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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Booten schipperten. Hinter ihr johlten und schrien Menschen. Es kümmerte sie nicht. Sie hatte diese Geräuschkulisse seit Stunden im Ohr. An Bord der Schiffe und von den Tribünen aus verfolgte man den Kampf der Grau-Prie-Fahrer um den Platz an der Sonne. Sebezaans fauchten und schlugen aufeinander ein, genau wie deren Besitzer. Jeder Treffer wurde bejubelt, das Ausscheiden einzelner Athleten von lauten Buhrufen begleitet. Hinter Aruulas Rücken wurde gekämpft und gestorben, doch es interessierte sie nicht.
    Da war der Maareschall. Sie fühlte seine Präsenz, konnte ihn riechen. Die Goldenen Früchte hatten ihren Geruchssinn sensibilisiert.
    Der Riese stand stocksteif hinter ihr und beobachtete argwöhnisch jede ihrer Bewegungen.
    Gab es denn einen Grund, sich zu bewegen? Aruula hatte alles, was sie wollte. Ihre Herrin saß unweit von ihr und beobachtete das Rennen. Irgendwann würde sie neuerlich die Lust überkommen, und dann würde Aruula ihr wiederum zu Diensten sein.
    Sie hatte Hunger. Besser gesagt: Appetit. Sie griff willkürlich nach einer der lose über den Schiffsboden verteilten Früchte. Alle hingen sie an langen Ranken. Das Boot war mit Früchten drapiert worden, um Reichtum und Opulenz der Grimmigen Grazie noch deutlicher zur Schau zu stellen. Jeder Angehörige des Hofstaats, der mit an Bord gekommen war, durfte so viel davon essen, wie er wollte.
    Aruula nahm eine längliche violette Frucht auf und biss herzhaft hinein. Sie schmeckte süßlich. Aruula meinte sich daran zu erinnern, dass dieses Obst ihre Empfindungen betäubte und damit die kritische Stimme in ihr noch weiter dämpfte.
    Gut so.
    ***
    Ihre Gefängniszelle war vielleicht sieben mal sieben Meter groß. Aus einem Luftschacht rechts von Matt Drax drang modrige Luft - und jener winzige Schein von Helligkeit, der es ihm erlaubte, Umrisse und Ausmaße des Raums zu erkennen.
    Etwas Stacheliges wuselte quer durch den Raum. Manoloo, der eine Körperlänge links von ihm saß, trat in Richtung des Tiers. Das ließ sich nicht beirren. Es hatte wohl schon genug Menschen kommen und gehen gesehen. Es wusste, dass ihm von ihnen keine Gefahr drohte.
    »Wie lange sind wir schon hier unten?«, fragte Matt. »Wie lange war ich bewusstlos?«
    »Vielleicht einen Tag, vielleicht etwas länger.«
    »Habt ihr in der Zwischenzeit etwas zu essen bekommen? Gab es Wächter, die den Raum betraten?«
    »Weder, noch.« Tumaara hörte sich müde an. Und dennoch wirkte ihre Stimme weitaus kräftiger als die des Saaden. »Wir sind uns selbst überlassen. Es gibt noch nicht einmal einen Latrineneimer…«
    Man hatte sie hier eingesperrt, um sie zu vergessen. Irgendwann, vielleicht, würde man sich ihrer erinnern und nachsehen kommen.
    Nein! So durfte Matt unter keinen Umständen denken!
    Der Maareschall hatte angekündigt, sie nach dem Ende des Grau Prie aufzusuchen und sich um ihn zu kümmern .
    Matthew unterdrückte ein Lachen. Ausgerechnet dieses von Goldenen Früchten zum Monstrum aufgeblähte Wesen stellte seine einzige Hoffnung dar, aus dieser schrecklichen Dunkelheit zu entkommen!
    Zeit verging. Sekunden addierten sich zu Minuten, die Minuten zu Stunden. Matt dämmerte vor sich hin, bis ihn die Schmerzen in seinen Handgelenken weckten, und er schlief wieder ein, als die Schmerzen keine Bedeutung mehr hatten.
    Mehrmals versuchte er ein Gespräch in Gang zu bringen. Doch er ertappte sich selbst dabei, nicht an einer Unterhaltung interessiert zu sein. Zu sehr war er mit sich selbst beschäftigt. Mit seiner Schuld, mit seinem Versagen. Matt wollte nicht daran erinnert werden, und wenn er sich mit Manoloo und Tumaara besprach, kam das Thema unweigerlich auf die Stunden vor ihrer Gefangennahme.
    Geräusche wurden laut.
    Immer wieder hatte der Wind das Fauchen der Sebezaans und die begeisterten Hochrufe der Zuseher des Grau Prie herangeweht. Sie waren wie eine leise Erinnerung daran gewesen, dass sie noch existierten und nicht schon gänzlich dieser grässlichen Dunkelheit anheim gefallen waren.
    »Das Rennen muss zu Ende sein«, krächzte Matt. Er hatte grässlichen Durst. »So laut war es bisher nie.«
    Keiner seiner beiden Mitgefangenen sagte ein Wort. Schliefen sie? Waren sie gestorben?
    »Es kommt näher. Sie kommen näher.«
    Matt hatte keinen Zweifel mehr: Das laute Geschrei drang nicht durch den schmalen Luftschacht zu ihnen herab. Es stammte aus dem Inneren des Fürstenpalastes!
    »Macht euch bereit«, sagte er. »Wir müssen die Karabiiners überraschen. Sobald

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