2724 – Zeitzeuge der Zukunft
worden.
Doch inzwischen war eine neue, zahlungskräftige Zielgruppe für Comichefte entstanden: die mittlerweile erwachsenen Kinder aus den 1950ern, die in ihrer Jugend diese Hefte am Kiosk gekauft hatten und sich jetzt einige ihrer Jugenderinnerungen zurückholen wollten. Peter Orban, der »Nick« bei Melzer herausgegeben hatte, erwarb die Rechte, gründete mit einem Partner einen eigenen Verlag, den Comic-Buch-Club (CBC), und publizierte für die neue Zielgruppe in den Jahren 1977–79 zunächst Nachdrucke aller »Nick«-Piccolos, dann im Anschluss an Melzer Nachdrucke der Großbände ab Nr. 31.
Und dann kam Comicfan, Sammler, Händler und Jungverleger Norbert Hethke, der die Rechte übernahm und von nun an die Publikationsgeschichte des Werks Wäschers prägte. Hethke, geboren 1943, war beim Start der Piccolo-Serien im Lehning-Verlag genau im richtigen Bubenalter gewesen. Als Erwachsener gründete er einen eigenen Comicverlag mit nostalgisch geprägtem Programm. Unter anderem publizierte er »Tarzan«, »Conan« und »Prinz Eisenherz« und brachte ab den 1970er-Jahren zwei Periodika heraus, die noch heute erscheinen und zur unverzichtbaren Fachliteratur für Comicsammler, -forscher und -fans gehören: die Fachzeitschrift »Die Sprechblase« und den »Allgemeinen Deutschen Comic-Preiskatalog«, liebevoll auch »der Hethke« genannt. Vor allem aber machte Hethke sich in den kommenden Jahrzehnten verdient darum, die Lehning-Serien aus den 1950ern für Fans und Sammler wieder verfügbar zu machen, insbesondere das Gesamtwerk Hansrudi Wäschers, das er sogar fortführte.
Nach und nach publizierte der betriebsame Verleger alle Wäscher-Serien sowohl in Faksimile-Nachdrucken als auch in liebevollen Neuausgaben mit neuen Kolorierungen und Titelbildern. Ab 1979 erschienen im Hethke-Verlag Nachdrucke der Piccolo-Sonderbände mit »Nick«-Abenteuern, 1982–84 Nachdrucke der Großbände in 24 Buchausgaben zu fünf Heften und 1983/84 Faksimile-Nachdrucke der 139 Piccolos. Ab 1987 erschienen Softcover-Alben mit ans Album-Format angepassten neu montierten Nachdrucken der »Nick«-Piccolos in Farbe (Album 1–14), danach wiederum Alben mit neu kolorierten Großband-Abenteuern (15–56). Diese Alben druckte Hethke ab 1991 noch einmal in Hardcover-Luxusbänden mit Kunstleder-Einband nach. 1993–97 publizierte er sogar die neunzig Piccolo-Großbände erneut, die ja ihrerseits bereits Nachdrucke der Piccolos mit neuen Titelbildern waren. Und ab 1995 erschienen nochmals Nachdrucke der 139 Piccolos in siebzig Bänden im Großband-Format, vollständig in Farbe und mit einem besonderen Clou am Schluss.
Fortsetzung folgt ...
Bereits 1978 hatte Wäscher für CBC einen neuen »Sigurd«-Piccolo gezeichnet, in dem Raumfahrer Nick einen Gastauftritt hatte (Nr. 325, »Schicksalhafte Begegnung«). Wäscher zeichnete auch Titelbilder für Hethkes »Sprechblase« und Sammelbände seiner Werke und publizierte ab 1982 die zuvor bei Bastei geplante Fantasy-Serie »Fenrir« in der »Sprechblase« (später auch in Albenform). 1985/86 erschien in der »Sprechblase« Nr. 70–73 Wäschers neue »Nick«-Geschichte »Kraftfelder des Bösen«, die nach der 1963 abgebrochenen Großband-Serie spielt (auch als Einzelband nachgedruckt). Es dauerte noch einmal vier Jahre, dann kam 1990–92 in »Sprechblase« Nr. 108–123 ein neuer »Nick«-Zyklus Wäschers um die »Weltraum-Sphinx« heraus (nachgedruckt in fünf »Nick«-Sonderbänden). Daran anschließend brachte Hethke neue »Nick«-Abenteuer des spanischen Zeichners Miguel Bultó-Just (Sonderband Nr. 6–11).
Neues Piccolo Nr. 140: »Geheimauftrag ›Venus 3‹« (1996)
1996 lieferte Hethke seinen Kunden einen besonderen Clou: Im Anschluss an die Neuveröffentlichung der gesamten Piccolo-Serie in siebzig Bänden im Großband-Format erschien nach 36 Jahren mit der Nr. 140 ein neues »Nick«-Piccolo-Heft von Hansrudi Wäscher. Das Heft mit dem Titel »Geheimauftrag ›Venus 3‹« stellte eine Überleitung dar zwischen der 1960 eingestellten Piccolo- und der 1959 begonnenen Großbandserie: Im Anschluss an das letzte Piccolo-Abenteuer machen Nick und Tom bei einem Testflug zur Venus ein paar Schurken dingfest, nicht ohne sich auch noch mit Venus-Sauriern und fleischfressenden Pflanzen anzulegen. Das letzte Panel leitet über zum ersten Großband »Unternehmen Gluthölle«.
Daran anschließend veröffentlichte Hethke mit den neuen Nummern 71–191 die alten »Nick«-Großbände neu. Auch
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