch auf den Zeltstangen lag und also nun nach oben gerichtet war. Schwarz lugte vorsichtig hervor. Sein geschwärztes Gesicht blieb noch im Schatten und war also nicht zu sehen. Er erblickte die vier anwesenden Personen genau.
    Sein Bruder und der Elefantenjäger saßen an der Mittelstange, an welche sie angehängt waren. Man hatte ihnen die Füße zusammen- und die Hände auf den Rücken gebunden. Zu ihrer Rechten saß Abd el Mot, zu ihrer Linken, mit dem Rücken nach Schwarz gewendet, Abu el Mot. Eben sagte dieser letztere: „Allah soll mich strafen, wenn ich euch täusche. Wir befinden uns ganz allein hier und werden morgen aufbrechen, um nach meiner Seribah zu ziehen.“
    „Lüg nicht!“ antwortete Joseph Schwarz. „Wenn du nach deiner Seribah willst, warum hast du da den Umweg nach dieser Schlucht eingeschlagen?“
    „Bin ich euch etwa Rechenschaft von meinem Tun und Lassen schuldig?“
    „Vielleicht kommt die Zeit, in welcher wir diese Rechenschaft fordern. Ich meine sogar, daß diese Zeit sehr nahe ist.“
    „Meine, was du willst! Ich lache darüber.“
    „Dein sorgenvolles Gesicht sieht nicht wie Lachen aus. Heute früh befandest du dich in besserer Stimmung. Warum warst du heute so viel strenger gegen uns? Warum sollen wir hier in dem erbeuteten Zelt schlafen, was noch nie geschehen ist? Du willst uns ganz sicher haben, und so vermute ich mit Recht, daß jemand hier ist, der uns befreien will.“
    „Ah! Wer sollte das sein?“
    „Mein Bruder.“
    „Hund! Wer hat dir das verraten?“ fuhr der Alte auf.
    „Verraten? Du selbst hast dich jetzt verraten! Also ist meine Vermutung richtig. Du kannst meinen Bruder vorher nicht gesehen haben. Du hast nichts von ihm gewußt. Nun plötzlich kennst du ihn. Er ist also da und hat uns von dir gefordert. Und er ist nicht allein da, sonst hättest du auch ihn ergriffen, als er mit dir sprach. Er hat Leute bei sich, mehr Leute, als du hast. Ich bin also gerettet!“
    „Juble nicht! Ich töte euch lieber, als daß ich euch freigebe!“
    „Pah! Da kennst du meinen Bruder nicht. Er wiegt hundert Kerle deiner Art auf.“
    „Gib ihm doch das Messer in den Leib!“ forderte Abd el Mot seinen Vorgesetzten auf. „Wie kannst du dich von einem Giaur verhöhnen lassen?“
    „Schweig!“ antwortete der Alte. „Ich weiß selbst, was ich zu tun habe. Was sitzt du da und gibst mir gute Lehren! Geh lieber hinaus und sieh nach, ob die Wachen ihre Schuldigkeit tun. Schlafen sie etwa, so laß sie peitschen!“
    Abd el Mot stand auf und entfernte sich brummend. Man hörte ihn die Richtung auf dem Damm einschlagen, aus welcher Schwarz und Pfotenhauer gekommen waren.
    Abu el Mot hielt seine Augen drohend auf seine Gefangenen gerichtet und fragte: „Wer hat euch verraten, daß dein Bruder da ist? Einer meiner Leute muß es gewesen sein.“
    „Ich nenne ihn dir nicht.“
    „Du wirst es mir sagen, sonst laß ich dir die Bastonade geben!“
    „Wage es! Ich lasse dich dafür zu Tode peitschen.“
    „Wann? Wenn dich der Scheïtan in die Hölle entführt hat? Das wird vielleicht noch in dieser Nacht geschehen.“
    „Im Gegenteil! Wie ich meinen Bruder kenne, werden wir in dieser Nacht unsre Freiheit erhalten.“
    „Von wem?“
    „Von mir“, ertönte es hinter ihm.
    Emil Schwarz hatte sich weiter vorgeschoben, so daß er sich hinter Abu el Mot aufrichten konnte. Dieser erschrak, als er die Stimme hinter sich hörte, und wollte sich hastig

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