269 - Andronenreiter
Doch Bruno stand zu nahe und auf zu beengtem Raum, als dass er seine Peitsche hätte einsetzen können.
Der Conte setzte alles auf eine Karte - und die hieß Flucht nach vorn! Er machte einen Ausfallschritt und duckte sich, um blitzschnell an Bruno vorbei zu kommen. Er tauchte unter den Armen des Andronenreiters hinweg, wollte auf den Hof hinaus… aber Bruno bekam sein Gewand zu fassen. Malandra spürte, wie er zurückgerissen wurde und sich ein kräftiger Arm um seinen Hals legte.
Der Conte bekam keine Luft mehr. Er verdrehte die Augen und röchelte. Dann erkannte er, dass er verloren hatte, und gab jeden Widerstand auf.
Noch immer fragte er sich, wie es Gosy hatte gelingen können, ihre Leute so schnell zu mobilisieren. Warum sie sich überhaupt zurück zu ihrem Haufen getraut hatte. So wie sie über ihr Leben gejammert hatte, wäre der Graf nie auf die Idee gekommen, dass sie zu ihnen zurückgehen würde.
»Wo sind meine Söldner?«, jammerte er. »Meine teuren Söldner!«
Bruno hielt ihn weiterhin in fester Umklammerung. »Da sind sie doch, Conte!«, sagte er höhnisch. »Seht sie Euch an!«
Malandra sah seine angekauften Männer auf ihren Tieren seelenruhig abseits des ersterbenden Gefechts vor den Ställen stehen. Sie hatten sich nicht am Kampf beteiligt! »Was bei Orguudoo…«
»Hey, Männer!«, rief Bruno zu der kleinen Schar hinüber. »Erklärt eurem Herrn, warum er auf verlorenem Posten steht!«
Ein einzelner Söldner löste sich aus dem Verbund und ritt mit seiner Androne näher. »Wir kämpfen nicht gegen unsere Ausbilder, Conte Malandra«, rief er aus dem Sattel herab. »So lautet der Codex der Andronenreiter. Kein Sold der Welt kann uns dazu bringen, unsere Meister anzugreifen.«
»Elende Verräter!«, heulte der Conte vor Verzweiflung. Wie hatte sein schöner Plan nur zu solch schrecklichen Ereignissen führen können? Bloß weil er dieses naive Mädchen benutzt und weggeworfen hatte? Aber heiligte nicht der Zweck die Mittel?
»Seht es ein, Conte«, sagte Bruno grimmig. »Eure Zeit ist vorbei. Eure Soldaten folgen Euch nicht mehr oder haben ihr Leben auf dem Schlachtfeld ausgehaucht. Bald werden andere kommen und sich nehmen, was von Eurem Reich noch übrig ist!« Damit schleuderte er Malandra von sich, der vor den Vorderläufen der Androne in den Staub fiel und nicht wagte, sich zu erheben.
Von Wut zerfressen, musste er mit ansehen, wie ein blonder Mann und eine Frau in einem seltsamen silbergrauen Anzug die Andronenkönigin aus dem Stall führten. Das gutmütige Tier wirkte etwas nervös, als es die vielen anderen Artgenossen und den Blutgeruch wahrnahm.
»Ah, ihr habt die Königin!«, ließ sich Bruno vernehmen. »Sehr gut. Binde sie an meinen Sattel, Maddrax!«
Der Blonde tat, wie ihm geheißen.
Das Oberhaupt der Andronenreiter wandte sich wieder Malandra zu. »Ich glaube, meine Tochter hat Euch auch noch etwas zu sagen.«
Gosy kam hinter Matt und Aruula aus dem Andronenstall des Grafen. Sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und grinste triumphierend. Der Graf wagte es weiterhin nicht, sich von der Stelle zu rühren. Alle sahen, dass er zitterte.
Die junge Andronenreiterin spuckte ihm ins Gesicht. »Was hatten wir noch gleich vereinbart?«, fragte sie scheinheilig. »Ach ja, dass ich es Euch doppelt… nein, dreifach heimzahle, was Ihr mir angetan habt!« Sie machte noch einen Schritt vorwärts und blickte dem angsterfüllten Mann durchdringend in die wässrigen Augen. »Ihr habt mir ein neues Leben verwehrt. Jetzt ist es an Euch, sich ein neues zu suchen. Seid froh, dass Ihr es noch habt!«
»Gioseppina, ich…«
»Ich will Eure Lügen nicht länger hören!«, fuhr Gosy ihn an. »Wenn Ihr etwas sagen wollt, dann dies: Gebt die Andronenreiter frei, die als Söldner in Euren Diensten stehen, und überlasst ihnen die Andronen!«
»Aber dann bin ich wehrlos!«
»Besser wehrlos als tot!«, mischte sich Bruno ein, der seine Tochter mit bewundernden Blicken bedachte. »Tut es, aber schnell! Meine… unsere Geduld ist erschöpft!«
Malandra senkte den Blick. »Ihr könnt gehen, wohin ihr wollt, Söldner, und die Tiere mitnehmen!«, sagte er mit brüchiger Stimme. »Ich entlasse euch aus meinen Diensten!«
»Ich rate euch: Heuert nie wieder Andronenreiter an!« Damit wandte Gosy sich um, schritt von dannen und würdigte Malandra keines Blickes mehr.
»Aufsitzen!«, befahl Bruno und schwang sich in den Sattel seines Tieres. »Wir haben hier nichts mehr zu suchen.«
Die
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