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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Rede:
    „Unzuverlässig ist nicht jeder, Effendi! Es gibt einen, der bereit ist, sein Leben für dich zu geben, und der dir nachlaufen wird, wenn du ihn nicht mitnimmst. Du hast zwei gleich schnelle Kamele. Wenn ich mich auf eins derselben setze, wirst du nicht zurückgehalten. Und wenn ich dir auch in Gefahren nicht viel nützen kann, so wirst du doch an mir einen Diener haben, welcher wenigstens zu den gewöhnlichen Handreichungen zu gebrauchen ist. Ich bitte dich inständigst, nimm mich mit! Wirst du deinen Ben Nil zurückweisen?“
    „Ich würde dich mitnehmen, wenn ich nicht an Abu en Nil, deinen Großvater, dächte.“
    „Hindert dich dieser, mir die Erlaubnis zu geben?“
    „Willst du dich denn abermals von ihm trennen, nachdem ihr euch ebenso unerwartet wie glücklich gefunden habt?“
    „Ben Nil braucht sich nur kurze Zeit von ihm zu trennen“, sagte der Raïs Effendina. „Während ich von der Dschesireh Hassanieh bis hier herab fuhr, habe ich erkannt, welch ein brauchbarer Steuermann dieser Abu en Nil ist. Ich habe ihm alles Frühere verziehen und bin bereit, ihn bei mir anzustellen. Er wird dann mit mir nach Faschodah kommen und dort mit seinem Enkel vereinigt werden.“
    Der alte Abu en Nil war nämlich ebenso wie Selim, der Aufschneider, nicht mit hierher nach dem Dschebel Arasch Qol gekommen, sondern auf dem Schiff zurückgeblieben. Ben Nil wäre dem Emir vor Freude über dessen Worte am liebsten um den Hals gefallen. Er erging sich in den lebhaftesten und aufrichtigsten Dankesworten, und wenn ich nicht weniger freundlich als der Emir sein wollte, so mußte ich versprechen, ihn mitzunehmen. Dies hatte übrigens schon vorher in meiner Absicht gelegen. Ben Nil war trotz seiner Jugend zuverlässiger als jeder andere, und einen so langen Ritt in einem fremden Land ganz allein zu unternehmen, ist auch nicht jedermanns Sache. Es war also ausgemacht, daß wir beide wie bisher zusammenhalten würden.
    Nachdem dies besprochen war, sagte der Raïs Effendina:
    „Ich weiß, daß du am liebsten gleich jetzt aufbrechen würdest, aber du wirst mich vorher doch bis an das Schiff begleiten müssen. Auf demselben befindet sich einiges, was ich dir mitzugeben habe, und dort findest du auch Munition und frischen Proviant, während du hier nur schlechte Reste bekommen könntest.“
    „Dann würde es mir aber lieb sein, wenn wir uns hier nicht lange verweilten, Emir.“
    „Wir werden sogleich abmarschieren, wenn ich einige Akte der Gerechtigkeit vollzogen habe.“
    „Willst du hier Gericht halten?“
    „Ja.“
    „Wer sind die Betreffenden?“
    Mir grauste schon, denn ich dachte an das Wadi el Berd und die Sklavenhändler, welche er dort so prima vista hatte erschießen lassen.
    „Zunächst die beiden Asaker dort“, antwortete er. „Sie haben beide den Tod verdient.“
    „Den Tod?“ fragte ich, ganz erschrocken über diese Strenge. „Ihre kleinen Vergehen sind doch nicht schwere Verbrechen, welche man mit dem Tod bestraft.“
    „Ungehorsam, zumal wenn er solche Folgen hat, wird mit dem Tod bestraft, wenigstens bei mir.“
    „Der andere, welcher keinen Befehl zu führen hatte und nur Posten stand, ist aber jedenfalls nicht so strafbar!“
    „Ebenso! Er hat ohne Erlaubnis alles ausgeplaudert; seine Dummheit hat ebenso den Tod seiner Kameraden wie das Entkommen Ibn Asls verschuldet. Bedenke, was für Menschen ich unter mir stehen habe! Die sind nur durch Strenge zu regieren.“
    „Ich bin in Milde ganz gut mit ihnen ausgekommen!“
    „Für so kurze Zeit, ja, da ist es möglich. Bald aber würden sie dir über den Kopf wachsen. Meine Asaker kennen mich, und diese beiden Missetäter wissen ganz genau, was ihrer wartet.“
    „Also wirklich der Tod?“
    „Ja; ich werde sie jetzt erschießen lassen.“
    Vielleicht hatte er recht, vielleicht auch nicht; ich aber konnte mich nicht zwingen, eine solche Strenge für nötig zu halten. Die beiden armen Teufel dauerten mich; darum ließ ich mich nicht irremachen, sondern sprach so lange auf ihn ein, bis er sagte:
    „Gut, ich schenke dir das Leben dieser Kerle. Sie mögen laufen und mir nie wieder vor die Augen kommen!“
    „Halt, Emir, so hatte ich es nicht gemeint! Was man tut, das soll man ganz und richtig tun. Schenkst du ihnen die Strafe und jagst sie fort, so ist das keine vollkommene Begnadigung.“
    „Soll ich sie etwa gar im Dienst behalten?“
    „Ja; ich bitte dich ganz besonders darum.“
    „Ganz besonders? Daß du ihr Leben erbeten hast, war wohl

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