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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Propheten sich bei einer Balgerei betreten lassen?“
    Das wirkte im Moment. Er fuhr aus seiner zusammengezogenen Stellung empor, aber was für ein Gesicht sah ich da vor mir! Es spottete der Beschreibung. Das Blut war aus demselben gewichen, und darum hatte sich seine ursprüngliche Färbung in eine schmutzig graue verwandelt. Seine Lippen waren geöffnet und ließen zwei Reihen langer, gelber Zähne sehen; seine Augen funkelten, und sein Atem drang fast röchelnd aus der Kehle.
    „Hund!“ zischte er mich an. „Du hast dich an einem Scherif (der Erhabene, Titel eines Nachkommen Mohammeds) vergriffen. Kennst du mich?“
    „Nein“, antwortete ich ruhig, aber vorsichtiger Weise das Auge nicht von ihm lassend.
    „Ich bin der Scherif Hadschi Abd el Barak, Mokkadem der heiligen Kadirine des Seyd Abd el Kader el Djelani!“
    Ah, das war mir hochinteressant! Er war also das Oberhaupt der hiesigen Mitglieder derjenigen frommen Verbrüderung, welche Erbin des jetzt nächtlich als Gespenst spukenden Majors geworden war. Wenn ein solches Oberhaupt von dem Gründer der Verbrüderung abstammt, wird es Scheik oder Schech, sonst aber Mokkadem (Wächter) genannt. Dieser vor mir stehende Mokkadem hatte erwartet, daß die Nennung seines Namens mich niederschmettern würde; aber das war keineswegs der Fall. Als Christ war ich gefühllos gegen die höchsten islamitischen Würden, und überdies war dieser Abd el Barak auch in moralischer Beziehung nicht der richtige Mann, mir zu imponieren. Darum antwortete ich gelassen:
    „Ich glaube es; aber warum handelst du nicht wie ein Sohn des Propheten und wie das würdige Oberhaupt einer so frommen und berühmten Bruderschaft?“
    „Was weißt du von meinem Wandel und von meinen Handlungen! Hast du nicht gesehen, daß da draußen alle ihre Häupter vor mir erniedrigten? Nieder also auch mit dir! Du hast mich geschlagen, und ich werde dir sagen, durch welche Bußen du Vergebung erlangen kannst!“
    „Ich knie vor keinem Menschen; ich bin kein Moslem, sondern ein Christ.“
    Da war es, als ob er noch einmal so hoch und breit werden wolle.
    „Ein Christ, ein Giaur, ein räudiger Hund?“ brüllte er mich an. „Und doch hast du dich unterstanden, den Scherif Abd el Barak zu berühren! Dir wäre besser, deine Mutter hätte dich bei der Geburt erstickt, denn ich werde dich in Ketten schlagen und – – –“
    „Still, prahle nicht!“ unterbrach ich ihn. „Jede Drohung aus deinem Mund ist mir lächerlich. Bilde dir nichts ein! Du bist nicht mehr, als auch ich bin, und hast nicht die geringste Macht über mich. Mein Konsul ist's, der mich zu richten hat, wenn ich mich eines Vergehens schuldig gemacht habe, was aber gar nicht der Fall ist. Mein Konsul fragt nicht danach, ob du ein Scherif, ein Hadschi oder ein Mokkadem bist. Vor seinem Gesetz stehst du nicht höher als jeder Lastträger oder Pfeifenputzer!“
    „Hund! Sohn eines Hundes und Enkel eines Hundesohnes! Das wagst du mir zusagen!“
    Da trat ich hart an ihn heran, so daß nur einige Zoll Raum zwischen uns verblieb, und warnte:
    „Laß diese Beleidigungen! Wiederholst du noch einmal dieses Wort, so schlage ich dich nieder und mache es dann vor Gericht anhängig, daß du Sklaven kaufst, um sie als Kellner zu verleihen oder als Verkäuferinnen an die Straßenecken zu stellen. Dann wird man erfahren, ob der Wandel eines Mannes, welcher arme Kinder peitscht und hungern läßt und krumm bindet, wenn sie ihm nicht genug Geld bringen, Allah wohlgefällig sein kann!“
    Diese Worte schüchterten ihn ein; er fuhr zurück und fragte:
    „Wer, wer hat dir das gesagt, wer hat es verraten? Dieser Knabe, dieser Schakal war's; kein anderer kann es gewesen sein. Wehe ihm, wenn er heute abend nach Hause kommt!“
    „Du wirst ihm nichts tun; dafür werde ich sorgen!“
    „Du willst dafür sorgen? Willst du mir Gesetze vorschreiben, du, ein Christenhund, den Allah verderben wird in – – –“
    Er kam nicht weiter; er hatte das beleidigende Wort wiederholt, und ich war es mir und allen Christen schuldig, ihm zu geben, was ich ihm für diesen Fall angedroht hatte. Ich holte aus und schlug ihm die Faust gegen den Kopf, daß er hintenüber zu Boden stürzte und da liegen blieb. Der Wirt hatte an der Tür gestanden und den letzten Teil unseres Streites angehört; er kam im höchsten Schreck herbei und rief, die Hände zusammenschlagend:
    „O Allah, Allah, Allah! Du hast ihn ermordet!“
    „Nein; er ist nur betäubt und wird bald

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