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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihr braucht. Ihr werdet die Aussage des Sangak vernehmen und im geeigneten Augenblick hereinkommen.“
    Er hatte nach einer zweiten Tür gedeutet. Wir folgten seiner Aufforderung und kamen in ein Zimmer, wo ich mein ganzes Eigentum liegen sah. Es gab da auch alles Nötige, mich von der schwarzen Farbe zu befreien, was ich natürlich schleunigst tat. Dann kleidete ich mich um. Ben Nil mußte den Frauenanzug noch anbehalten, weil der seinige sich in den Händen des Fischers befand. Eben war ich mit der Toilette fertig, als ich Schritte hörte. Der Sangak trat bei dem Mudir ein. Wir konnten alles hören, denn das, was ich eine Türe genannt habe, bestand aus einem die Türöffnung bedeckenden Teppich.
    „Du hast mich rufen lassen, o Mudir!“ hörte ich den Arnauten sagen.
    „Ja, heimlich. Wer weiß noch von deinem Kommen?“
    „Kein Mensch.“
    „Setz dich!“ antwortete der Mudir. „Hast du gehört, ob man von den verschwundenen Männern vielleicht eine Spur gefunden hat?“
    „Man hat bis jetzt nichts entdeckt.“
    „Das ist schlimm! Ich werde nicht eher ruhen, als bis ich sie gefunden habe.“
    „Auch ich habe alles getan, was möglich ist. Meine Arnauten sind alle fort, obgleich sie nicht begreifen können, wie ich von ihnen verlangen kann, daß sie, die Rechtgläubigen, der stinkenden Fährte eines Christen nachforschen sollen.“
    „Ich will diesen Christen haben; das muß dir und ihnen genügen. Hast du bei dir selbst aufmerksam gesucht?“
    „Ja, doch vergebens.“
    „Sonderbar! Der Effendi ist zu dir gegangen und seine Begleiter haben ganz deutlich gehört, daß er bei dir klopfte.“
    „Das mag sein. Es ist auch geöffnet worden, aber man hat niemand gesehen. Später hat der Wächter bemerkt, daß fremde Gestalten um die Türen geschlichen sind. Wer weiß, in welcher Absicht der Christ gekommen und warum er so plötzlich wieder verschwunden ist.“
    „Er hat mir seine Absichten mitgeteilt. Es gab für ihn keinen Grund, zu verschwinden. Wohl aber gab es für einige hiesige Personen Grund, ihn verschwinden zu lassen!“
    „So rate ich dir, diese Personen zu fragen!“
    „Das habe ich getan, aber sie leugnen, etwas zu wissen.“
    „Laß ihnen fünfhundert aufzählen; dann werden sie gestehen!“
    „Da du es mir rätst, werde ich es tun, und du sollst dabei sein dürfen.“
    „Ich danke dir, o Gebieter! Du weißt, daß ich die Gerechtigkeit liebe und stets gern dabei bin, wenn du sie an denen, welche gegen sie gesündigt haben, übst. Es wird mir eine Wonne sein, das Geheul dieser Hunde zu hören. Nun aber möchte ich dich nach dem Geheimnis fragen, welches der Grund ist, daß du mich zu dir kommen ließest.“
    „Du sollst es sofort hören. Ja, es ist ein Geheimnis, dessen Aufklärung mir sehr am Herzen liegt, und du bist der richtige Mann, mir dabei behilflich zu sein. Ist dir vielleicht ein Muza'bir, ein Gaukler aus Kahira, bekannt?“
    „Nein.“
    „So kennst du aber vielleicht einen gewissen Abd el Barak, welcher Mokkadem der heiligen Kadirine ist?“
    „Auch nicht.“
    „Diese beiden Männer befinden sich jetzt in Faschodah. Ich will und muß sie finden, weil sie Verbündete des Sklavenjägers Ibn Asl sind.“
    „Soll ich nach ihnen suchen? Wenn sie wirklich hier sind, werde ich sie ganz gewiß entdecken.“
    „Sie sind hier. Man hat sie noch gestern abend gesehen. Sie sollen an deiner Tür geklopft haben.“
    „Allah! Was könnten sie bei mir gewollt haben? Das muß ein Irrtum sein. Solche Leute werden doch nicht so wahnsinnig sein, sich zu mir zu wagen!“
    „Es gibt Wahnsinnige, welche zuweilen sehr gut bei Sinnen sind. Noch eine Frage. Hast du vielleicht einmal mit einem Türken gesprochen, welcher Murad Nassyr heißt?“
    „Nie. Was ist's mit ihm?“
    „Davon nachher. Ich muß dich nach einer andern Person fragen. Es ist dies ein Takaleh, welcher Schedid heißt.“
    „Ich kenne ihn nicht. Wie kommt es, daß du mir so viele unbekannte Namen nennst?“
    „Ich tue es, um dir die Entdeckung des Geheimnisses zu erleichtern. Ich habe dir bereits ein wenig vorgearbeitet, und du sollst die Sache zum Schluß führen. Es liegt nämlich vier Ruderstunden aufwärts von hier ein Schiff, welches Ibn Asl gehört.“
    „Allah. Allah!“
    Der Sangak hatte bis jetzt schnell und unbefangen geantwortet; den letzten Ausruf tat er in erschrockenem Ton.
    „Auf diesem Schiff“, fuhr der Mudir fort, „befindet sich jener Türke, nach welchem ich dich fragte. Er hat eine Schwester mit, welche

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