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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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auf alte Geschichten. Doch das Volk will, dass in der Dunkelheit des Tunnels den Göttern alter Tage geopfert wird. Und wer bin ich, dass ich mich gegen den Willen des Volkes stemme?«
    Die Fürstin lachte hell, und neuerlich erwachte dieses bittersüße Verlangen in Matt.
    »Doch gestattet mir, dass ich meine Pflichten für einige Stunden beiseite schiebe und mich ganz euch beiden widme.« Jolie gab einem Diener einen Wink. Er eilte herbei und stemmte unter heftigem Ächzen und Stöhnen ihren Oberkörper hoch, um einen Haufen Polster hinter ihren Rücken zu stopfen. »Ihr seid wahrhaft zwei prächtige Täubchen, und ihr würdet meinem Liebesstall alle Ehre erweisen.« Gierig streckte sie eine Hand aus, die klatschend auf Aruulas Schenkel landete.
    »Du bist zu gütig, Grazie«, sagte Aruula mit verkniffenem Gesicht. »Auch meine Schwester und ich sind an einer… Verbindung unserer beiden Fürstenhäuser durchaus interessiert. Doch zuvor möchten wir übers Geschäft sprechen.«
    »Geschäft? Das hat Zeit. Nachher…«
    »Verzeih, dass ich widerspreche«, mischte sich nun erstmals Tumaara ein. Tumaara, die in Rooma einschlägige Erfahrungen mit den Winkelzügen der Diplomatie gemacht hatte. »Die Vorfreude auf schöne gemeinsame Stunden hilft gewiss, die geschäftlichen Anliegen so rasch wie möglich abzuwickeln. Zumal wir uns entspannter fühlen werden, wenn wir nicht ständig an Handel, Moneti, Gewinnspannen und derlei Dinge denken müssen.«
    Jolie lachte. »Ich durchschaue euch, ihr kleinen Biester! Ihr wollt mich quälen, meine Sehnsucht nach euren knackigen Körpern bis ins Endlose steigern. - Aber ihr habt schon recht. Die Geschäfte gehen stets vor. Also lasst hören, was ihr von mir wollt. Ich vermute, dass es um die Goldenen Früchte geht?«
    »So ist es.« Aruula wand sich, wollte die Hand der Grazie abschütteln. Vergebens. »Wir sind befugt, die Schatzschatulle der Dreizehn Inseln weit zu öffnen und dir Jahr für Jahr große Teile deiner Ernte abzukaufen. Unter der Voraussetzung, dass wir mehr über das Geheimnis der Zucht dieser wundersamen Früchte erfahren.«
    Jolie lächelte, aber es wirkte nicht echt. »Was möchtet ihr wissen?«
    Aruula sah sich um. Sie gab sich irritiert. »Wäre es nicht besser, wir würden unser Gespräch unter sechs Augen fortsetzen? Weder meine beiden Lakaien, noch deine Diener sollten über unseren Handel mehr als unbedingt notwendig erfahren.«
    »Mach dir um meine Leibsklaven keine Sorgen.« Die Grazie kicherte. »Nichts, was ich sage, wird jemals diesen Raum verlassen. Ich habe meine treuesten Diener längst von der Belastung durch Gehör und Sprache befreit.« Mit einer überraschend flinken Bewegung zog sie den Fächler zu sich herab, öffnete seinen Mund und deutete auf einen bläulich verfärbten Stumpen, der einmal eine Zunge gewesen war. Auch seine Ohren, hinter langen Haaren verborgen, waren vernarbt. »Euren beiden Lakaien kann ich gern dieselbe Behandlung angedeihen lassen.«
    Aruula war blass geworden, ihre Muskeln spannten sich sichtbar an. »Das… ist nicht notwendig, Grazie. Diese Männer sollen unversehrt bleiben.«
    Jolie lachte. »Ich verstehe; sonst hättet ihr nicht mehr so viel Spaß an ihnen, wenn sie euch… gefällig sind. Was schlägst du also vor? Sollen sie vor der Türe warten? Oder einen kleinen Imbiss in der fürstlichen Küche zu sich nehmen?«
    »Ich… möchte, dass sie draußen warten.«
    »Ach, mein Herzchen, natürlich möchtest du das!« Jolies Stimme verlor ihren süßlichen Unterton, gewann an Kraft. »Für wie naiv hältst du mich eigentlich? Meinst du etwa, ich hätte dich und deine Freunde nicht schon längst durchschaut?« Sie schnalzte mit der Zunge - und mehr als zwei Dutzend gut bewaffnete Söldner strömten aus mehreren Eingängen kommend in den Saal.
    Matt tastete nach dem Kombacter. Wollte ihn aus dem Futteral holen, um einen Warnschuss in die prachtvolle Stuckatur der Raumdecke zu setzen…
    Er konnte nicht.
    Die Grazie hatte mit ihrer hellen, klaren Stimme zu singen begonnen. Matts Arme wurden schwer, all seine Kraft schwand dahin. Er war gefangen im Bann dieser wunderbaren Frau, hatte sich in ihrem Netz verstrickt.
    Er wusste, dass sie ihn beeinflusste. Dass sie ihn mit einer durch mutierte Früchte erzeugten Gabe seines Willens beraubte und manipulierte.
    Karabiiners packten ihn links und von rechts, wie sie auch Manoloo mit geübten Handgriffen unter Kontrolle brachten. Nur kurz vermeinte sich Matt aus geistiger und

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