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262 - Route 66

262 - Route 66

Titel: 262 - Route 66 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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sie leicht zu verfolgen.
    Liz presste ihren warmen Körper an seinen. »Es war beeindruckend, wie du mich verteidigt hast, mein Held.« Ihre Lippen waren an seinem Ohr. Sie roch süß, nach Jasmin und Rose. Irgendein Parfüm, das seine Sinne benebelte. Ihre Stimme war tief und rauchig. »Lass mich auf meine Art danke sagen.« Sie zog ihn zum Bett.
    Matt ließ es sich willig gefallen. Er wusste, dass nichts und niemand auf der Welt ihn und Liz jemals trennen würde.
    ***
    März 2526, CARTER IV, Messe
    »Wie ein Affe im Käfig«, murmelte der hochgewachsene Marsianer mit der Pigmentzeichnung im Gesicht. Die restliche Pigmentierung sah man nicht, denn er trug einen silbrigen Ganzkörperanzug. Er sah zu Matthew Drax herüber, der vor einem Panoramafenster aus marsianischem Stahlglas auf und ab ging.
    Matt drehte sich nicht zu dem Sprecher um, obwohl er den Kommentar sehr wohl gehört hatte. Er seufzte leise. Die Vorurteile der Marsianer ihm und Aruula gegenüber würden wohl nie ein Ende finden. In gewisser Weise war das verständlich. Die Erde war ein dunkler Ort voller Barbaren, Mutationen und Gefahren geworden. Aber er hatte immer versucht, in diese Dunkelheit zumindest einen Funken Licht zu bringen.
    Hör nicht auf diesen Idioten. Er blieb stehen und sah aus dem Fenster. Das Weltall glitt an ihm vorbei. Tiefe Schwärze und weit entfernte Sterne. Wie Diamantsplitter auf einem schwarzen Tuch. Obwohl der Anblick ihn immer wieder aufs Neue faszinierte, konnte er ihm doch keine innere Ruhe geben.
    Zwei Monate waren sie nun schon unterwegs. Zwei entsetzlich lange Monate. Matt kannte das marsianische Raumschiff mit seiner Messe, der Steuerkanzel, dem Reaktor, dem Aufenthalts- und Besprechungsraum, den Frachträumen, dem Sport-, Unterhaltungs- und Laborbereich und den Kabinen inzwischen mindestens genauso gut wie sein damaliges Zuhause in Riverside.
    Zuerst war er fasziniert von der Technik gewesen. Von der neuen Schiffsgeneration der Marsianer. Die CARTER IV war durch ein erneuertes Schubsystem mit innovativen Antriebsdüsen und einem verbesserten Ionenantrieb schneller als alle Schiffe vor ihr. MOVEGONZ TECHNOLOGY hatte sich mit der Erfindung des Power Hibes im Schub-Antriebssystem selbst übertroffen. Es war ihnen unter anderem gelungen, die G-Kräfte, die bei der Startbeschleunigung auf die Besatzung wirkten, im Inneren erträglich zu halten und zugleich die äußeren Kräfte zu potenzieren. Das neue Raumschiff war ein absolutes Highlight. Im Gegensatz zu früheren Generationen bot es mehr Platz und konnte bis zu fünfzehn Passagiere aufnehmen.
    Trotzdem fühlte sich Matt inzwischen tatsächlich wie ein eingesperrtes Tier. Zusätzlich belastete ihn der geringe Sauerstoffanteil in der Luft. Die Marsianer benötigten aufgrund ihrer Jahrhunderte langen Anpassung an die dünne Marsatmosphäre weniger Sauerstoff. Obwohl man Vogler und Clarice zuliebe, die drei Jahre auf der Erde verbracht hatten, den Sauerstoffanteil der Luft etwas erhöht hatte, lag er doch deutlich unter den gewohnten Verhältnissen. Besonders nach starker körperlicher Anstrengung musste Matt zur Sauerstoffmaske greifen. Aber zumindest waren in seiner und Aruulas Kabine die Bedingungen angepasst.
    An die niedrige Schwerkraft hatte er sich bereits bei seinem ersten Aufenthalt auf dem Mars gewöhnen können. Am Anfang der Reise war es durchaus belustigend gewesen, Aruulas Flüche durch die Gänge hallen zu hören, wenn sie sich in der Heftigkeit ihrer Bewegung verschätzt hatte. Zum Glück hatte sie sich nie mehr als einen blauen Fleck zugezogen.
    Die Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln hatte sich zwar gut an die veränderten Bedingungen gewöhnt, und auch von ihrer Blinddarmoperation auf dem Mond hatte sie sich bestens erholt [1] , aber richtig heimisch würde sie sich in diesem Schiff nie fühlen.
    Wenn die Marsianer wenigstens nicht diese Vorurteile gehabt hätten. Die meisten mieden Matt. Es lag nicht nur an seiner in ihren Augen barbarischen Heimat, sondern auch an den vergangenen Ereignissen. Bei seinem letzten Aufenthalt auf dem Mars war er an großen Umwälzungen beteiligt gewesen. Viele Einwohner gaben ihm die Schuld für das Zusammenbrechen eines auf tönernen Füßen aufgebauten Systems, in dem sich nicht mal Städter und Waldleute grün waren. Selbst die Marsianer der Mondstation, die ihm zunächst freundlich oder wenigstens neutral begegnet waren, hielten inzwischen höflichen Abstand, um sich bei ihren Kollegen nicht unbeliebt zu machen. In

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