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28 - Im Lande des Mahdi II

28 - Im Lande des Mahdi II

Titel: 28 - Im Lande des Mahdi II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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überzeugt, dich wiederzufinden, da ich mit dir abzurechnen hatte.“
    „Fort! Zur Seite, oder ich mache mir den Weg!“
    Er zog das Messer und zückte es zum Stoß. Da schlug ich ihm von unten herauf an den Ellbogen, daß er es fallen ließ, packte ihn, hob ihn empor und warf ihn zu Boden, daß ich glaubte, er habe das Genick gebrochen. Er hatte die Augen offen, rührte sich aber nicht.
    „Allah, Allah!“ rief der Mudir. „So verfährst du mit diesem Riesen! Das ist es, was mir der Raïs Effendina berichtet hat, und was ich nicht glauben wollte. Ist er tot?“
    „Nein“, antwortete ich. „Er wird sich sogleich bewegen, ganz plötzlich, um …“
    Ich sprach nicht weiter, denn was ich erwartet hatte, das geschah: der Sangak fuhr plötzlich mit der Hand in den Gürtel und riß eine Pistole heraus, um sie auf mich zu richten, wobei er den Oberkörper aufschnellte. Seine Unbeweglichkeit war eine Finte gewesen. Ben Nil stand hinter ihm, bückte sich rasch nieder und ergriff die Hand, welche die Pistole hielt; zugleich versetzte ich ihm einen Fußtritt gegen den Magen, daß er wieder hintenüberflog und die Waffe fallen ließ. Er wollte sich aufrichten, um die Gegenwehr fortzusetzen; der Fußtritt aber hatte ihn unfähig dazu gemacht. Mit halberhobenem Körper streckte er mir die geballte Faust entgegen und stieß dabei einen Fluch aus, welcher unmöglich wiedergegeben werden kann.
    „Laßt ihn!“ gebot der Mudir. „Der Schurke ist nicht wert, von euren Händen berührt zu werden. Effendi, du hast gehört, was ich meinem ‚Vater der Prügel‘ geboten habe. Ist einmal ein solcher Befehl gegeben, so ist auch dafür gesorgt, daß wir den Betreffenden sicher haben. Ihr braucht euch nicht mit ihm zu bemühen.“
    Er klatschte in die Hände, und auf dieses Zeichen traten von zwei Seiten Schwarze herein, welche den Sangak ergriffen und vom Boden aufzogen. Er sah den ‚Vater der Prügel‘ und ahnte, was man mit ihm vorhatte.
    „Willst du mich etwa schlagen lassen?“ brüllte er den Mudir an.
    „Ich beabsichtige nur, deinen eigenen Willen an dir zu erfüllen“, antwortete dieser. „Du hast mir vorhin den vortrefflichen Rat der Bastonade gegeben, und er wird nun an dir selbst ausgeführt.“
    „Weißt du, was das bedeutet?“
    „Nichts weiter, als daß ein Hund geprügelt wird.“
    „Aber dieser Hund hat Zähne! Nur ein kleiner Wink von mir, und meine Arnauten fallen über dich her! Du kennst mich noch nicht!“
    „Ich kenne dich genau. Ich habe dir vorhin die Namen deiner Freunde genannt; das überhebt mich der Mühe, dir dein Sündenregister vorzuhalten. Wenn du meinst, daß ich dich noch nicht kenne; so weiß ich um so sicherer, daß du mich kennst. Man nennt mich Abu Hamsah Mia. Du bekommst fünfhundert!“
    „Fünfhundert!“ schrie der Arnaute. „Das kostet dein Leben!“
    „Drohe nicht noch! Bitte Allah, daß er dich sicher über die Brücke des Todes geleite, damit du nicht hinab in die Feuer der Dschehennah stürzt!“
    Der Arnaut zuckte zusammen, warf einen unbeschreiblichen Blick auf den Mudir und fragte stockend:
    „Brücke – des – Todes! So willst – du mich – totpeitschen – lassen?!“
    „Du bekommst fünfhundert und wirst nicht mehr gesehen. So habe ich dem ‚Vater der Prügel‘ befohlen, und was ich gesagt habe, das geschieht!“
    „Noch nicht, noch nicht! Noch habe ich Arme und Hände, um mich zu wehren und dich zu zerreißen!“
    Er wollte sich von den Schwarzen losmachen, um sich auf den Mudir zu werfen. Die Gehilfen des ‚Vaters der Prügel‘ aber besaßen Übung. Sie drückten ihn nieder, hielten ihn fest, und im Handumdrehen wurde ihm ein Leder um Kopf und Kinn geschnallt, durch welches der untere Kiefer so fest gegen den oberen gezogen wurde, daß er ihn nicht bewegen und also auch nicht schreien konnte. Dann trugen sie ihn hinaus.
    „Er bekommt, was er verdient“, meinte der unerbittliche Statthalter. „Wir werden als Zeugen dabeistehen.“
    „Ich nicht“, antwortete ich. „Ich verzichte darauf, bei einem solchen Auftritt zugegen zu sein.“
    „Besitzt du schwache Nerven? Die darf ein Beamter hier nicht haben, wenn er der Gerechtigkeit die Wege bahnen will. Ich zwinge dich nicht, zugegen zu sein. Warte hier, bis ich zurückkehre.“
    „Bleib noch einen Augenblick, o Mudir! Ich habe dir noch Wichtiges zu sagen.“
    „Was?“
    „Vertraue mir eine Schar Asaker und einige schnelle Boote an! Wir müssen uns beeilen, das Schiff Ibn Asls wegzunehmen, sonst

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