2725 - Preis der Gerechtigkeit
was alle Zuhörer als Hohn und Spott empfinden mochten, wenn es ein Tefroder zu einem Blue sagte, meinte er völlig ernst.
*
Er ließ diverse Messinstrumente laufen und noch mal laufen. Er scannte die Jülziish mehr als nur einmal, vor allem rund um ihre flachen Köpfe und die langen Hälse. Er kam exakt zu dem Ergebnis, das er erwartet hatte. Sie trugen keine versteckten Waffen bei sich. Jeder Attentäter, der es auf diese Weise versuchte, wäre ohnehin zu dumm gewesen, um auch nur bis zu dieser Stelle zu gelangen.
Die Identitätskontrollen liefen gut ab, die Blues-Delegation konnte selbstverständlich die nötigen Einladungen und Genehmigungen vorweisen. Es handelte sich um einige Diplomaten, die von diversen Jülziish-Welten geschickt worden waren, um gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Um anwesend zu sein, wenn ihr vielleicht größter Feind die Unsterblichkeit erlangte.
Politik war eine Kunst, die Schechter noch nie verstanden hatte. Eigentlich, dachte Schechter, ging es dabei doch nur um Macht, und Macht konnte man auch auf andere Weise erlangen. Auf einfachere, ehrlichere Art und Weise: etwa als Profikiller.
»Eure Identität ist bestätigt, ihr seid berechtigt, die Plattform zu betreten«, sagte der Tomopat.
»Danke«, sagte der Erste der Jülziish und schickte sich an weiterzugehen.
»Halt!«, verlangte Schechter.
Der Blue zirpte einen hohen Ton der Überraschung. »Bei der sandsteinfarbenen Kreatur der Heiligkeit, was gibt es noch?«
»Etwas stimmt mit euch nicht«, sagte Schechter. Eine glatte Lüge, aber das brauchte ja niemand zu wissen. Den harten unnachgiebigen Kontrolleur zu spielen fiel ihm leicht. »Ich weiß noch nicht, was, aber ich spüre es.«
Er merkte, dass seine Kollegen ihn beobachteten und dabei unauffällig vor sich hin grinsten. Ja, sie verstanden sich gut, die Milizionäre, die den Blue-Abschaum foppten. Darin waren sie ganz groß.
»Ihr braucht eine Spezialüberprüfung«, sagte Schechter. »Ich muss von euch jeweils eine Gewebeprobe nehmen, um eure Blue... Oh, ich meine, eure Jülziish-Identität zu bestätigen.«
Nun hörte er ein leises Lachen von rechts.
»Ich protestiere!«, sagte einer der Jülziish-Diplomaten. Auch noch danach bewegte sich seine Sprechöffnung im Hals; wahrscheinlich sagte er etwas im Ultraschallbereich, was nur für die Ohren seiner Begleiter bestimmt war.
»Dein Protest ist zur Kenntnis genommen«, leierte Schechter herunter. »Du darfst gehen und Tefor verlassen, wenn du willst.«
»Das will ich nicht«, sagte der andere.
»Dann stimmst du der Entnahme einer kleinen Gewebeprobe also zu?« Und mit spöttischem Tonfall, wie er einem furchtsamen Kind gegenüber angebracht sein mochte: »Keine Angst, es wird nicht wehtun.«
»Das weiß ich«, sagte der Jülziish.
»Und?«
»Und ich stimme zu.« Für einen Blue klangen die Worte erstaunlich dumpf.
Schechter ging an die Arbeit. Einer der anderen Diplomaten sagte: »Ich stimme nicht zu. Es ist reine Schikane, uns derart zu behandeln!«
»Du darfst gern gehen«, sagte Schechter süffisant.
»Ich werde diese Diskriminierung nicht ...«
»Oh, ich verbessere mich«, unterbrach Schechter. »Du musst gehen. Ich hege einen begründeten Verdacht gegen dich.«
»Was soll das für ein Verdacht sein?«, herrschte der Jülziish ihn an.
Statt einer Antwort wandte sich Schechter an seine Kollegen. »Hier ist ein Kode Lila«, rief er. »Ich brauche eure Unterstützung.«
Der Diplomat wandte sich ab. »Nicht nötig. Ich gehe.«
»Wollt ihr ihn begleiten?«, fragte Schechter die diplomatischen Kollegen des Jülziish. Diese sahen einen Augenblick lang unentschlossen aus. Hoffentlich nicht, dachte Schechter. Er brauchte sie noch. Gewiss, es würde eine andere Gelegenheit geben, aber diese war perfekt.
»Wir gehen zur Veranstaltung«, sagte der Jülziish, dem er gerade die Gewebeprobe entnahm, zu seiner Erleichterung. Gleichzeitig mit der Entnahme der Probe injizierte er ihm unbemerkt eine Droge, genau wie kurz danach seinen vier verbleibenden Begleitern.
Fünf wandelnde Zeitbomben sozusagen.
Perfekt.
*
Eine Stunde vor Beginn der Feierlichkeiten zum Staatsakt hob Plattform sechs ab. Der eine Jülziish war der einzige potenzielle Besucher, der tatsächlich abgewiesen worden war. Zweifellos würde er diplomatischen Protest einlegen; ohnehin nur eine Randnotiz, aber nach den Ereignissen der nächsten Stunden würde sich niemand mehr dafür interessieren. Vielleicht hatte Schechter ihm
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