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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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»Um die Obstplantagen in Flammen aufgehen zu sehen?«
    »Nachdem ich mir dies hier besorgt habe.« Der Pferdegesichtige hielt mehrere Blatt Papier und einige Säckchen hoch. »Zuchtformeln. Samenproben. Aufzeichnungen der Grazie über ihre Kreuzungserfolge. Dies«, - er streckte die Hand weit in den Himmel -, »ist die Basis für Reichtum und Macht, wie du sie dir nicht einmal im Ansatz vorstellen kannst…«
    Hoorge blickte nach oben, ließ Matt für diesen einen Moment aus den Augen. Er musste die Situation nutzen. Jetzt!
    Er zog den Kombacter aus dem Futteral und stellte ihn auf volle Intensität. Hoorge wusste nichts von der Feuerkraft dieser Waffe, hatte sie niemals im Einsatz gesehen.
    Matt drückte ab - und ein fauchender, verästelter Blitz fuhr in die Mauer etwa zwei Meter unterhalb Hoorges Sitzplatz.
    Ein Schrei ertönte. Steinbrocken regneten auf Aruula und ihn herab. Matt packte seine Gefährtin und brachte sie und sich mit einem Hechtsprung in Sicherheit.
    Die Mauer hinter ihnen gab nach. Spalten und Risse bildeten sich. Matt rappelte sich hoch, feuerte zwei weitere Schüsse ab. Meterhohe Staubwolken verhinderten jegliche Sicht, während die Mauer unter lautem Getöse in sich zusammenbrach.
    Eine Feuerlohe zischte über sie hinweg. Matt drückte Aruula tief ins feuchte Gras. Die Obstplantage hinter dem Mauerwerk stand in hellen Flammen. Das Feuer gierte nach Sauerstoff, zog ihn aus der neu entstandenen Lücke ab.
    Matt und Aruula hörten verzweifelte Stimmen nach Hilfe rufen. Sie kamen aus der Plantage. Irgendwelche Geschöpfe - Sklaven? Taratzen? Strafgefangene? - hatten dort drin Frondienst geleistet, vom Maareschall und der Grazie für ihre Zwecke eingesetzt, ohne Aussicht, jemals wieder in Freiheit zu gelangen. Nun verbrannten sie bei lebendigem Leib. Womöglich angekettet, sicherlich aber von den Flammen eingekreist.
    Aruula und Matt konnten nichts tun. Die schiere Hitze hielt sie auf Distanz. Sie mussten warten, eng aneinander gepresst, während die Stimmen leiser und leiser wurden, während das Prasseln der Flammen allmählich versiegte.
    Als Matt es endlich wagte, sein Gesicht aus dem verdorrten Gras zu erheben, war er nahezu blind. Tränen verklebten seine Augen, er zitterte am ganzen Körper.
    Hinter dem Mauerdurchbruch herrschte grausame Stille.
    Gemeinsam traten sie hindurch. Sie mussten sich Tücher vor den Mund halten, um nicht an der aschegeschwängerten Luft zu ersticken. Und dennoch husteten sie ein ums andere Mal.
    Hier war nichts mehr so, wie es einstmals gewesen war. Sie sahen ausgetrocknete Fruchthüllen, angekohlte Reste von Obstranken, nachglühendes Gestein, schwärendes Fleisch unidentifizierbarer Leichen.
    »Hoorge befindet sich nicht unter den Toten«, sagte Matt gepresst.
    »Wieso bist du dir so sicher?«
    »Ich weiß es«, sagte er mit unverrückbarer Sicherheit. »Er ist entkommen.«
    Eine Bodenklappe, die in die Dunkelheit hinabführte, stand einen Spaltbreit offen. Schienenstränge wiesen darauf hin, dass hier mit Früchten beladene Loren ihren Weg hinab zum Hafen genommen hatten.
    »Und was nun?«, fragte Aruula.
    »Was schon?« Matt zog sie mit sich. Weg aus dieser Einöde. Weg von all den bösen Dingen, die sich hier zugetragen hatten. »Wir holen Tumaara und unsere Sachen und setzen unseren Weg zu den Dreizehn Inseln fort. Und wir versuchen zu vergessen.«
    »Ja«, sagte Aruula und wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln. »Versuchen wir zu vergessen.«
    ENDE

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