2723 - Nur 62 Stunden
das Haus durchatmen. Als würde es entspannen, wenn es allein gelassen wurde.
6.
Gucky:
Noch 46 Stunden
Es gab eine kurze Einsatzbesprechung. Bergotte übernahm die Leitung, die Angehörigen der USO und die Celistas akzeptierten die Entscheidung anstandslos. Es war keine Zeit für Kompetenzstreitigkeiten.
Kampfroboter zogen auf, mobile Schirmfeldprojektoren wurden bereitgestellt, um die Räumlichkeiten der mutmaßlichen Entführer Bostichs, so gut es ging, zu isolieren.
Alles lief reibungslos ab – und dennoch war Gucky unzufrieden. Wäre er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen, hätte er die Tefroder längst hopsgenommen und sie Ehrenrunden über dem Bosporus fliegen lassen.
Er landete wenige Hundert Meter vom Ottoman entfernt. Ein Spezial-SERUN war für ihn bereitgestellt, er schlüpfte hinein und ließ seinen Schweif in das dafür vorgesehene Futteral gleiten. Der Anzug schloss, alle Werte gingen auf Grün.
Bergotte ließ den Einsatzplan vor die Augen des Einsatzkommandos projizieren. Eine Positronik bestätigte die grundsätzliche Logistik ihres Vordringens, nahm da und dort kleine Veränderungen vor und teilte sie in fünf Gruppen auf. Gucky fühlte sich vom SERUN zu Mevce hingezogen, der Falkenfrau. Neben ihr sammelten sich weitere USO- und TLD-Agenten.
Sieben Minuten waren verstrichen, seit Gucky »seinen« Tefroder aus dem Schlaf gerissen hatte. Jener hatte sich mittlerweile aufs Bett gesetzt und unterhielt sich mit jemandem, den der Mausbiber nicht wahrnehmen konnte, der in den Gedanken des Entführers nicht auftauchte. Gucky hatte derartige Erfahrungen mittlerweile öfter gemacht: Personen, die sich gut und lange kannten, visualisierten einander nicht mehr. Sie dachten an ihre Lebenspartner, Kinder, Geschäftsfreunde oder Teamkameraden nur noch in Symbolen.
Beide Tefroder wirkten unsicher und irritiert. Trividsender verbreiteten die Nachricht, dass ein zivil genutztes Schiff aus der Kontrolle einer Leitstelle am Atatürk-Raumhafen geraten war und es deshalb zu einem außergewöhnlich niedrigen Anflug durch eine der Landeschneisen gekommen wäre. Diese Geschichte hielt keiner längeren Überprüfung stand. Aber sie würde die Tefroder hoffentlich verunsichern.
»Es geht los in drei ... zwei ... einer Sekunde ... Jetzt!« Bergotte gab mit seiner tiefen, dröhnenden Stimme den Zugriffsbefehl.
Der SERUN riss Gucky in die Höhe, Mevce und all die anderen Leute des Einsatzkommandos folgten. Er hatte bloß beschränkten Zugriff auf die Steuerung seines Anzugs. In diesen heiklen Sekunden musste alles perfekt aufeinander abgestimmt sein, es blieb kein Platz für Improvisation. Nicht in dieser für Gucky so ungewöhnlichen Form eines Angriffs. Er war bloß der Teil einer Gruppe. Konnte nicht frei entscheiden. Musste sich unterordnen.
Würde es in Zukunft immer so sein?
»Für Tekener!«, sagte jemand über Funk.
»Für den Imperator!«, ein anderer.
Dann herrschte wieder beklemmende Stille. So lange, bis sie das Ottoman erreicht hatten, im Schutz ihrer Deflektoren, und über mehrere Stockwerke verteilt Stellung bezogen.
Die Umgebung sichern. Neu justieren. Die Ausrüstung ein letztes Mal überprüfen. Vorrücken.
Ins Haus hinein, auf breiter Front. Fenster wurden desintegriert, irgendwo ertönte ein ohrenbetäubender Knall. Zwei der Teams kümmerten sich um die Evakuierung unbeteiligter Hotelgäste. Gucky und Mevce gehörten jenem Team an, das in das Schlafzimmer jenes Tefroders vordrang, dessen Gedanken der Mausbiber seit nunmehr einer halben Stunde überwachte.
Bilder voll Aufregung und Schrecken überlagerten für einen Moment seine anderen Wahrnehmungen. Er sah, was der Tefroder sah – und das war er selbst. Völlig verzerrt und überdimensioniert dargestellt, in Form eines Angst erregenden Monsters mit einem halbmeterlangen Hauer statt eines Nagezahns, rot glühenden Augen und einem Mausbiberschwanz, der wie der Stachel eines Skorpions wirkte.
7.
Toio Zindher:
Noch 45 Stunden
»Ich hole dich!«, hatte Lan Meota im Nebenraum geschrien, mit panischer Stimme. Dann war er verschwunden, mitsamt Satafar. Auf Teleportationsreise durch seine seltsame Welt, die er mühselig durchqueren musste.
Satafar trug Schuld! Er war der Kopf ihrer Gruppe! Er hätte nicht derart zögerlich handeln dürfen und sofort den Befehl zur Flucht geben müssen, nachdem der Kugelraumer über ihre Köpfe hinweggerauscht war und halb Istanbul in Aufruhr versetzt hatte.
Wem wollte sie etwas vormachen? Sie hätte
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