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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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drei Hedschihn mit Sätteln gab, hätten sie ersehen können, daß ein dritter Reiter anwesend sei, und nach dir suchen sollen. Du bist freilich sehr erfreut darüber, daß sie das unterlassen haben.“
    „O nein. Ich hätte mit ihnen gekämpft bis aufs Blut und –“
    „Schweig! Was ich von deinem Kampfesmut halte, das weißt du längst. Darum ist es mir lieb, daß ich dich jetzt nicht mitnehmen kann. Du würdest mir ja doch alles verderben. Ich reite den Leuten nach, und du kommst zu Fuß hinterdrein.“
    „Das ist unmöglich, Effendi! Wie soll ich dich einholen!“
    „Nichts ist einfacher als das. Die Kerle sind seit einer Stunde fort; in zwei Stunden hole ich sie ein und warte dann auf dich.“
    „Damit ich mitkämpfen soll?“
    „Sei nicht so dumm! Wenn du kommst, bin ich längst mit ihnen fertig. Du wirst, um an die Stelle zu gelangen, an welcher ich sie in zwei Stunden einhole, wenigstens fünf Stunden rasch gehen müssen. Meinst du, daß ich sie, deiner berühmten Tapferkeit zuliebe, drei volle Stunden festhalten soll? Übrigens hoffe ich, daß du dich sputest. Ich habe weder Zeit noch Lust, allzu lange auf dich zu warten. Du hast die Schnelligkeit und Ausdauer deiner langen Beine gerühmt; nun setze sie, da es einmal wirklich notwendig wird, in den Stand, zu beweisen, daß sie diese Lobrede verdienen!“
    Ich war während dieser letzten Worte zu meinem Kamel gegangen. Als ich Miene machte, aufzusteigen, meinte Selim in kläglichem Ton:
    „Du reitest also wirklich ohne mich fort? Wie kannst du mich so allein in der Wüste lassen!“
    „Hättest du dein Kamel verteidigt, so besäßest du es noch. Ich weiß es, du fürchtest dich, so allein in der Wüste zu sein. Nimm es als Aufmunterung zur Besserung hin.“
    „Ich fürchte mich nicht, gewiß nicht; aber, darf ich nicht hinter dir aufsteigen und mitreiten?“
    „Meinetwegen“, antwortete ich schadenfroh. „Aber ich sage dir, daß ich mitten unter die Feinde reiten werde und weder Tod noch Wunden scheue, um die Gefährten zu befreien. Die Feinde werden sich wehren.“
    „Das wäre mir gleich, aber“, lenkte er um, „aber ich sage mir, daß dein Kamel, wenn es auch mich noch tragen soll, nicht rasch genug laufen kann, und da ist es sehr leicht möglich, daß die Feinde dir entwischen. Darum reite lieber allein, und ich werde so schnell wie möglich nachkommen.“
    „Gut!“ lachte ich. „Du bist wirklich unverbesserlich. Verlaufen kannst du dich nicht. Die Fährte ist so deutlich, daß ein Blinder sie mit den Füßen fühlen würde. Halte deine Waffen bereit! Es gibt Löwen und Panther hier!“
    Ich war aufgestiegen und hörte ihn im Fortreiten hinter mir schreien:
    „Löwen und Panther! Allah kerihm – Gott sei mir gnädig! Ich fürchte mich gewißlich nicht, aber mit Tieren, welche nur des Nachts auf Raub ausgehen, wird ein wahrer Held aus Mitleid nicht am Tag kämpfen. Effendi, nimm mich mit, nimm mich mit!“
    Ich schaute mich um und sah ihn in solcher Eile hinter mir dreinspringen, daß sein Haïk wie eine Fahne ihm im Rücken wehte. Natürlich hörte ich nicht auf sein Rufen, sondern trieb mein Tier zur größten Eile an, um die Entfernung zwischen mir und den Gesuchten so rasch wie möglich zurückzulegen.
    Wenn man bedenkt, daß das Kamel seit gestern früh unterwegs gewesen war, so muß man eine solche Leistung als fast unglaublich bezeichnen; aber einem echten Reitkamel wird, wenn es not tut, zuweilen noch mehr zugemutet. Dafür wird es dann sorgfältig geschont und mit einer Aufmerksamkeit gepflegt, als ob es ein Kind des Besitzers sei.
    Es entwickelte dieselbe Schnelligkeit wie gestern, und dabei war sein Tritt so leicht und sicher, daß ich sanft, wie in einem Schaukelstuhl, hin und her gewiegt wurde und von den Unebenheiten des Bodens nichts empfand. Und solcher Unebenheiten gab es genug, mehr als mir lieb war. Ich befand mich zwischen den Dar Sukkot-Höhen. Die Gegend war ein immerwährender Wechsel zwischen Sandstrecken und Hügeln, welche, je weiter ich kam, immer steiniger wurden. Glücklicherweise war die Spur so deutlich, daß ich selbst da, wo der Sand aufhörte, mich nicht irren konnte.
    Anderthalb Stunden waren vergangen; ich legte eben den Weg zwischen zwei niedrigen Höhen hin, da erblickte ich die Gesuchten vor mir auf einer größeren offenen Sandstrecke. Ich zog das Fernrohr aus der Satteltasche und richtete es im Jagen auf die Gruppe. Es ist ein gewisses Geschick erforderlich, von einem laufenden Kamel aus durch

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