2717 – Vothantar Zhy
holografischen Streich und machte Verrenkungen und schnitt Grimassen. Je schneller und fließender die Bewegungen wurden, desto synchroner folgte das Spiegelbild, bis alles hundertprozentig passte.
Die Zielperson hielt inne, mit geweiteten Augen, die nunmehr deutlich ihre Angst ausdrückten.
»Das ist nicht witzig«, erklang es im Zweiton.
Alles passte perfekt. Die letzte Probe war bestanden.
»Hör auf damit! Wer bist du?« Nur eine Stimme diesmal, denn es sollte eine Antwort erfolgen.
»Ich bin du.«
»Was ... was redest du da?«
In einem Film hätte das Spiegelbild sich als das Ich aus der Zukunft präsentiert, das seinem früheren Ich eine Warnung aussprechen musste.
Aber so harmlos war das Leben nicht.
Der Zeitpunkt zur Handlung war gekommen. In dem Fall jedoch nicht synchron.
Shyogh trat mit einem schnellen Schritt auf die Zielperson zu, seine Hand schoss nach vorn, griff zielsicher zu und zertrümmerte den Kehlkopf mit einem kräftigen, geübten Daumendruck, der niemals fehlging. Die Zielperson, völlig unvorbereitet und nicht zur Abwehr solcher Angriffe ausgebildet, hatte nicht einmal mehr mit einem Muskel zucken können.
*
Shyogh und Ocary, jeder für sich, waren zufrieden mit dem ersten Abschnitt des Plans, der soeben erfolgreich beendet worden war.
Eine Leiche würde natürlich niemals gefunden werden, beide Körper würden auf diskrete Weise vollständig »entsorgt«.
Der Tod der Zielpersonen war die Grundvoraussetzung zur Ausführung des Auftrags, der von den Jaj aus diesem Grund aufwendig und minutiös vorgeplant worden war.
Damit war der Anfang getan.
Der Auftrag lautete schlicht:
Arkon muss fallen.
2.
Die Perle Arkons,
24. August 1514 NGZ
»Hallo, alter Freund, da bin ich wieder einmal.« Tormanac da Hozarius hob grüßend die Hand, als er eines seiner Privatgemächer im obersten Stockwerk des tausend Meter hohen Kristallpalastes betrat.
Ghlesduul lag ruhend da, ungewöhnlich für einen stämmigen Naat mit drei Metern Körperlänge und einer Kraft, die geradezu halutische Ausmaße aufwies. Doch es hatte sich viel verändert in diesen Tagen. Sie beide hatten sich verändert ...
»Es ist schön hier oben, doch ab und zu vermisse ich doch meinen Wohnsitz auf Krysaon mit dem Blick auf die herrliche Bucht von Lokolom. Und mein Khasurn dort ist überschaubar, im Gegensatz zu dem Ungetüm hier. Vor allem entwickelt es sich mehr und mehr zu einem Geisterhaus.«
Drei hochbegabte junge Leute aus den Bereichen Verwaltung, Wissenschaft und Raumfahrt hatten soeben den Dienst quittiert. Sie waren nicht die Ersten und würden nicht die Letzten sein.
Anlass für Tormanac, einmal wieder Zwiesprache mit seinem alten Freund und Begleiter, manchmal auch Leibwächter, aus glücklicheren Tagen zu halten. Immer mehr Arkoniden verließen die Träge Welt, wie sie die Realität nannten, und begaben sich mit den Mental-Dilatationshauben in die Messingwelt. Das geschah überall im System, der Kristallpalast war davon nicht ausgenommen.
Tormanac hatte erst vor Kurzem die Chefin der Öffentlichkeitsarbeit aus seinem Büro dazu befragt, die er bisher für sehr verlässlich und unerschütterlich gehalten hatte. Auch sie hatte eines Morgens verkündet, fortan nicht mehr zu kommen, und Tormanac hatte wissen wollen, warum sie sich in eine Scheinwelt flüchtete.
»Aber so ist das gar nicht«, hatte sie geantwortet. »Das hat nichts mit Dekadenz oder Realitätsflucht zu tun. Das Kristallimperium versorgt und schützt sein Volk, wir alle können in Schönheit und Luxus leben. Dadurch verschieben sich unsere Prioritäten: Wir können uns mehr auf das Geistige konzentrieren. Was unsere Pflicht sein sollte. Durch das Messingträumen erleben wir schon allein die Künste viel intensiver, beispielsweise können wir das philosophische Gesamtwerk des großen Flavan da Vesa in wenigen Tagen durcharbeiten. Wir können aber auch ohne Lebensgefahr die höchsten Gipfel erklimmen und in die tiefsten Tiefen tauchen.«
»Hört sich nach einem ereignisreichen Leben an«, bemerkte der Vize-Imperator.
»Genau so ist es.« Die Arkonidin registrierte seine Ironie nicht. »Mit jedem Tag, den ich hier in der Trägen Welt verbringe, versäume ich zehn wunderbare Tage in der Messingwelt.«
»Und wer wird die Dinge hier am Laufen halten?«
»Keiner von uns verlässt die reale Welt für immer.«
Wenn es nur so wäre. Tormanac lächelte jetzt kurz in Erinnerung daran. Bisher war kein einziger Messingträumer auch nur für
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