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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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das Weib Ibn Asls werden soll.“
    „Woher weißt du das?“ erklang es in gepreßtem Ton.
    „Nachher, nachher! Vorher mußt du wissen, daß Ibn Asl sich jetzt bei den Dinka befindet, um eine Schar ihrer Krieger zu einem Sklavenzug anzuwerben. Man hat dieses Schiff bewacht und heute früh bemerkt, daß ein Boot anlegte, in welchem zwei lange runde Pakete lagen, die an Bord geschafft wurden. Kannst du vielleicht erraten, was sich in diesen Paketen befunden hat?“
    „Wie könnte ich das wissen?“
    „So suche es zu erfahren. Das eben ist das Geheimnis, welches ich so gerne aufgeklärt wissen möchte. Du bist schlau, sehr schlau, und ich denke, daß es dir nicht schwerfallen wird, das Richtige zu entdecken.“
    Während dieses Gespräches hatte ich den Teppich ein wenig zur Seite geschoben, um die beiden zu beobachten. Der Mudir saß mit dem Gesicht, der Sangak mit dem Rücken nach uns gerichtet. Jetzt glaubte ich den richtigen Augenblick gekommen und flüsterte Ben Nil zu:
    „Geh leise hinein, und bleib neben der Tür stehen!“
    Ich schob ihn hinein und sah, daß über das Gesicht des Mudirs beim Anblick meines verkleideten Gefährten ein Lächeln der Befriedigung glitt. Der Sangak fühlte sich jedenfalls nicht übermäßig behaglich. Er schien nachzudenken, was er in diesem Augenblick von dem Mudir zu halten habe, denn es dauerte eine kleine Weile, ehe er antwortete:
    „Ich werde es entdecken, Herr. Ich werde sofort aufbrechen und das Schiff ausfindig machen. Die Pakete müssen doch noch vorhanden sein.“
    „Vielleicht auch nicht, doch kommt es nicht darauf an; ich will aber erfahren, was sie enthalten haben. Dies ist mir außerordentlich wichtig, so wichtig, daß ich dir für die Entdeckung dieses Geheimnisses eine Belohnung zugedacht habe, von deren Größe du jetzt keine Ahnung hast.“
    „Mudir, ich bin der treueste deiner Diener“, versicherte der Arnaut geschmeichelt. „Mein Glück besteht nur in deiner Güte und Gnade!“
    „Ja, du bist der treueste von allen. Darum habe ich dir als Beweis meiner Huld ein Weib ausersehen, ein Weib, mit dem sich keine Houri des Paradieses vergleichen kann.“
    „Ein Weib?!“ rief der Sangak erstaunt und enttäuscht.
    „Ja, ein Weib; ein Vorbild der Schönheit und Tugend, ein Muster der Lieblichkeit. Damit du schon jetzt erkennst, welchen großen Schatz du erhalten wirst, sollst du diesen Engel aller Engel schon jetzt sehen dürfen. Tritt herbei, du Einzige, und enthülle dein Angesicht, damit dieser brave Sangak der Arnauten, hingerissen von dem Glanz deiner Augen und den Wundern deiner Seele, dir zu Füßen sinke!“
    Er winkte Ben Nil, und dieser ging langsam näher. Der Sangak sprang auf. Er hatte schon ein Weib. Daß ihm noch ein zweites angeboten wurde, befremdete ihn, zumal er dasselbe sehen sollte, was doch eigentlich verboten ist. Er starrte die tief verhüllte Gestalt mit großen Augen an und sagte:
    „Ein Weib, wahrhaftig ein Weib! Welche Überraschung! War sie schon die Frau eines anderen, oder ist sie noch ein Mädchen? Welche Farbe hat sie? Weiß oder schwarz?“
    „Beantworte dir diese Fragen selbst. Sieh und staune!“
    Der Mudir stand auch auf und entfernte den Schleier. Der Erfolg war ganz derselbe, den ich erwartet hatte: Der Arnaut stieß einen unartikulierten, heiseren Schrei des Schreckens aus.
    „Nun, wie gefällt sie dir? Bist du nicht entzückt?“ fragte der Mudir, indem er mit Bedacht eine solche Stellung annahm, daß der Sangak, der sich umgedreht hatte, mir wieder den Rücken zukehren mußte.
    Dies benutzte ich, um auch unbemerkt von dem letzteren einzutreten. Er antwortete nicht. Sein Gesicht war fahl geworden. Es schien, als ob er sich gar nicht bewegen könne.
    „Du bist sprachlos vor Wonne“, höhnte der Mudir. „Wenn das bei dem Anblick des einen Paketes geschieht, wie groß wird deine Seligkeit erst sein, wenn du auch das andere erblickst. Siehe dich um!“
    Der Arnaut gehorchte wie mechanisch dieser Aufforderung. Sein Auge fiel auf mich, und mein Anblick gab ihm sofort seine Fassung zurück.
    „Bei der Hölle!“ schrie er auf. „Man hat mit mir gespielt, aber man soll nicht weiterspielen. Der Scheïtan vernichte euch alle drei!“
    Er wandte sich nach der Tür, um schleunigst zu entkommen; aber ich vertrat ihm den Weg.
    „Fort mit dir, Hund!“ fuhr er mich an. „Du bist mir widerlich.“
    „Vielleicht darum sagtest du mir gestern abend, daß wir uns nicht wiedersehen würden“, antwortete ich ihm. „Ich aber war

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