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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gesicht, zu welchem der Bart gar nicht passen wollte.
    Als wir ausstiegen, war kein Mensch zu sehen. Vielleicht aus Zufall, vielleicht auch deshalb, weil so viele Leute auf der Suche nach uns waren, um sich die hundert Piaster zu verdienen. Wir erreichten sogar das Regierungsgebäude, ohne von jemand beobachtet worden zu sein, und wurden dort von einem Bediensteten, welcher auf uns gewartet hatte, zu seinem Herrn geführt. Dieser hatte dafür sorgen lassen, daß uns im Innern des Gebäudes niemand begegnete.
    Er saß rauchend auf einem seidenen Diwan. Über sein ernstes, ja strenges Gesicht ging, als wir eintraten und sein Auge auf uns fiel, ein heiteres Lächeln. Ja, es schien, als ob er sich Mühe geben müsse, nicht laut aufzulachen.
    „Allah tut Wunder!“ rief er aus. „Wer hat schon einmal einen Neger, einen Hüter der Frauen, mit einem solchen Bart gesehen! Hat man dich erkannt, Effendi?“
    „Nein. Wir sind von keinem Menschen beachtet worden.“
    „Das ist gut. Setzt euch, und nehmt die Pfeifen, welche ich für euch bereitlegen ließ. Du aber wartest draußen vor der Tür, um zu erfahren, ob ich dir das Geld geben werde oder nicht!“
    Die letzten Worte waren an den Fischer gerichtet, welcher dem Befehl nicht sofort gehorchte, sondern in bittendem Ton antwortete:
    „Verzeihe meine Kühnheit, o Mudir, und erlaube mir, dir zu –“
    „Schweig, sonst bekommst du sofort fünfhundert!“ unterbrach ihn der Mudir mit Donnerstimme. „Hinaus mit dir!“
    Ich hatte mich mit Ben Nil zu ihm gesetzt. Wir steckten unsere Pfeifen an, und dann mußte ich erzählen. Der Statthalter verzog während meines Berichtes keine Miene und ließ auch kein Wort hören. Als ich geendet hatte, schwieg er immer noch eine Weile; dann brach er los, aber nicht so, wie ich erwartet hatte, sondern beinahe leise und in sehr ruhigem Ton. Aber gerade diese Ruhe ließ auf die Größe seines Grimmes, den er gewaltsam niederzwang, schließen.
    „Gestern“, sagte er, „als du mir mitteiltest, daß dieser Hundesohn ein Verbündeter des Sklavenjägers sei, wollte ich es nicht glauben. Jetzt hast du mir die Wahrheit deiner Worte bewiesen. Er soll –“
    Er hielt mitten im Satz inne und blickte vor sich nieder. Er war empört und tief aufgeregt und hielt es nicht für seiner Würde angemessen, dies so merken zu lassen. Nach einer Weile klatschte er in die Hände. Ein Diener trat herein und erhielt den Befehl:
    „Gehe zum Sangak der Arnauten und sage ihm, daß ich mit ihm zu sprechen wünsche. Es betrifft ein Geheimnis; er soll also keinen Menschen wissen lassen, zu wem er geht. Da versteht es sich von selbst, daß du diesen Auftrag so ausrichtest, daß nur er allein deine Worte hört. Sende mir den Abu Chabit (Vater der Prügel) herein!“
    Der Mann entfernte sich, und kurze Zeit darauf trat ein schwarzer, außerordentlich robuster Kerl herein, welcher beide Hände auf die Brust legte und sich fast bis auf den Boden verneigte.
    „Es gibt zu tun“, sagte der Mudir zu ihm. „Ein Hund aller Hunde soll fünfhundert erhalten und dann nicht wieder gesehen werden. Besorge das Nötige!“
    „Wo?“ fragte der Schwarze, wobei ein Grinsen über sein Gesicht ging. Er freute sich auf die Ausübung seines Amtes.
    „Da“, antwortete der Mudir, indem er mit dem Daumen über die Achsel nach einer Tür zeigte, welche sich hinter ihm befand. Der ‚Vater der Prügel‘ verbeugte sich abermals und ging dann rückwärts wieder hinaus. Als wir uns allein befanden, sagte der Mudir:
    „Weißt du, warum der Sangak heimlich kommen soll?“
    „Ich denke es mir. Wegen deiner Sicherheit.“
    „Allah! Du hast es erraten!“ rief er erstaunt.
    „Das ist ja nicht schwer. Ich kenne die Arnauten zur Genüge. Sie sind äußerst schwer im Zaum zu halten. Wenn du den Sangak richtest und seine Soldaten erfahren es, so hast du eine Empörung zu erwarten.“
    „So ist es! Er soll seine Strafe erhalten, ohne daß man es ahnt. Als du gestern nicht kamst, sandte ich zu ihm. Er ließ mir sagen, daß niemand bei ihm gewesen sei. Später ging ich selbst zu ihm und bekam dieselbe Behauptung zu hören. Dann erfuhr ich gar, daß auch Ben Nil verschwunden sei, und erteilte sofort den Befehl, daß überall nach euch gesucht werde. Dieser Hund hat mich an der Nase herumführen wollen; er ist ein Begünstiger des Sklavenhandels, ein Verräter und Mörder. Du wirst hören und sehen, was ich mit ihm spreche und mit ihm tue. Begebt euch jetzt dort hinein, wo ihr alles findet, was

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