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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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umdrehen, wurde aber von zwei Händen so fest an der Kehle gepackt, daß ihm der Atem verging und er vor Todesangst mit den Beinen um sich schlug.
    Pfotenhauer kroch auch schnell hervor. Die beiden Gefangenen erblickten zwei schwarze, fast unbekleidete Gestalten, auf welche der Schein der Fettlampe fiel, die von einer der Zeltstangen herniederhing. Zwei Neger, aber mit langen Bärten! Der eine mit einer Riesennase, welche Joseph Schwarz trotz ihrer dunklen Farbe sofort erkannte. Auch die Stimme des andern hatte er erkannt, obgleich derselbe nur zwei einsilbige Worte gesprochen hatte.
    „Emil, du! Pfotenhauer! Ist es möglich! So schnell!“ rief er aus.
    „Leise, leise!“ warnte sein Bruder. „Pfotenhauer, schneiden Sie die beiden los! Ich habe hier mit dem Alten zu tun.“
    Er hielt Abu el Mot mit der einen Hand noch immer beim Hals und versetzte ihm mit der andern Faust mehrere Schläge gegen den Kopf, bis er sich nicht mehr rührte.
    „So, das nenne ich ein Glück!“ sagte er dann. „Ich habe nicht nur euch, sondern auch diesen Halunken. Das bedeutet einen unblutigen Sieg, denn nun muß sich die Karawane ergeben. Kriecht hier hinter mir hinaus. Vorn dürfen wir uns nicht sehen lassen, sonst haben wir die Verfolger sofort auf den Fersen!“
    Er kroch an derselben Stelle, an welcher er in das Zelt gekommen war, wieder hinaus und zog Abu el Mot hinter sich her. Die andern folgten ihm, denn Pfotenhauer hatte die Gefangenen losgeschnitten. Diese holten laut und tief Atem und reckten und dehnten die malträtierten Glieder.
    „Gott sei Dank, endlich, endlich frei! Emil, Pfotenhauer, das vergesse ich euch nie!“
    „Still jetzt!“ mahnte sein Bruder. „Noch sind wir nicht in Sicherheit. Der Schein des Feuers dringt bis hier herauf. Legt euch zur Erde! Wir müssen kriechen, zumal da ihr beide helle Kleider habt. Helft mir den Alten schieben!“
    Sie krochen nach dem Eingang hin. Dabei zog Emil Schwarz, welcher voran war, den besinnungslosen Abu el Mot hinter sich her, und die andern schoben. Sie waren noch nicht weit gekommen, da ertönte von der Stelle her, an welcher die sechs Wächter saßen, eine laute Stimme: „Wakkif, la lakuddam, imfik – halt, nicht weiter, haltet ihn fest!“
    Mehrere Stimmen fielen ein, und ein Schuß krachte. Zugleich sahen sie eine Strecke vor sich mehrere Gestalten, welche etwas Schweres, Helles trugen und dem Ausgang zustrebten.
    „Was ist das?“ fragte Emil Schwarz. „Da unten kommen die Wächter. Sie wollen herauf. Wer sind die da vorn? Ah, mir ahnt es! Der Slowak wollte sich auch färben. Joseph, Sejad ifjal, nehmt den Alten, und rennt nach dem Eingang. Dort ist ein Loch, durch welches ihr kriechen könnt. Draußen sind unsre Soldaten. Pfotenhauer, heraus mit dem Messer und den Revolvern; mir schnell nach auf die Wächter!“
    Er rannte vom Damm hinab, und der ‚Vater des Storches‘ folgte ihm auf dem Fuß. Vorn krachten zwei Pistolenschüsse. Die Wächter, welche sich bereits in der Nähe des Verhaus befanden, wichen zurück. Sie sahen zwei Schwarze auf sich zukommen und hielten sie für Freunde.
    „Helft!“ rief einer der Wächter ihnen zu. „Die Feinde sind eingebrochen. Dort fliehen sie wieder hinaus. Sie haben einen von uns gefangen. Und – o Allah, dort, da oben laufen auch zwei, welche einen tragen.“
    „Lauft auch ihr, ihr Halunken!“ antwortete Schwarz, indem er den Sprecher niederschlug, einem zweiten Wächter einen Hieb gegen den Kopf versetzte, daß er zur Seite taumelte, und sich dann auf den dritten warf.
    Da er nicht schoß, so schoß auch Pfotenhauer nicht. Es sollte möglichst kein Blut vergossen werden. Er faßte also nach der Flinte des vierten, dem einzigen Gewehr, welches die Wächter bei sich zu haben schienen, entriß es ihm und stieß ihn mit dem Kolben nieder. Er wollte sich gegen den fünften wenden, aber dieser und der sechste rannten bereits dem Feuer zu. Nummer eins bis vier rafften sich auch auf und schossen eiligst davon. Aber jetzt erhob sich im Hintergrund der Schlucht ein wahrhaft entsetzliches Geheul, als ob alle möglichen wilden Tiere sich zu seinem Satanskonzert zusammengefunden hätten.
    „Herrgott, die Sklaven sind los!“ rief Schwarz. „Die Schüsse, die Schüsse! Ich hatte zu Lobo gesagt, daß ein Schuß das Zeichen sein werde, daß die Gefangenen nach dem Ausgang fliehen sollten. Ich befürchte, es kommt anders. Sie fliehen nicht, sondern fallen über ihre Peiniger her. Welch ein fürchterliches Massaker wird das

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