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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Worten die Pfiffigkeit dieser Leute zu, und es ist meines Erachtens ganz gleichgültig, ob ich gleich beim Eingehen des Kontraktes oder später über das Ohr gehauen werde. Übrigens ist derjenige, welcher einen solchen Vertrag abschließen kann, wohl zu beneiden, denn es müssen ihm Mittel zur Verfügung stehen, die nicht jeder andere Reisende besitzt. So und so viele Gänge für Frühstück und Mittagsmahl, Hühner und tausenderlei andere Viktualien, Wäsche und Licht! Wohl dem, der in dieser Weise reisen kann! –
    Ich war bei meiner Ankunft im Hotel d'Orient abgestiegen und hatte mir das billigste Zimmer geben lassen; es sollte mir nur für heute als Wohnung dienen. Dann ging ich aus, um mich nach einem Privatlogis umzusehen. Das Hotel liegt an der Esbekijeh, dem schönsten freien Platz der Stadt. Dieser bildete früher zur Zeit der Nilüberschwemmung eine weite Wasserfläche. Mehemed Ali ließ ihn, um das Wasser von der Mitte fernzuhalten, mit einem Kanal einfassen, an dessen Ufern man Bäume pflanzte. Ismail Pascha befahl, den ganzen Raum mit Erde zu bedecken, so daß er nun ebenso hoch liegt wie die übrige Stadt. Ein Teil wurde mit Gebäuden besetzt und der andere in einen Garten mit Kaffeehäusern, Theatern und Grotten umgewandelt. Nachmittags finden hier oft Konzerte statt. Auf der Ostseite liegen die Paläste der Ministerien des Äußern, des Innern und der Finanzen; auf der Südseite erblickt man das Theater und das Opernhaus. Dieser Garten hat eine Fläche von 32.000 Quadratmetern, und wer auf diesem weiten Raum die Unzahl der vorhandenen Restaurants, Bierhallen, Liquer- und Eisbuden, Musikhäuser, Kaskaden und Gaskandelaber erblickt, der würde nicht glauben, sich an der ‚Pforte des Orients‘ zu befinden, wenn er nicht durch die überall grünenden und blühenden kostbaren Pflanzen der südlichen Zone daran erinnert würde.
    Ich wandte mich südöstlich nach der Muski. Dies ist das alte Frankenviertel, wo, und zwar unter Saladin, die Christen zuerst die Erlaubnis zum Wohnen erhielten. Hier sind die meisten und größten europäischen Läden; hier ist der Verkehr am regsten und infolgedessen das Gedränge am dichtesten. Die Straße ist freilich ziemlich eng und dumpfig, aber ehe die drei ‚fashionablen‘ Stadtteile, die nordwestliche Esbekijeh, das westliche Ismailia und das südliche Abdin entstanden, war sie die einzige erträglich breite Straße in ganz Kairo. Hier hat noch alles einen europäischen Anstrich; nur einige alte, arabische, flache Dächer, der echt ägyptische Schmutz und der überall wahrnehmbare Trümmer- und Wüstengeruch erinnern einen, wo man sich befindet.
    Will man den unverfälschten Orient sehen, so muß man sich in eines der arabischen Viertel begeben, und dazu bedarf es keines weiten Weges. Ich erinnerte mich meines früheren Aufenthaltes in Kairo und bog in eine enge Seitengasse ein. Sie mündete in eine andere Gasse, und als ich diese erreichte, winkten mir von der alten Lehmmauer eines niedrigen Hauses die vier Inschriften entgegen:
    Beer-house
Cabaret à bière
Birreria
Bira, igliziji we nimsawiji,
    also englisch, französisch, italienisch und arabisch. Die vierte Zeile war natürlich in arabischer Schrift geschrieben. Ich blieb stehen und betrachtete das Lokal. Das Aussehen desselben stieß mich ab, aber das Wort Bier zog mich an. Das Haus hatte weder Tür noch Fenster. Die vordere Seite desselben bestand aus zehn hölzernen, vielfach zersprungen Säulen, welche den oberen Teil der Wand trugen. Hinter diesen Säulen lag das also nach der Straße offene Bierlokal. Man sah die wenigen Gäste rauchend auf Stroh- und Bastmatten sitzen oder auf hölzernen Marterfallen hocken, welche höchstwahrscheinlich Stühle sein sollten. Ein unendlich dicker Kerl, welcher auf einem solchen Sitz schwitzte, sah, das ich mich bedachte; er winkte mit beiden Händen, grinste mir höchst freundlich zu und rief:
    „Gel tschelebi, gel tschelebi! Arpa suja pek eji, pek eji – kommen Sie, Herr, kommen Sie! Das Bier ist sehr gut, sehr gut.“ – Das war türkisch; der Mann war also ein Osmanli. Als ich seiner Aufforderung nicht sofort folgte, hielt er mir mit der linken Hand die Flasche entgegen und winkte mit der rechten so angelegentlich, daß sein schwerer, faßförmiger Leib in schütternde Bewegung kam; das konnte der Stuhl, welcher ohne Lehne war und schusterschemelartig nur aus drei dünnen Beinen und einem dünnen Sitz bestand, nicht aushalten; er knackte zusammen, und der Dicke

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