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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gelegenheit bieten, schnell reich zu werden.“
    Der Buluk erfüllte als Unteroffizier seine Pflichten zur Zufriedenheit; aber besonders glänzende Geistesgaben besaß er keineswegs. Er saß vor dem Tschausch, als ob er gelähmt sei, ihn groß und fast verständnislos anstarrend.
    „Allah akbar!“ stieß er langsam hervor. „Habe ich recht gehört? Ich soll es machen wie diese beiden?“
    „Nicht du allein, sondern ich und du.“
    „Das – ist doch – gar nicht auszudenken!“
    „So gib dir Mühe, es zu begreifen! Aber versäume nicht die gute Zeit. Abu el Mot kann jeden Augenblick zurückkehren. Dann ist es zu spät, und die Gelegenheit wird niemals wieder vorhanden sein.“
    „Sprichst du denn wirklich im Ernst?“
    „Ich schwöre dir bei Allah und dem Propheten, daß ich nicht scherze.“
    „Und du meinst, daß es wirklich auszuführen ist?“
    „Ja, denn Abu el Mot und sein Buluk haben es auch fertiggebracht. Denk doch an alles, was sich hier befindet, an die Waffen und die viele Munition, an die Kleider und Gerätschaften, an die Handelsgegenstände und Vorräte, welche wir, wenn wir etwas davon kaufen, von unsrem armen Sold zehnfach teurer bezahlen müssen! Denk ferner an die Rinder, welche wir bewachen müssen. Überlege dir, welch einen Wert das alles hat! Weißt du, wieviel Elfenbein wir bei den Negern für eine einzige Kuh eintauschen können?“
    „O, das weiß ich schon. In Khartum würden wir dreißig und noch mehr Kühe dafür bekommen.“
    „Wir haben aber dreihundert Rinder hier. Machten wir es so, wie Abu und Abd el Mot es damals gemacht haben, so wären wir mit einem Schlag reiche Männer.“
    „Das ist wahr; das ist wahr! Aber es würde eine Sünde sein!“
    „Nein, sondern eine gerechte Strafe für die beiden. Denk nach! Man darf in solchen Fällen ja keine Zeit verlieren!“
    Der Buluk hielt sich den Kopf mit beiden Händen, griff sich an die Nase, an die Brust und die Knie, um zu versuchen, ob er wirklich lebe und existiere, und rief dann aus: „Allah begnadige mich mit seiner Erleuchtung! Mir ist's, als ob ich träume!“
    „So wach auf, wach auf, bevor es zu spät wird!“
    „Gedulde dich! Meine Seele findet sich nur schwer in eine so ungeheure Sache. Ich muß sie unterstützen.“
    „Womit?“
    „Ich will mir Tabak für meine Pfeife holen!“
    „Auch ich habe einen Tschibuk hier am Halse hängen, aber keinen Tabak.“
    „Ich bringe für dich welchen mit.“
    Er stand auf und eilte fort. Schon war er weit entfernt, da erinnerte er sich an seine Pflicht. Er blieb stehen, drehte sich um und rief zurück: „Du entfliehst doch nicht? Du hast es mir versprochen!“
    „Ich bleibe!“ antwortete der Tschausch.
    „Bedenke wohl, daß dich die Kugel des Wächters treffen würde, denn du bist mein Gefangener!“
    „Ich halte mein Wort! Aber sag keinem, was du von mir gehört hast!“
    „Nein; auch würde es mir wohl niemand glauben!“
    Er ging weiter. Der Tschausch rührte sich nicht von der Stelle. Er hatte die Kisrah und die Fische verzehrt. Jetzt strich er sich mit beiden Händen den grauen Bart und murmelte vergnügte, leise Worte vor sich hin.
    Bald kehrte der Buluk wieder. Er hatte seinen Tabaksbeutel in der Hand, dem man es ansah, daß er nicht viel enthielt. Der Tabak ist in den Seriben ein teurer Artikel. Dennoch reichte er, als er sich niedergesetzt und seine Pfeife gestopft hatte, auch dem Tschausch hin. Dieser griff hinein, ließ den zu Mehl zerstoßenen und mit weniger wertvollen Pflanzenblättern vermischten Tabak durch die Finger gleiten, machte ein pfiffig bedauerndes Gesicht, begann auch seinen Tschibuk zu stopfen und fragte: „Wem gehört der Tabak?“
    „Mir“, antwortete der Buluk verwundert.
    „Woher hast du ihn?“
    „Hier gekauft natürlich!“
    „So hast du vorhin allerdings ganz richtig gesprochen: dein Verstand ist weg!“
    „Wieso?“ fragte der Buluk, indem er mit dem Stahl Feuer schlug.
    „Hast du keinen andern und bessern Tabak?“
    „Nein!“
    „O Allah! Hat dir denn Abd el Mot nicht die ganze Seribah übergeben?“
    „Ja.“
    „Auch die Tokuls mit den Vorräten?“
    „Ja. Ich soll sie wohl verwahren. Es hängen Schlösser vor den Türen.“
    Während nämlich kein Tokul verschlossen ist, sind diejenigen, welche als Magazine benutzt werden, mit hölzernen Türen und Vorlegeschlössern versehen.
    „Aber die Schlüssel hast du doch?“ fragte der Tschausch.
    „Ja, sie sind mir übergeben worden.“
    „So kannst du hinein, wo die

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