28 - Im Lande des Mahdi II
zur Verfügung stellen? Ich habe das Spiel mit Ibn Asl angefangen. Warum soll ich es nicht zu Ende führen, um es zu gewinnen? Die Sklavenfrage interessiert mich auf das höchste. Warum soll ich mich nicht praktisch mit ihr beschäftigen, da mir eine so passende Gelegenheit geboten wird? Das, was ich außerdem und früher beabsichtigte, kann ich gerade auf diesem Weg am besten erreichen. Ich bleibe also bei dir.“
„Bis wir den Hund haben?“
„Ja, bis er unschädlich gemacht worden ist.“
„Ich danke dir, Effendi! Nun erst bin ich sicher, daß ich ihn ergreifen werde. Wo denkst du, daß er von jetzt an zu finden sein wird? Wohin wird er sich von heute an wenden?“
Ich erklärte und begründete ihm meine Ansichten, über die ich vorhin schon mit Ben Nil gesprochen hatte. Er hörte aufmerksam zu und sagte, als ich fertig war:
„Ich stimme dir vollständig bei. Er ist erst zu seinem Schiff und wird dann nach Faschodah gehen, um seine dort auf ihn wartenden Freunde aufzusuchen. Was ist da zu tun?“
„Wir müssen ihm nach!“
„Natürlich! Aber leider muß ich erst nach Karthum, um die Gefangenen dort abzuliefern. Da muß ich mich mit Proviant und Munition für eine lange Fahrt versehen, denn es ist möglich, daß wir Ibn Asl bis weit hinauf in den Süden, bis in die Sumpfgegenden der Nilarme verfolgen müssen. Das nimmt mehrere Tage in Anspruch. Dann mußt du bedenken, daß ich eine Woche nilaufwärts bis Faschodah brauche. Wenn wir nach so langer Zeit dort ankommen, ist Ibn Asl bereits fort.“
„Könntest du nicht in Karthum einen Regierungsdampfer nehmen, welcher dich am Schlepptau in viel kürzerer Zeit nach Faschodah bringt?“
„Wenn sich eins dieser kleinen Waburat zufällig dort befindet, so werde ich es allerdings in Beschlag nehmen. Aber selbst dann würde Ibn Asl noch vor meiner Ankunft den Ort verlassen haben.“
„So folgen wir ihm; das ist doch einfach!“
„Für mich nicht so einfach wie wohl für dich. Wäre einer von uns eher oben in Faschodah, so könnte er Erkundigungen einziehen und Vorbereitungen treffen, so daß ich bei meiner Ankunft mich nicht aufzuhalten brauchte, und wir sofort hinter ihm her sein könnten.“
„Daran habe ich auch schon gedacht. Ich hatte mir sogar schon einen Plan gemacht, den ich dir vortragen wollte. Unsere Ansichten harmonieren, und unsere Absichten begegnen sich in der glücklichsten Weise. Ich will voranreisen!“
„Hamdullillah! Jetzt wird mir das Herz wieder leicht. Einen besseren Beweis deiner Freundschaft könntest du mir nicht geben als durch diesen so wertvollen Dienst. Ich nehme ihn mit Dankbarkeit an und werde dich mit allem, was du bedarfst, versehen. Wie aber willst du diesen Weg zurücklegen?“
„Das deinige natürlich ausgenommen, da dasselbe besser segelt, braucht jedes Schiff von hier aus, wenn es während der Nächte am Ufer liegt, volle elf Tage, bei ungünstigem Wind auch noch länger. Einer solchen Zeitverschwendung dürfen wir uns nicht schuldig machen, wenn wir Ibn Asl erwischen wollen.“
„Er braucht aber doch ebensolange!“
„Meinst du, daß er auf seiner ‚Eidechse‘ fahren wird? Gewiß nicht. Er muß sich ja vor deinem ‚Falken‘ fürchten. Ich bin vollständig überzeugt, daß er reitet. Er kann ja gar nicht besser tun, da er ein so unübertreffliches Kamel besitzt.“
„Ich gebe dir recht. Und so willst wohl auch du reiten?“
„Ja, vorausgesetzt, daß ich zu einem guten Kamel kommen kann.“
„Du hast ja eins, sogar zwei von ganz gleicher Güte. Oder bist du nicht mehr mit ihnen zufrieden?“
„Sie würden mehr als genügen. Es sind sehr vortreffliche Tiere. Bedenke, welchen Weg sie zurückgelegt haben! Und doch sind sie noch so frisch wie an dem Tag, an welchem ich sie bekam. Freilich sind sie sehr gut behandelt worden und haben bei den Fessarah längere Zeit ausruhen können. Aber du hattest sie requiriert. Mußt du sie nicht abliefern?“
„Ganz nach meinem Belieben. Der Vizekönig braucht sie; das ist für den Besitzer genug. Du kannst sie also getrost behalten.“
„Gut! Dann bin ich überzeugt, daß Ibn Asl keinen allzu großen Vorsprung vor uns erlangen wird.“
„Und wie nun, willst du allein reiten?“
„Das wäre freilich das beste. Ein Begleiter würde mir nur hinderlich sein. Darum denke ich, daß –“
Ich wurde unterbrochen, und das hatte ich erwartet. Nämlich Ben Nil hatte sich zu uns setzen dürfen und also alles gehört. Jetzt fiel er mir in die
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