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271 - Früchte des Zorns

271 - Früchte des Zorns

Titel: 271 - Früchte des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Gerüchte machen die Runde. Angeblich wurden der einarmige Cyriel und die alte Achdé getötet. Beide waren stadtbekannt und in bestimmten Kreisen sehr geschätzt. - Doch was belästige ich einen Tuuri mit monaccischen Straßengeschichten? Es reicht, wenn du weißt, dass es heute noch zu Unruhen kommen kann. Macht vor der Fürstin euren Kotau und zieht euch rasch wieder zurück. Es gibt bessere Gelegenheiten, Jolie unter die Augen zu treten.«
    »Danke.« Matt steckte dem Karabiiner zwei Münzen in die offene Hand und sah zu, dass er zu seinen Kameraden aufschloss, die mittlerweile den halben Weg vom Tor zum eigentlichen Fürstensitz zurückgelegt hatten.
    »Was ist los?«, fragte Aruula leise.
    »In der Stadt gärt es. Mehrere Bewohner der Unterstadt wurden von Karabiiners getötet, darunter mindestens zwei der drei Gestalten, die gestern Hoorge überfielen. Mag sein, dass unser Freund selbst zu den Ermordeten oder Verletzten zählt. Das würde erklären, warum er heute nicht gekommen ist.«
    »Wir sollten verschwinden«, sagte Manoloo. »Ich habe keine Lust, zwischen dem Mob und einem Söldnerheer aufgerieben zu werden.«
    »Zu spät.« Matt deutete auf weitere Karabiiners, die sie am Treppenabsatz erwarteten. Und dann schob sich die massige Gestalt des Maareschalls aus dem Schatten einer Säule.
    »Sieh an, sieh an!«, sagte der Riese mit weit ausgebreiteten Armen. »Das Bürschlein wagt es tatsächlich, mir nochmals unter die Augen zu treten.«
    »Wir wurden von der Grazie eingeladen…«
    »Falsch! Lediglich die beiden Schlampen hinter dir wurden in den Palast gebeten.«
    »Was erlaubst du dir?« Aruula schob sich an Matt vorbei und baute sich vor dem Maareschall auf. In dieser Situation gewann die Kriegerin in ihr die Oberhand und verdrängte die Adlige von hohem Rang, die sie eigentlich darstellen sollte. Matt konnte nur hoffen, dass das gut ausging.
    »Ah - eine Frau mit Mut.« Der Maareschall lachte. »Ich habe eine Schwäche für zarte Hühnchen, wie du eines bist. - Nun, ich werde für dich und deine Freundin ein gutes Wort einlegen, sobald die Grazie eurer überdrüssig geworden ist. Und ihr könnt euch sicher sein, dass dies bald der Fall sein wird. Ihr Verschleiß an Frischfleisch ist während der letzten Jahre enorm angewachsen.« Neuerlich lachte der Hüne. Es klang unbeschwert, fast jungenhaft. »Tretet ein, alle miteinander! Ich werde euch nichts antun. Das übernimmt die Fürstin. In ihrem Hunger ist sie unersättlich. Mir obliegt es, eure Überreste vom Boden abzukratzen.«
    Der Maareschall winkte sie weiter. Matt konnte ihr Glück kaum fassen: In seinem Ärger vergaß der Hüne, seine Wachen eine Leibesvisitation durchführen zu lassen!
    »Ich wünsche euch viel Vergnügen!«, höhnte der Maareschall. »Die Grazie erwartet euch im Roten Salon. Wir sehen uns bald wieder!«
    Damit drehte er sich um und verschwand wieder im Schatten des Säulengangs. Ein livrierter Diener trat an seine Stelle. Er winkte ihnen und ging voran, hinein in die Kühle des Vestibüls.
    Sie betraten die Höhle der Löwin.
    ***
    Der Rote Salon entpuppte sich als riesiger Raum, dessen dem Meer zugewandte Breitseite zur Gänze verglast war. Grelles Sonnenlicht badete die sich auf einer Chaiselongue räkelnde Grazie. Ein Diener fächelte ihr Frischluft zu, zwei weitere wischten ihr Schweiß aus den Speckfalten. Wenige Staubkörnchen trieben durch die heiße, flimmernde Luft.
    »Meine beiden Täubchen und ihre Begleiter! Endlich!« Jolie winkte sie näher. »Schon den ganzen Morgen verzehre ich mich nach euch! Ich brauche dringend eine Stärkung nach all dem Repräsentieren, das ich während der letzten Stunden über mich ergehen lassen musste. Kommt und gesellt euch zu mir! In wenigen Minuten beginnt der erste Trainingslauf für den Grau Prie. Von hier aus genießt man eine herrliche Aussicht auf einen Großteil der Strecke. Nur die Miraboo und der Tunnel sind nicht zu sehen.«
    Lakaien brachten zwei Stühle heran. Aruula und Tumaara setzten sich artig nieder, während Matt und Manoloo angewiesen wurden, neben der Eingangstüre zu verharren.
    »Der Tunnel, Grazie?«, hakte Aruula nach. Matt hatte sie gebeten, auf alles zu achten, was mit dem Untergrund Monaccos zu tun haben könnte.
    »Ein Relikt aus alten Zeiten«, winkte Jolie ab. Ihre Stimme war in dem riesigen Saal klar und deutlich zu vernehmen. »Der Tunnel ist seit jeher Bestandteil der Rennstrecke und Grundlage für unzählige Sagen. - Ich persönlich gebe nicht viel

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