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267 - Die Götter des Olymp

267 - Die Götter des Olymp

Titel: 267 - Die Götter des Olymp Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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lag am Hinterkopf an, von wo aus sich die »Finger« in gleichmäßigem Abstand nach vorne erstreckten, zwei seitlich am Kopf entlang bis fast zu den Augenwinkeln, zwei an der Spitze des Scheitelkamms vorbei.
    Es sah aus, als hätte jemand von hinten Quesra'nols Schädel gepackt und quetsche mit seinen Perlmuttklauen den Verstand aus dem Hydree. Und - wie er sich eingestehen musste - manchmal fühlte es sich auch so an.
    »Eine Modeerscheinung«, sagte Quesra'nol mit vorgetäuschter Leichtigkeit. Seine Gedanken kreisten ständig um die Aufgabe, die er zu erfüllen hatte. Wie gerne hätte er sie einem anderen aufgebürdet, aber das hatte er nicht tun können. Das war er dem alten Hydree schuldig!
    Dalin'mon war nicht nur ein angesehener Wissenschaftler, er war auch der beste Freund von Quesra'nols Vater gewesen. Als dieser vor vielen Umläufen beim Tunnelbau in den Krater des Shat'rokhal ums Leben gekommen war, hatte sich Dalin'mon dem Waisen angenommen. Etwas, was Quesra'nol dem Alten nie vergessen würde! Egal, was noch geschah.
    »Du siehst traurig aus! Kommst du mit deinem Projekt nicht voran?«, fragte Dalin'mon.
    Quesra'nol seufzte. Auch aus ihm, dem neugierigen kleinen Hydree, der zu wissbegierig gewesen war, um seinen Lehrer aussprechen zu lassen, war inzwischen ein Wissenschaftler geworden. Und kein schlechter, wie er Dalin'mon bald beweisen würde. Doch zu solchen Leistungen, wie der Alte sie vollbracht hatte, wäre er nie fähig gewesen. Obwohl er sich nicht zum ersten Mal in der Laborhöhle seines väterlichen Freundes aufhielt, war er noch immer beeindruckt. Die Feldgeneratoren, die Steuerkonsole, die Energiezapfungsspulen, all das war an Genialität kaum zu überbieten.
    »Nein, keine Sorge. Mein Projekt geht bestens voran. Tatsächlich habe ich es sogar abgeschlossen! Ich musste nur gerade an den Tunnelbau und meinen Vater denken.«
    Eine Spur von Wehmut schlich sich in Dalin'mons Gesicht. »Wie sehr ich ihn darum beneidet habe, dass er einer der Ersten sein durfte, die den Mutterkristall gesehen haben.«
    Und einer der Ersten, die daran zugrunde gingen , fügte Quesra'nol in Gedanken hinzu.
    »Stell dir nur einmal die Erhabenheit des Gefühls vor! Sie graben sich achtzig Tausendlängen durch den Fels und brechen dann zum Krater durch. Und was sehen sie? Einen Schlot, sechzig Tausendlängen an der breitesten Stelle, vierzig an der schmalsten. Nur fünfzig Längen unter ihnen wallt die Lava, gerade weit genug, dass die Hitze kein Problem darstellt. Aber darüber bietet sich ihnen ein Bild, wie es noch kein Hydree-Auge zuvor erblickt hat.«
    Auch Quesra'nol hatte in den vergangenen Umläufen immer wieder versucht, sich in seinen Vater zu versetzen. Was mochte er empfunden haben, als sich der Krater vor ihnen öffnete? In seiner gesamten Breite und beinahe seiner gesamten Höhe durchzog ihn ein schwarzkristallines Adergeflecht, ein atemberaubendes Gewirr aus Brücken, manche nur wenige Flossen schmal, andere viele Längen breit. In ihren Kreuzungspunkten hatten sich Inseln herausgebildet, und auf jeder lagen Schwingungsquarze in den unterschiedlichsten Größen. Der Mutterkristall ruhte nur hundert Längen vom Tunnelausgang entfernt auf einer Insel, zu der eine breite, gewundene Brücke führte.
    Ein wahrhaft majestätischer Anblick - und zugleich der letzte, dessen Quesra'nols Vater gewahr wurde. Denn ihm und einigen anderen Arbeitern schossen plötzlich Blutfontänen aus der Nasenöffnung und sie sackten zusammen. Sie waren tot, noch bevor sie auf den Boden aufschlugen.
    Sie sollten nicht die letzten Hydree gewesen sein, die den enormen Schwingungen zum Opfer fielen, auch wenn die Auswirkungen unterschiedlich ausfielen. Manche starben an Gehirnblutungen, andere verfielen in eine Lethargie, aus der sie niemand mehr hervorholen konnte, wieder andere wurden wahnsinnig. Grundlos griffen sie ihre Kollegen an oder stürzten sich halluzinierend in die Lava.
    Doch dann gab es noch jene Hydree, bei denen die Nähe zum Mutterkristall einen massiven Entwicklungsschub hervorrief. Und so kam die Elite des Volkes nie auf die Idee, die Forschungen einzustellen. Sie sahen die Toten und mental Ausgebrannten als nötige Opfer auf dem Weg zur geistigen Perfektion.
    Innerhalb kürzester Zeit entwickelten sie eine Luftumwälzanlage, die dem Problem der giftigen Gase zu Leibe rückte und Atemmasken überflüssig machte. Sie kamen auch dem Rätsel des Adergeflechts im Krater auf die Spur: Die Schwingungen hatten das glühende

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