28 - Im Lande des Mahdi II
bekehren lassen, sie vernichten und dann die Güter dieser Erde so verteilen, daß ein jeder nach seiner Frömmigkeit erhält, was ihm gebührt.“
„Das sind mehr weltliche als religiöse Hoffnungen und Wünsche. Wäre ich Moslem, ich würde mich nur an den Koran halten, nach dessen Lehren ein solcher Mahdi nicht erwartet werden kann.“
„Wieso? Wenn der Koran nicht von einem Mahdi redet, so ist das doch kein triftiger Grund, anzunehmen, daß es keinen solchen geben kann und geben wird.“
„O doch, denn die Prophetologie des Koran ist vollständig abgeschlossen. Nach Mohammeds eigenen Worten ist er der letzte Prophet, den Allah gesandt hat und senden wird; seine Lehre, der Islam ist in sich vollendet und kann nicht durch Zusätze ergänzt oder gar verbessert werden, und nach ihm wird, wie er sagt, nur einer kommen, nämlich Isa Ben Marryam, und zwar am jüngsten Tag, an welchem er sich auf die Moschee der Ommijaden in Damaskus niederlassen wird, um zu richten die Lebendigen und die Toten. Ganz abgesehen davon, daß Mohammed da den Heiland der Christen als Weltenrichter hoch über sich selbst stellt, macht er damit eure Mahdihoffnung ganz und vollständig zuschanden.“
„Das sprichst du als Ungläubiger.“
„Nein, sondern als Kenner des Islam, als welcher ich mich in die Anschauung eines Moslems gedacht habe. Wenn jetzt ein Mahdi erstände, welcher beabsichtigte, die sogenannten Ungläubigen, falls sie sich nicht von ihm bekehren ließen, zu vernichten, so wäre das einfach lächerlich. Es gibt weit über tausend Millionen Menschen, welche nicht Mohammedaner sind; ich will aber nur von uns Christen sprechen. Wie wollte euer Mahdi es anfangen, uns zu vernichten?“
„Mit Feuer und Schwert!“
„Er mag kommen! Und das ist es ja eben, daß er gar nicht kommen kann, nämlich nicht zu uns. Kann eine Quelle der Wüste sich herausnehmen, zum Nil zu kommen, um ihn zu verschlingen? Kann sie die Wüste überwinden und dann die Felsenberge, durch welche sie vom Nil getrennt wird? Sie muß, sobald sie sich aus der Oase hervorwagt, schamrot im Sand verlaufen.“
„Allah wird ihre Wellen mehren und ihre Kräfte stärken, daß sie tausendmal breiter wird als der Nil!“
„Gott ist allerdings allmächtig; aber er läßt nicht der Überhebung eines Moslems zuliebe ein Meer aus dem dürren Boden quellen und die Höhen der Gebirge überfluten.“
„Ihr kennt uns nicht. Wir sind unwiderstehlich, wenn wir uns im Krieg über eure Länder ergießen!“
„Pah! Euer Strom würde elend versiechen, noch lange ehe er unsere Grenzen erreichte. Kennt ihr unsere Länder? Wo liegen sie? Kennt ihr unsere Völker, unsere Einrichtungen, unsere Heere? Ein Wüstenfloh hat den Gedanken, mit den Elefanten und Flußpferden des Sudan, den Büffeln und Bären Amerikas, den Löwen und Tigern Indiens anzubinden! Wahnsinn! Und kämt ihr zu Hunderttausenden, so hast du gar keine Ahnung, wie schnell wir mit euch aufräumen würden.“
„Allah 'l Allah! Hast du einmal einen Moslem im Kampf gesehen? Wir würden euch im Augenblick zermalmen!“
„Aber einen Augenblick vorher würdet ihr aus den Mündungen unserer Gewehre und Kanonen bis auf den letzten Mann den Tod getrunken haben. Ehe du vom Zermalmen redest, besuche die Länder der Christen, um da Umschau zu halten! Du redest wie ein Fisch vom Wüstensturm; sobald er nur aus dem Wasser kommt, ist's mit ihm vorbei. Zähle die Millionen und aber Millionen Krieger, welche wir haben. Und was sind das für Männer! Was sind zehn von euch gegen einen von ihnen! Du fragst mich, ob ich einen Moslem im Kampf gesehen habe. Nicht einen, sondern viele sah ich schon. Ich selbst habe mit Moslemin gekämpft und wundere mich sehr, daß du mich so fragen kannst. Nimm doch das nächste Beispiel, welches dir zur Verfügung steht, nämlich mich selbst! Man wollte und will mich hier verderben. Ist es gelungen? Sind diese großen Helden nicht alle in ihre eigenen Gruben gefallen? Ich bin der einzige Christ unter euch. Sagt Abd Asl nicht selbst, daß ich mehr zu fürchten sei als alle Asaker zusammen? Man wollte mich fangen. Was geschah? Ich habe diese siebzig tapferen Moslemin gefangen, und zwar hier, wo sie daheim sind und alle Verhältnisse kennen. Dein Mahdi mag kommen, um uns zu vernichten. Meinst du, daß wir uns gegen ihn zu wehren brauchten? O nein! Wir würden lachen, nur lachen, und vor dem Schall dieses Spottgelächters würde er samt seinen Helden Hals über Kopf davonlaufen.“
„Du nimmst
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