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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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erwachen. Schaff ihn an einen Ort, wo es keine Zeugen seiner Demütigung gibt!“
    „Ich werde es tun; aber fliehe, fliehe augenblicklich, Herr, sonst wirst du unter den Füßen der erzürnten Gläubigen zertreten!“
    „Ich fürchte mich nicht; aber wenn bekannt wird, was geschehen ist, wird der gute Ruf deines Hauses verloren sein. Darum will ich mich aus Rücksicht für dich entfernen.“
    „Ja, tue es, schnell, schnell! Gehe nicht zurück, wo dich die Gäste sehen, sondern hier über den Hof und durch die kleine Pforte; da kommst du in den Garten eines eingefallenen Hauses und über die Trümmer desselben in eine andere Gasse. Aber beeile dich, beeile dich!“
    Er faßte den Besinnungslosen unter den Armen und schleppte ihn fort, ohne weiter auf mich zu achten. Ich nahm den Knaben an die rechte, das Mädchen an die linke Hand und sagte:
    „Kommt, geht mir mir! Euer Gebieter soll euch nicht mehr peinigen.“
    Da riß sich der Knabe los, eilte in die Ecke zu einem Erd- und Scherbenhaufen, wühlte in demselben, nahm sein dort verstecktes Geld zu sich und war nun bereit, mit mir zu gehen. Ich schlug den mir vom Wirt gezeigten Weg ein. Lieber wäre ich zu meinem türkischen Gastfreund zurückgekehrt, aber es war auf jeden Fall besser, es nicht zu tun. Was wäre aus mir geworden, wenn dieses Ereignis vor zwanzig, ja noch vor zehn Jahren stattgefunden hätte! Der Wirt hätte alle Gäste herbeigerufen und ich wäre an Ort und Stelle gelyncht worden. Jetzt aber war er schon so einsichtsvoll, zu erkennen, daß es auch in seinem eigenen Interesse liege, eine solche Szene zu vermeiden.
    Was nun geschehen sollte, das fragte ich mich nicht; ich hatte gehandelt, wie der Augenblick es erforderte, und wie ich es für richtig und meiner würdig hielt; die Folgen mußte ich natürlich auf mich nehmen, doch war mir vor ihnen nicht allzu bang.
    Ich kam in den bezeichneten Garten und sah die Schutthaufen und Mauerreste, des eingestürzten Hauses vor mir. Nachdem wir über dieselben weggeklettert waren, lag eine schmale, wenig belebte Gasse vor uns; sie lief parallel mit derjenigen, zu welcher das Bierhaus gehörte, und es war also nicht schwer, die Wohnung meines Türken zu finden. An der Tür derselben angelangt, klopfte ich. Der Haushofmeister öffnete. Ich sah es ihm an, daß er erstaunt war, mich nicht mit seinem Herrn, sondern in Begleitung der Negerkinder zurückkehren zu sehen, machte aber seiner Neugierde ein schnelles Ende, indem ich fragte:
    „Selim, kennst du das Bierhaus, in welchem Murad Nassyr zu trinken pflegt?“
    „Sehr genau, Effendi“, antwortete er.
    „Er sitzt wahrscheinlich noch dort und weiß nicht, wo ich mich befinde. Suche ihn schnell auf und sag' ihm, daß ich hier bin. Aber tu das so, daß niemand es bemerkt. Am besten ist's, du bleibst von fern und winkst ihn heimlich fort.“
    „Richtig, sehr richtig!“ antwortete er, indem er mir eine so halsbrecherische Verbeugung machte, wie man sie eigentlich nur einem Kautschukmann zumuten darf. Dann begab ich mich in die mir angewiesenen Zimmer, Djangeh und ihren Bruder mit mir nehmend.
    Die Kinder waren mir schweigend gefolgt; jetzt aber wurden sie sprachselig und legten mir hundert und mehr Fragen vor. Es war mir nicht möglich, ihnen dieselben nach Wunsch zu beantworten; aber ich erkannte aus diesen Erkundigungen, welch ein gutes Herz und welch ein gesundes Begriffsvermögen die kleinen Schwarzen besaßen. Es war nicht viel über eine halbe Stunde vergangen, so ging die Tür auf und Murad Nassyr trat herein. Als er die unerwartete Einquartierung erblickte, fragte er verwundert:
    „Was hat das zu bedeuten? Diese Neger befinden sich hier? Sie sind mit Ihnen gekommen? Warum sind Sie ohne mich heimgegangen? Sie liefen so plötzlich davon, zur Tür hinaus, und sind nicht wieder zurückgekehrt. Warum das?“
    „So wissen Sie nicht, was hinter jener Tür geschehen ist?“
    „Nichts, gar nichts weiß ich. Man hörte da draußen Stimmen sprechen, wohl etwas lauter als gewöhnlich. Ich wollte Ihnen nach; aber da der Wirt dann unter der Tür stand, so glaubte ich, er werde dafür sorgen, daß Ihnen nichts geschehe. Ich wartete also, bis jetzt Selim kam und mich von weitem zu sich winkte. Nun aber werde ich wohl erfahren, was sich zugetragen hat?“
    „Das werden Sie. Setzen Sie sich zu mir, und hören sie mir ruhig zu.“
    Ich erzählte ihm den Vorgang mit der Ausführlichkeit, die ich für nötig hielt. Er war so entsetzt darüber, daß er in eine

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