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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genannten saßen vier Männer, welche über mein Erscheinen so entsetzt waren, daß sie mich bewegungslos anstarrten; ich hieb den ersten nieder, den zweiten; der dritte erhob zur Abwehr die Arme, ich traf ihn dennoch, der vierte wollte aufspringen, kam aber nicht dazu; ich schlug ihn zu den andern. Ich hatte aus Rücksicht auf die Getroffenen mit der breiten Seite und nicht mit der Kante des Kolbens zugeschlagen. Das betäubte nur, tötete aber nicht.
    Sechs Mann – das war mein Pensum, und nun machte ich es mir zur Aufgabe, etwaige Flüchtlinge zurückzuhalten. Darum wandte ich mich gegen die Szene, welcher ich jetzt den Rücken zugedreht hatte, und legte den vielschüssigen Henrystutzen zum Schuß an.
    Es war ein noch nie erlebter Anblick, der sich mir bot. Die Asaker hatten sich genau nach meiner Vorschrift gehalten; sie ‚arbeiteten‘ stumm, und die davon erwartete Wirkung blieb nicht aus; gerade dieses Schweigen vergrößerte den Schreck der Überfallenen; auch sie schienen stumm zu sein. Nur hier oder dort schrie einer auf oder sprang einer empor, um sich zu flüchten, was aber keinem gelang. Übrigens hätte ich jedem, dessen Flucht zu gelingen drohte, eine Kugel in das Bein gegeben, um ihn niederzuwerfen.
    Abgesehen von dem Umstand, daß das Niederschmettern von Menschen kein Vorgang ist, über welchen man entzückt sein kann, war es für ein kampfesfrohes Auge eine Freude, die Asaker zu sehen. Am gewandtesten benahm sich Ben Nil; ich glaube, er streckte sechs oder sieben Gegner nieder. Von dem Augenblick an, in welchem ich das Gebüsch durchdrang, bis zu dem Moment, in welche ich den letzten Feind hintenüber fallen sah, waren wohl kaum anderthalb Minuten vergangen, und von seiten der Gegner war nicht ein einziger Schuß oder Schlag gefallen. Das war die Folge der Überraschung, einer so vollständigen, erstarrenden Überraschung, wie ich bisher noch keine beobachtet hatte.
    Selbst jetzt, als wir den vollsten Erfolg vor uns hatten, blieben die Asaker still. Sie blickten alle zu mir her, um zu erfahren, was nun zu geschehen habe.
    „Bindet schnell alle“, rief ich ihnen zu, „mit Riemen, Schnüren oder Fetzen, die ihr Ihnen von den Kleidern reißt! Das Schweigen ist zu Ende; ihr dürft reden.“
    Reden? Wie kann man in einer solchen Situation einem afrikanischen Askari gegenüber von ‚Reden‘ sprechen! Hätte ich gesagt: „ihr dürft heulen“, so wäre der Erfolg noch lange nicht dem nahegekommen, was ich jetzt zu hören bekam. Die zwanzig Stimmen brachen in ein geradezu übermenschliches Gebrüll aus; es war, als ob hundert Teufel jauchzten. Dabei versäumten sie aber nicht, meinen Befehl schnellstens auszuführen.
    Ich wandte mich natürlich zunächst zu dem Fakir und seinem Kundschafter. Sie hatten die Lippen offen und röchelten; ich band ihnen die Hände hinten und auch die Füße zusammen. Material zum Fesseln war genug vorhanden; jeder Beduine trägt während eines Rittes Schnüre bei sich, da er deren sehr oft braucht. Außerdem ist jedes Kaffije (Kopftuch) und jede Kapuze mit einem Ukal, einer Schnur versehen, mit welcher die Kopfbedeckung befestigt wird, und so ein Ukal ist ein zum Fesseln höchst praktischer Gegenstand.
    Es gab welche, die nur halb betäubt waren; sie waren an ihren Bewegungen zu erkennen und wurden natürlich zuerst gefesselt. In fünf oder höchstens zehn Minuten waren wir fertig und konnten nun darangehen, zu untersuchen, ob einer oder der andere erschlagen worden sei. Leider waren die Asaker nicht so glimpflich wie ich verfahren; sie hatten mit der Schärfe des Kolbens zugeschlagen, und so gab es mehrere zerschmetterte Schädel. Es ergab sich zu meinem Leidwesen, daß acht Personen tot waren. Drei von ihnen hatte unser Führer auf dem Gewissen, denn er sagte zu mir, indem er das Blut von dem Kolben seiner Flinte wischte:
    „Effendi, mein Visionsgewehr hat seine Schuldigkeit getan, denn von den vieren, welche ich traf, wird nur ein einziger sich erheben.“
    „War das deine Absicht?“
    „Ja. Ich wollte auch den vierten töten.“
    „Das hatte ich doch verboten?“
    „Darf ich mir verbieten lassen, mich zu rächen? Oder habe ich dir versprochen, deinem Verbot zu gehorchen? Ich sah unsere Ermordeten im Sand es Bir es Serir liegen und habe jetzt eine Vergeltung geübt, welche nichts ist gegen das, was dort geschah. Du hast kein Recht, mir das meinige zu nehmen!“
    Ich zog es vor, ihm nicht zu antworten, und kehrte zu dem Fakir zurück, welcher, wie ich sah, die

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