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265 - Das letzte Tabu

265 - Das letzte Tabu

Titel: 265 - Das letzte Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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bemerken.
    ***
    Hi'schis Körper erwachte - sein Geist hatte nie geschlafen.
    Aber war voller Abscheu gegen die Gestalten, die ihn umringten.
    »… hat die Augen auf. Vorsicht. Wir wissen nicht…«
    In ihm lief die Verzweiflung über. Alles war fremd. Niemand, den er kannte, war unter den Gesichtern, die wie aus Fels gemeißelt auf ihn herabstarrten. Er wollte sich aufrichten, aber Klammern um Arm und Beine hielten ihn fest. Ein Flimmern umgab ihn.
    »… Sorge, der Schutz funktioniert. Die Pheromone können nicht…«
    Es war ein Auf und Ab von Lauten und Stillephasen. Sein Gehör schien sich erst wieder einpegeln zu müssen. Aber noch mehr aus der Balance geraten war sein Gemüt.
    »… und wenn er über Geisteskräfte verfügt, die…«
    Eine andere Stimme; jetzt konnte er sie immerhin schon am Klang unterscheiden: »Das Feld schützt auch dagegen. Er wird uns nicht manipulieren können. Wir haben optimale Voraussetzungen geschaffen, um ihn zu analysieren.«
    Hi'schi verstand beileibe nicht alle Begriffe, aber er verstand die Art, wie sie gesprochen wurden, verstand die Motivation, die hinter dem Gesagten stand.
    Ihn schauderte. Fest kniff er die Augen zusammen, beschwor Bilder der Insel herauf, die ihm zuletzt nur noch wie ein Gefängnis vorgekommen war - aber wie gerne hätte er Iisboa wieder eingetauscht gegen das, was ihn hier drangsalierte. All diese Wesen… Leute…
    Er bäumte sich in seinen Fesseln auf. Seiner Kehle entflohen heisere Laute der Verzweiflung. An der Reaktion der Versammelten erkannte er, dass sie es anders deuteten. Als Aggression!
    Und er begriff auch - mit der naiven Klarheit eines Drakullen -, dass sie das glauben wollten . Es gab ihnen alle Handhabe, mit ihm so zu verfahren, wie sie es wollten.
    Ein Fauchen… Alle Kraft fuhr aus seinen Muskeln. Er sank zurück, erschlaffte, blieb aber wach.
    »Das müsste genügen. Er wird jetzt brav sein.«
    Brav.
    Mit diesem harmlos anmutenden Wort begann die Tortur. Sie hatten nicht vor, es langsam anzugehen. Oder gar behutsam. Offenbar hatten sie lange auf ein Studienobjekt wie ihn gewartet.
    ***
    Aruula baldowerte die Szenerie und das Procedere der ein- und ausfahrenden Wagen gründlich aus - aber auch nicht zu gründlich. Sie hatte es eilig. Matt hatte sich bis zum Abend des nächsten Tages von ihr verabschiedet. Es war kurzfristig beschlossen worden, dass er noch in der Nacht mit einer Forschergruppe zum Mie-Krater aufbrechen würde, um vor Ort die Zeitstrahl-Anlage auf eine Eignung als Waffe gegen den Streiter zu überprüfen. Er war inzwischen zwar nicht mehr der Einzige hier, der die hydritischen Schriftzeichen entziffern konnte, hatte aber die wenigste Mühe damit.
    Auf seine Frage, ob sie ihn gern begleiten würde, hatte Aruula ihre Abneigung gegen Flugreisen vorgeschützt und behauptet, sie wäre jetzt lange genug in den Lüften unterwegs gewesen - auch wenn man die Reise im Raumschiff nicht gerade so bezeichnen konnte. In Wahrheit rieb sie sich innerlich die Hände - denn Maddrax' langes Fortbleiben spielte ihrem Plan in die Hände.
    Plan?
    Sie wusste, dass sie dabei war, eine hirnverbrannte Dummheit zu begehen. Wobei das hier nur der erste, vielleicht harmlosere Teil der Dummheit war.
    Aber sie konnte nun mal nicht aus ihrer Haut. Chandras Auftauchen im Ratssaal hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Und wie von selbst war während des Gesprächs mit Vogler und Clarice über Hi'schi eine aberwitzige Idee in ihr aufgeblüht.
    Und deshalb war sie jetzt hier.
    Deshalb passte sie den ersten Lastenschweber, der ihren Vorstellungen entsprach, ein gutes Stück von der Laboreinfahrt ab…
    ... und sprang auf. Die geringere Schwerkraft des Mars half ihr, die obere Dachkante des ansonsten völlig glatten Containers zu erreichen; ein Sprung, den sie auf der Erde niemals hätte bewerkstelligen können. Sie zog sich hoch und legte sich flach aufs Wagendach, darum bemüht, dass die Eisenstange, die sie als einzige Waffe mit sich führte, kein verräterisches Geräusch erzeugte.
    Sich perfekt zu verbergen hatte sie in tausend Situationen gelernt. Niemand machte ihr darin etwas vor. Während sie darauf wartete, unentdeckt die Kontrolle zu passieren, tastete sie mit spitzen Fingern nach dem Ding hinter ihrer Stirnhaut, dessen Einsetzen wie versprochen keine Narben hinterlassen hatte.
    Aruula verwünschte die Beschränkungen, die ihr der Blocker auferlegte. Aber zur Not würde sie es riskieren, ihn mit bloßen Fingern zu entfernen. Dann nämlich, wenn

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